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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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verübeln."
    Ich warf einen Blick auf den BVN-Monitor. Er zeigte das Dingideck. Die Klappe war geöffnet. O'Brien und Levy, beide in Raumanzügen, waren damit beschäftigt, die Strippenspritze in Stellung zu bringen, wie sich die Leinenschußkanone seit je her im Bordjargon nennt.
    Das Bild auf dem Monitor - auf dem Deck die zwei schuftenden Männer und im Hintergrund die Klappe zum Nichts, in dem jetzt die Paracelsus schwamm - war eine Aufnahme wert.
    Die Kamera schien ein paar Kilo an Gewicht dazugewonnen zu haben. Schwer, groß und klobig lag sie in meinen Händen. Mein Zeigefinger reichte nicht mehr bis zum Auslöser. Zwei, drei Sekunden lang kämpfte ich um ein ruhiges Bild, während ich das volle Gewicht des Apparates mit der linken Hand gegen meine Brust drückte, um die rechte Hand freizubekommen und auslösen zu können.
    Die Kamera, die ich benutzte, war mit mir auf unzähligen Reisen durch dick und dünn gegangen. Ihres handlichen Formates wegen hatte ich sie immer bevorzugt.
    Dies war der zweite Hinweis.
    Ich übersah ihn wie den ersten.
    Die beiden Schiffe lagen Seite an Seite - für mein Gefühl schienen sie auf der Stelle zu stehen, in Wirklichkeit waren sie beide mit gleicher Geschwindigkeit am Fallen -, und auf dem Dingideck ging die Kanone los. Das Magnetgeschoß schien über die Paracelsus hinausschießen zu wollen, dem flimmernden Siebengestirn der Nördlichen Krone entgegen. Hundert Meter über dem Antennenkranz änderte es seinen Sinn. Es fiel herab und schlug gegen die Bordwand des Hospitalschiffes - und der Mann, der sich, eine Armeslänge davon entfernt und von zwei anderen Männern gehalten, auf dem Schleusensims bereithielt, brauchte nur noch die Hand auszustrecken, um die Leine einzuholen. Die Verbindung war hergestellt.
    „Gut gemacht, Lieutenant!" sagte Brandis.
    Aus dem BVN fiel O'Briens Stimme.
    „Gewußt wie, Sir."
    Brandis drückte die UKW-Taste.
    „Vorwärts, vorwärts, Paracelsus !" sagte er. „Zehn Kopf, zehn Seelen, kein Gepäck! Die Kranken zuerst!"
    „Roger", erwiderte McKays Stimme im Lautsprecher, „die Seelenwanderung ist schon im Gange."
    In der Tat erschien im Schleusenschlund des Hospitalschiffs der erste Aussteiger, klinkte seinen Karabinerbaken in die endlose Leine und überließ es unseren beiden Männern auf dem Dingideck, ihn an Bord der Henri Dunant zu winden.
    Danach ging es Zug um Zug - mit einer Ausnahme. Beim dritten Hol gab es im Schleusenschlund der Paracelsus ein kurzes Gerangel. Danach flog plötzlich eine Gitarre über Bord. Zwei, drei Sekunden lang schien sie mit uns Schritt halten zu wollen - dann jedoch blieb sie, langsamer als die beiden stürzenden Schiffe, über uns zurück.
    „Was ist los?" fragte Brandis.
    „Owen Sheriff", erwiderte McKay auf dem Hospitalschiff. „Die goldene Gitarre ist sein Markenzeichen. Wenn's Ihnen recht ist, melde ich mich jetzt ab und komme auch. Over!"
    „Roger", sagte Brandis. „Hopphopp!"
    Binnen fünf Minuten war das Abbergen der zehn verlorenen Seelen abgeschlossen. Die Leinenverbindung wurde gelöst, die Klappe des Dingidecks geschlossen -und dann war es so weit: Brandis rief den Maschinenraum.
    „TÜ - Brücke. Ich brauche Dampf."
    „Sollen Sie haben, Sir", erwiderte Lieutenant Xuma im Maschinenraum. „Alles, was da ist."
    „Und noch einiges mehr!" sagte Brandis.
    „Und noch einiges mehr!" versprach der schwarzhäutige Chief.
    Durch die Henri Dunant lief ein nervöses Zittern, als sich Captess Kato daran machte, Bill Xumas Versprechen einzulösen. Die Flurplatten vibrierten. Das Triebwerk röhrte auf vollen Touren.
    Der monotone Dialog setzte wieder ein, diesmal in der Umkehrung.
    „Frage: Fahrt?"
    „Negativ plus neun."
    Das Triebwerk röhrte und wühlte, aber die Henri Dunant war unverändert am Stürzen, wenn auch nicht ganz so rasch wie zuvor. Die Paracelsus, die eben noch mit uns Seite an Seite gelegen hatte, tauchte tiefer.
    „Frage: Fahrt?"
    „Negativ plus acht."
    Mit acht Punkten ging die Fahrt über den Achtersteven. Einen hatten wir wettgemacht. Das war nicht viel. Das war so gut wie gar nichts. Unser Sturz in den unsichtbaren Abgrund verlangsamte sich nur zögernd.
    Das Schiff dröhnte. Wie ein Hund, der mit aller Macht an seiner Kette zerrt, stemmte es sich mit aufgedrehtem Triebwerk und vollem Schub gegen die fremde Kraft, die es festhielt. Captess Kato saß mit konzentriertem Gesicht hinter dem Handruder, den Blick auf das flimmernde Rechteck im Gehäuse des Kursschreibers gerichtet,

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