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Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange

Titel: Weltraumpartisanen 21: Blindflug zur Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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eines flimmernden Schleiers aus Hitze und Abgasen zum metallenen Schweigen eines Kriegsschiffes zu erstarren.
    Die Entfernung mochte an die neunzig Kabellängen betragen, und wenn man sich vor die Frontverglasung stellte, benötigte man kein Bikolar, um den Ankömmling ins Auge zu fassen. 
    Das Grundmodell war die Pagode: der Schwere Kreuzer der VOR. Daran konnte kein Zweifel bestehen. Die technischen Veränderungen, die daran vorgenommen waren, schienen vornehmlich dem Zweck zu dienen, den Aktionsradius zu erweitern. Aus der Pagode war eine bösartig wirkende Flunder geworden, eingehüllt in kalten, von keinerlei Kennzeichen unterbrochenen Aluminiumglanz. Lediglich dort, wo sich früher einmal das VOR-Emblem, die gekreuzten Krummschwerter befunden haben mochten, prangte über einem phosphoriszierenden Totenkopf in Form von knallroten Lettern herausfordernd der Schiffsname VENDETTA.
    Aus dem Italienischen stammend, mittlerweile vom modernen Rotwelsch der metropolitischen Unterwelt übernommen, bedeutete das Wort noch immer, was es in Mafiakreisen und anderswo seit jeher bedeutet hatte: Rache.
    Und wie um dieser Übersetzung Nachdruck zu verleihen, klappten an Bord des Schweren Kreuzers die Waffenschlünde auf, und damit war seine Absicht klargestellt.
    »Sir, das Dingi fährt jetzt ein.«
    Captain Romens Blick wanderte hinüber zum BVN-Monitor. Das Dingi war wohlbehalten zurückgekehrt, und während hinter ihm der Lukendeckel einrastete, wobei zugleich das aufheulende Gebläse vorgewärmte Atemluft in das ausgekühlte Flugdeck preßte, machten sich die Männer – die beiden Lieutenants und die zwei Geretteten – an das Aussteigen. Lieutenant Prado hatte die Hand auf den Starter gelegt und wartete auf den Befehl seines Kommandanten.
    Captain Romen schwieg. Der Lieutenant war entschlossen, seine Pflicht zu tun, aber auch ihm mußte es klar sein, daß man einer Pagode, die einem auf neunzig Kabellängen Entfernung im Genick saß, nicht entkommen konnte. Nicht aus dem Stand heraus. Nur ein Narr ließ sich nicht beeindrucken durch die gedankenschnellen Waffen, die den leeren Raum beherrschten.
    Lieutenant Krosanke, mittlerweile wieder auf Station, meldete sich.
    »Brücke – FK. Lichtspruch von der Vendetta . Ich lese mit …«
    Captain Romen sah es selbst. Auf dem Kriegsschiff war der Morsescheinwerfer in Aktion getreten, und nun übermittelte er der Florence Nightingale die stumme Botschaft: »… Kommandant an Kommandant. Ihr Schiff ist in meiner Gewalt. Unternehmen Sie nichts, was mich dazu zwingen müßte, Sie zu vernichten, und warten Sie das Prisenkommando ab. Vermeiden Sie jeglichen Funkverkehr und geben Sie mir Ihre bedingungslose Kapitulation mittels Blinkspruch bekannt. Ich wiederhole …«
    Captain Romen drückte die Taste und brachte die Stimme von Lieutenant Krosanke zum Verstummen.
    »Danke. Das genügt.«
    Der letzte Zweifel an der Identität dieses Schiffes war dahin. An Bord der Vendetta hatte man allen Grund, den Funkverkehr zu meiden. Man mied ihn, um nicht auf sich aufmerksam zu machen. Im Augenblick kam es nicht darauf an, mit was für Leuten man es zu tun hatte, ob mit Deserteuren aus den VOR oder mit Schmugglern aus dem Dunstkreis von Las Lunas, die auf ein rasch verdientes Zubrot aus waren. Wichtig war, daß man zu einem Entschluß kam. Etwas mußte geschehen – rasch, sofort. Es mußte geschehen, bevor drüben auf der Vendetta jemand kaltblütig den Finger auf den Auslöser legte.
    Captain Romen löste sich aus seiner Erstarrung. Er sagte zu seinem Piloten: »Nehmen Sie die Hand vom Starter, Lieutenant! Wir sind keine Selbstmörder!« – und drückte im Anschluß daran die Taste: »FK – Brücke. Folgender Blinkspruch an die Vendetta : ›RRK Florence Nightingale protestiert gegen die Aufbringung und …'«
    Captain Romen brach mitten im Satz ab und fuhr dann fort: »Ach, zum Teufel, geben Sie nur durch: ›Verstanden! …‹«
    Auf der Florence Nightingale wartete man auf das Eintreffen des Prisenkommandos. Captain Romen hatte die Besatzung angewiesen, sich auf der Brücke zu versammeln und keinen Widerstand zu leisten. Widerstand womit? Es gab nicht einmal eine Handfeuerwaffe an Bord. Im Augenblick konnte man nichts anderes tun, als sich zähneknirschend der Gewalt zu beugen.
    Lieutenant Prado, Lieutenant Krosanke und der kupfergesichtige, indianerblütige Lieutenant Torrente aus dem Maschinenraum machten kein Hehl daraus, daß sie das Schiff noch nicht verloren gaben. 
    Lieutenant

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