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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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hören."
    Ich sah ihn an.
    „Der berüchtigte Billy the Kid des Wilden Westens wäre, wenn man ihm keinen Revolver gegeben hätte, vielleicht ein netter Junge geblieben. Denken Sie darüber nach."
    Es dauert nur wenige Minuten, dann war die Bewaffnung der Flotte beschlossene Sache, und ich legte mein Amt als Erster Vormann nieder. Jim Collins wurde zu meinem Nachfolger gewählt.
    Die Entwicklung war nach meiner Überzeugung verhängnisvoll, und der Gedanke lag nahe, der UGzRR überhaupt den Rücken zu kehren. Dagegen sprach, daß ein solcher Entschluß die Trennung von der Besatzung der Henri Dunant bedeutete, die im Gegensatz zu mir durch langfristige Verträge an die Gesellschaft gebunden war. Besonders von Lieutenant Xuma, dem schwarzhäutigen LT, und mehr noch von Lieutenant Stroganow, mit dem mich längst mehr verband als reine Bordkameradschaft, wäre mir der Abschied schwer gefallen. Ich wäre mit dem Gefühl geschieden, sie in einer kritischen Zeit im Stich gelassen zu haben, um meiner gekränkten Eitelkeit nachzugeben.
    Collins beabsichtigte, die Schiffe nach und nach zwecks Einbau der EK kurzfristig außer Dienst zu stellen - „das dauert drei Tage, dann ist die Mühle wieder klar!" -, wobei mit seiner Elsa Brandstroem der Anfang gemacht werden sollte. Danach sollte je nach Einsatzlage verfahren werden.
    Als neues Flaggschiff der UGzRR übernahm die Elsa Brandstroem zugleich die Raumposition Las Lunas mit der landfesten Basis.
    Collins blickte auf.
    „Was die Henri Dunant anbetrifft - Sie übernehmen in Zukunft die Raumposition Uniform Charlie Oskar. Irgendwelche Einwände, Brandis?"
    Die Raumposition UCO im Schnittpunkt der Uranus-Erde- und der Uranus-Venus-Routen, infolge ihrer Nachbarschaft zu einem der Uranus-Monde auch Raumposition Oberon genannt, war eine der entlegensten. Collins wollte mich an einem sicheren Ort verwahren: Er schickte mich in die Wüste.
    „Keine."
    Collins zeigte mir sein jungenhaftes Grinsen.
    „Sauer, Brandis? Wir werden uns wegen einer solchen Kleinigkeit nicht in die Wolle geraten. Letztlich geht es um die Sache."
    Ich stand auf.
    „Eben deshalb, Collins", erwiderte ich, „werden wir uns wohl nie verstehen." Ich deutete auf seine Brust. „Sie täten gut daran, Ihren Stern zu putzen, bevor Sie wieder in Ihren Vogel klettern."
    Er starrte mich an.
    „Welchen Stern?"
    Ich nahm kein Blatt vor den Mund. Mochten die anderen es getrost erfahren, was ich vom neuen Ersten Vormann der UGzKR hielt.
    „Den Marshal-Stern, Sie Revolverheld. Hoch lebe der Wilde Westen unter den Sternen!"
    Collins schnappte nach Luft. Ich ging.
    Unten fing mich noch einmal Mike Berger ab. „Mark! Wie ist es gelaufen?"
    Ich nahm die Kombination vom Haken und zwängte mich hinein. In der Stadt verfügte man über alle Annehmlichkeiten eines modernen Lebens - einschließlich einer aufwendigen Ozonerie. Auf dem Rampengelände herrschten noch die alten lunaren Verhältnisse.
    „Collins schmeißt jetzt den Laden."
    Das Bernhardinergesicht nahm einen geradezu tragischen Ausdruck an.
    „Mit anderen Worten: Sie haben dir eine Kanone verpaßt."
    Ich wischte das Helmvisier sauber.
    „Solange ich die Henri Dunant führe, kommt mir keine Kanone an Bord. Wenn sie darauf bestehen, müssen sie mich erst als Commander absetzen."
    Ich stülpte den Helm auf und machte mich auf den Weg. Der Staub lag mehr als knöcheltief. Ich kämpfte mich zu meinem Schiff zurück. Ich war in einer miserablen Stimmung.
    In der Messe brannte Licht. Die ganze Crew war noch auf. Ich ging zum Kaffeespender und füllte einen Becher. Die auf mich gerichteten Blicke machten mich nervös.
    „Um es kurz zu machen", sagte ich, „wer noch mit daheim visiofonieren will, sollte es jetzt tun. Unsere neue Raumposition ist Oberon."
    Lieutenant Xuma pfiff durch die Zähne. „Und wer hat das angeordnet, Sir?"
    Ich wies hinüber zum erleuchteten Tower. „ Unser neuer Erster Vormann, Commander Collins. In der kommenden Zeit, fürchte ich, wird es bei der Gesellschaft einigermaßen rundgehen."
    Captess Kato schenkte mir ein strahlendes Lächeln. „Das kann doch einen Matrosen nicht wackeln, Sir!" sagte sie tapfer.
    Ich verschluckte mich am heißen Kaffee. Lieutenant Stroganow übersetzte: „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern!"
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    6.
    Als letzter der Besatzung meldete ich ein Gespräch zur Erde an. Zehn Minuten lang unterhielt ich mich mit Ruth O'Hara, meiner Frau, im fernen Metropolis. Ich teilte ihr mit, daß sie ihren
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