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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Dafür sorgte Brandis. Zwei Dinge hatte er mir voraus. Das eine war die harte Schule der VEGA, durch die er gegangen war: er hatte es lernen müssen, in schwierigen Situationen nicht den Kopf zu verlieren. Nicht zuletzt deshalb war er lange Jahre John Harris', des VEGA-Direktors, bevorzugter Expeditionschef gewesen, der Bezwinger des Uranus und der Held der Triton-Passage. Das andere, was Brandis mir voraus hatte, war in seinem Wesen begründet. Es war das Zeug, aus dem man große Astronauten macht. Busch hatte es nicht. Busch konnte nichts dafür. Im Augenblick gab er sein Bestes.
    „Wozu haben Sie sich entschlossen, Mr. Brandis?" erkundigte er sich.
    Brandis deutete flüchtig hinaus.
    „Wir benötigen Informationen, so viel wie möglich. Dazu bilden wir zwei Gruppen. Eine davon wird unter Ihrem Kommando stehen. Ich nehme an, Mr. McKay und seine Männer sind damit einverstanden."
    Die andere Gruppe, unter der Führung von Brandis selbst, bestand aus der Henri-Dunant-Crew. Brandis wandte sich an mich.
    „Wie steht's mit Ihnen, Martin? Kommen Sie mit, oder bleiben Sie hier?"
    Einen Atemzug lang fühlte ich mich hin und her gerissen. Auf der einen Seite zerrten an mir Angst und Verzweiflung und das Verlangen, dem Alptraum dadurch ein Ende zu machen, indem ich mich verkroch, vielleicht auch sinnlos betrank; und auf der anderen Seite mein berufsmäßiges Ich: Wagemut und Wißbegier des Reporters. Ich entschied mich. Mit trockenem Mund sagte ich: „Ich bin dabei, Mark."
    Brandis nickte, und wir krempelten die Ärmel auf und machten uns an die Arbeit. Die Gangway auszufahren, hätte erneut halsbrecherische Vorbereitungen gekostet, und die Steigleiter entsprach mit ihrem Sprossenabstand nicht unserem Faktor. Zusätzliche Seile wurden benötigt. Fast die Hälfte des Inhalts des Mullbindenpakets ging dabei drauf.
    Brandis schwang sich als erster über die Brüstung. Er hatte sich das Seil auf Bergsteigerart um Hüfte und Schenkel geschlungen und benutzte das schmale Geländer der Steigleiter als Halt für seine Füße.
    Unten angelangt, trat er beiseite, und Lieutenant Stroganow folgte nach. Der alte sibirische Knochen hatte die kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen eines Jünglings. Als die Reihe schließlich an mir war, wünschte ich mir, ich wäre weniger vorlaut gewesen. Bereits beim bloßen Hinabsehen wurde mir übel. Levy stieß mich an.
    „Vorwärts, vorwärts, Sie Papiertiger!" sagte er. „ Sie blockieren den ganzen Verkehr."
    Ich jagte ein Stoßgebet gen Himmel, packte das Seil mit beiden Händen und wagte den Schritt in das Nichts. Eine knappe Minute später setzte ich aufatmend und schweißnaß den Fuß auf festen Boden.
    O'Brien nahm mich in Empfang. Er klopfte mir auf die Schulter und grinste.
    „Sie hätten gut daran getan, Ihre Kamera mitzubringen, Martin!" sagte er.
    Der Witz auf Kosten meines Faktors kam bei mir nicht an. Am liebsten wäre ich den rothaarigen Radarcontroller angesprungen. Ich beherrschte mich und knurrte lediglich:
    „Ich habe sie an Bord gelassen, weil ich sah, daß auch Sie sich kein Klavier auf den Rücken gebunden haben, Tom."
    Brandis und Stroganow berieten sich. Ihr Interesse galt einem großen rechteckigen Betonbau, zu dem ein hoher Kühlturm gehörte. Brandis winkte mich heran.
    „Wofür würden Sie das halten, Martin?"
    Ich wußte es nicht. Ich war auch nicht in der Stimmung, mir den Kopf zu zerbrechen. Der Boden, den ich betreten hatte, war mir ebenso fremd wie das Jahrhundert, in dem hier offensichtlich die Uhren stehengeblieben waren. Ich machte es mir bequem und hob die Schultern.
    „Und Sie?"
    Brandis wiegte ein wenig den Kopf.
    „Lieutenant Stroganow hält es für die Aufbereitungsanlage eines Kernenergiezentrums: ähnlich denen, wie es sie bei uns daheim einmal gegeben hat. Wir werden uns überzeugen müssen."
    Unsere Gruppe war vollzählig. Wir warteten, bis auch Commander Busch und seine Männer unten eingetroffen waren. Zu meiner Überraschung befand sich auch Pierre Tannard darunter. Obwohl er ohne Brille auskommen mußte und darum mit einem Gesicht wie eine kurzsichtige Eule herumlief, war er nicht zu bewegen gewesen, bei den Medizinern und Kranken an Bord zurückzubleiben.
    „C'est la guerre !" sagte er. „So heißt es in solchen Situationen bei mir daheim."
    Brandis sprach mit Busch die Erkundungen ab. Busch sollte sich in der weiteren Umgebung umsehen. Unserer Gruppe fiel es zu, die Industrieanlagen unter die Lupe zu nehmen und dann einen Vorstoß in

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