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Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon

Titel: Weltraumpartisanen 22: Raumposition Oberon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Hand.
    Captess Kato bekam schmale Augen.
    „Wie sagt man doch in Ihrer Sprache, Sir? Man sagt: Ich räume nicht ein, daß man mich mit zerrissenen Kleidern behängt."
    Ich starrte sie an.
    „Ist etwas unklar, Sir?" fragte sie.
    „Es ist alles klar", verkündete hinter mir Lieutenant Stroganows Stimme. „Captess Kato sagt, sie läßt sich doch nicht lumpen."
    „Richtig", sagte Captess Kato strahlend, „das ist es. Ich lasse mich doch nicht lumpen."
    Sie lächelte wie die Vereinigten Orientalischen Republiken persönlich und hob die Hand.
    Die Entscheidung war gefallen. Ich ordnete an, die Stationen zu besetzen und mir das Schiff klar zum Start zu melden, und begab mich noch einmal ins FK.
    „Giap - Brandis."
    Auf der Mahatma Gandhi hatte man auf diesen Ruf gewartet. Die Stimmung an Bord ließ sich denken. Sie schwankte zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Resignation und Zuversicht. Es war wie beim Roulette. Als ich vorhin das Gespräch unterbrochen hatte, war die Kugel ins Rollen geraten. Rouge oder Noir - das war die Frage.
    „Ich höre, Brandis."
    Der kleine Giap verstand sich darauf, seine Gefühle zu beherrschen. Er meldete sich und wartete ab.
    „Giap", sagte ich, „wir gehen ankerauf. Die Crew ist schon dabei, die Segel zu setzen. Wenn alles gutgeht, sind wir morgen gegen sieben bei euch."
    Zwei, drei Herzschläge lang herrschte Stille. Im Lautsprecher war das Knistern der Sterne zu hören.
    Schließlich sagte Giap: „Roger. Ich habe nichts anderes gedacht. Ich werde also die Parole ausgeben: Tee trinken und abwarten, der Vormann ist unterwegs."
    „Der Ex-Vormann", berichtigte ich.
    „Wir wollen nicht streiten", sagte Giap. „Ich möchte Sie bei guter Laune wissen." Seine Stimme verlor ihre heitere Gelassenheit. „Passen Sie um Himmels willen auf. Die Reise wird kein Spaziergang werden."
    „Roger", gab ich zurück, „ ich bin vorgewarnt. Und etwas Glück muß der Mensch schon haben."
    Ich beendete das Gespräch und begab mich auf die Brücke. Alle Stationen meldeten sich klar.
    Ich rief das Kartenhaus. Es wäre nicht schlecht, sagte ich, ein paar Ausweichkurse parat zu haben. Lieutenant Stroganow bestätigte. Er saß bereits vor dem Computer. Ich rief das RC und bat um erhöhte Wachsamkeit. Lieutenant O'Brien hatte das AMS in Betrieb gesetzt.
    Es gab keinen Grund mehr, den Start zurückzustellen. Die Borduhr zeigte 19.12 Uhr MZ. Dienstagabend.
    Anfangs kamen wir gut voran. Das astrale Unwetter schien sich verzogen zu haben. Das AMS schlug kein einziges Mal an. Auf den Bildschirm der Radarmonitoren Anton, Berta, Dora und Caesar tauchten keinerlei Echos auf. Vor dem Bug lag nichts als leerer Raum.
    Mit positiv minus zwei hielten wir direkten Kurs, was einer Geschwindigkeit von nahezu 24 LE entsprach oder auch von 7195 km/sec. Die Henri Dunant war bereits das, was man unter einem schnellen Schiff versteht. Nur wenige Jahre zuvor waren vergleichbare Geschwindigkeiten nur zu erreichen gewesen nach umständlichen Prozeduren, die den menschlichen Organismus gegen die Folgen der Beschleunigung immunisierten. Mittlerweile war die Technik so weit vorangeschritten, daß man - abgesehen vom Extremfall des Alarmstarts - die Beschleunigung kaum wahrnahm.
    Unmittelbar nach dem Start hatte ich mit der Raumnotwache Las Lunas gesprochen. Hua McKim war am Mikrofon gewesen.
    „Ich habe da gerade ein paar neue Meldungen auf den Tisch gelegt bekommen", sagte er. „Dreck überall, Ich würd' nicht mal meinen Hund rausjagen. Mann o Mann!"
    „McKim", gab ich zurück, „Ihren fliegenden Hund in Ehren - aber unterwegs bin schließlich ich. Ein paar Chancen rechne ich mir schließlich schon aus."
    „Eben drum", sagte McKim in Las Lunas. „Der große Vormann war gerade hier, Jim Collins. Sagt, ich soll Ihnen ausrichten: Sie wären ihm nicht mal 'n Kranz mit Schleife wert. Für Selbstmörder hätte er kein Verständnis."
    „Oh!" antwortete ich.
    „Ja", sagte McKim in Las Lunas, „das sind goldene Worte. Was mir an den Nerv geht - ich kann ihn nicht mal widerlegen. Er hat sich an den Computer gesetzt und das ganze Theater durchgespielt - Kurs, Ausweichkurs, Crash. Was er auch antippte - überall hat's geknallt ... Sir, gehen Sie kein unnötiges Risiko ein. Wenn auch die Henri Dunant ausfällt, können wir den Laden dicht machen."
    „Roger", erwiderte ich. „Wie immer bin ich für jeden guten Rat dankbar."
    McKims Stimme klang maulig, als wir uns verabschiedeten. Ich hatte ihn mit seiner Sorge allein

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