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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon
Autoren: Mark Brandis
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erste Inaugenscheinnahme hatte vermuten lassen. Die ganze Turbine mußte herausgerissen werden - und damit verlagerte sich die Knochenarbeit nach draußen, in den freien Raum.
    Das Ausbringen eines Gerüstes war das wenigste. Aber dann, nach dem Ablösen der Platten, kam es darauf an, über tausend Einzelteile beieinander zuhalten. Wir schufteten wie die Galeerensträflinge. Wir arbeiteten bis zur Erschöpfung und fielen dann, wenn wir nicht mehr konnten, todmüde in unsere Kojen.
    Die Entwicklung im Kosmos tat das ihre, um uns das Leben schwerzumachen. Am Mittwoch wurde die Staubkonzentration im Raum mit RMP 2100 so dicht, daß wir gezwungen waren, alle Arbeiten einzustellen und uns, nachdem wir das gähnende Loch in der Bordwand provisorisch abgedichtet hatten, an Bord in Sicherheit zu bringen.
    Gleiches wiederholte sich am Donnerstag. Bereits zum Wiedereinbau bereitgelegte Teile mußten hernach erneut gereinigt werden. Es war zum Verzweifeln.
    Die Elsa Brandstroem befand sich auf der Venus, um sich in einer Halle der nur nominell der Strategischen Raumflotte unterstehenden Abteilung S wie Sicherheit die EK montieren zu lassen. Und da auch mit der Wiederindienststellung der Rabindranath Tagore bis auf weiteres nicht zu rechnen war, lag die ganze Last dieser Tage auf den Schultern der Besatzungen der Albert Schweitzer, der Florence Nightingale und der Mahatma Gandhi. Die drei Schiffe waren fast pausenlos im Einsatz. Bereits am Dienstag meldete Stellanorm XIV das Entstehen eines Meteoritzyklons im Vorfeld des Pluto.
    Der Zyklon wurde unter dem schönen Namen ,Roswitha' unter Beobachtung gestellt. Am Freitag wurde in der Nachbarschaft des Kunstplaneten Astropolis ein weiterer Meteoritzyklon geboren: ,Tamara' . Am gleichen Tag verließ Collins mit der umgebauten Elsa Brandstroem die Venus, um auf seine lunare Position zurückzukehren.
    Am Samstag ließ mich die Raumnotwache Las Lunas wissen, daß sich ,Roswitha' und ,Tamara' auf einander zubewegten, um sich -voraussichtlich im Raumgebiet PAP - zu einem kosmischen Hurrikan zusammenzuschließen, für den der Name bereits feststand. Der Hurrikan trug die Bezeichnung ,Apokalypse' .
    Am siebten Tag der Schufterei vor Oberon setzte ich die Raumnotwache Las Lunas davon in Kenntnis, daß wir mit dem Zusammenbau begannen.
    Gegen 16 Uhr mußte ich alles stehen und liegen lassen, weil Lieutenant Levy einen verstümmelten Notruf aufgefangen hatte, der mittlerweile auch der Raumnotwache Las Lunas vorlag. Hua McKim meldete sich.
    „Sir, Sie wissen, daß ich kein Antreiber bin - aber die Henri Dunant wird nun ernsthaft gebraucht."
    Ich warf einen Blick durch die Scheibe. Lieutenant Stroganow stemmte sich gerade gegen den Turbinenblock. Lieutenant Xuma war nicht zu sehen; offenbar hielt er sich im abgeschotteten Maschinenraum bereit, um den pendelnden Metallkoloß in Empfang zu nehmen.
    „McKim, selbst wenn wir die Nacht durcharbeiten, werden wir nicht vor morgen mittag klar sein. Wir tun, was wir können. Ich will Ihnen freilich gleich sagen, was wir nicht können: das wäre hexen."
    McKim ließ sich nicht abwimmeln.
    „Oskar Alfa Romeo, Sir. Ein Frachter namens Orbis. Explosion im Maschinenraum. Ein Mann der Besatzung ist schwer verletzt."
    OAR hätte zu unserem Einsatzgebiet gehört: zu erreichen in etwa elf Stunden.
    „Roger, McKim, die Orbis steht ganz oben auf meinem Zettel. Aber sie muß warten."
    „Commander, sie kann nicht warten!" McKims Stimme klang brüchig. „Sie ist am Driften - in Richtung auf Papa Alfa Papa. Man muß die Leute abbergen, solange das noch möglich ist. Sie kann unmöglich war..." Der Rest war Rauschen.
    Der Raum war voller Störungen. Das konnte nicht ausbleiben. Ich beeilte mich, das Gespräch zu einem Abschluß zu bringen, bevor die Verbindung zusammenbrach.
    „McKim, Sie kennen mich. Sie wissen, es ist nicht meine Art, mich zu drücken. Ich hänge hier rum mit einem noch immer halb auseinandergerissenen Schiff. Wer käme außer mir noch in Frage?"
    Aus dem Rauschen schälte sich die Antwort.
    „... Gandhi. Aber die ist mit einem angeschlagenen Versorger beschäftigt."
    Ich blendete die Karte ein und drückte den Speicher. Die Elsa Brandstroem stand auf KIL.
    „Was ist mit Collins, McKim? Für den wären's knapp dreißig Stunden. Mit etwas Geschick könnte er ,Roswitha' umfliegen."
    Im fernen Las Lunas ließ Hua McKim einen mächtigen Seufzer los.
    „Roger, Sir. Ich jage die Elsa Brandstroem los. Es wird ein verdammtes Wettrennen.
    Hua McKim
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