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Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor

Titel: Weltraumpartisanen 23: Vargo-Faktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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benötigten Stricke schneiden! Sorgen Sie gleich für das passende Werkzeug!"
    „Vielleicht ein Skalpell, Sir?"
    „Das überlasse ich Ihrer Findigkeit, Doktor. Nehmen Sie Ihre Patienten mit. Sie sind gesund genug, um Ihnen beim Tragen helfen zu können."
    Eine erste Lösung von vielen, die noch offenstanden, war gefunden. Der Leitende Arzt der Paracelsus setzte seinen Ehrgeiz darein, Brandis und seine Männer nicht über Gebühr auf die Seile warten zu lassen.
    Die Arbeit, die er mit der Unterstützung durch Schwester Ingrid und Schwester Clarisse im Laufgang leistete, war vorbildlich. Die Mullbinden wurden ausgerollt, geglättet und dann mit aller Sorgfalt in lange Streifen geschnitten. Die Streifen ergaben, sobald man sie genug gezwirbelt hatte, ganz passable Seile: jedenfalls für unsere bescheidenen Zwecke.
    Die Paracelsus -Crew arbeitete derweilen an der Herstellung eines Wurfankers. Als Material diente ihnen eine alte Büroklammer, die sie in der Kammer des Commanders neben dem Schreibtisch gefunden hatten. Die Büroklammer für die neue Aufgabe umzuformen, war Schwerstarbeit. Es fehlten dazu die primitivsten Voraussetzungen. Selbst wilde Naturvölker waren, wenn es um die Bearbeitung von Eisen ging, besser ausgerüstet als wir. Sie verfügten über Feuer, Blasebälge und Hämmer. McKay und seine Männer hatten nichts anderes einzusetzen als ihre Muskelkraft. Ohne den sehbehinderten Observator hätten sie es schwerlich geschafft. Albert Goro schuftete so viel, wie seine drei Kameraden zusammen. Er war stark wie ein Stier.
    Brandis besprach sich derweilen mit O'Brien, dem jüngsten und gelenkigsten seiner Männer.
    „Das ist kein Befehl", sagte Brandis, „Sie müssen wissen, daß ich Sie nicht zwinge. Wenn Sie es sich nicht zutrauen, ist es keine Schande. Jeder hier weiß, daß Sie kein Alpinist sind, Lieutenant."
    O'Brien studierte den Aufstieg.
    „Als ich noch ein Lausebengel war, Sir", erwiderte er, „bin ich daheim in Irland vom Meer aus in die Klippen eingestiegen, um ein paar Vogeleier zu ergattern. Sie können sich auf mich verlassen, Sir." O'Brien verzog das Gesicht. „Offen gesagt, Sir, mir wäre wohler, wenn es auch diesmal nur um Vogeleier ginge."
    Der Radar-Controller der Henri Dunant sprach uns allen aus dem Herzen. Daß keiner von uns die Nerven verlor und einfach durchdrehte, war ein Wunder. Oder lag es daran, daß Brandis uns dazu keine Zeit ließ? Er hielt uns in Atem.
    Levy erklärte sich dazu bereit, den Anker zu werfen.
    Ein paar Herzschläge lang, während er die Leine in säuberliche Buchten legte und dann den Anker aufnahm, um ihn am ausgestreckten Arm in drehende Bewegungen zu versetzen, war er der einsamste Mensch auf der ganzen Welt. Damit, ob es uns gelang, die Schleuse zu öffnen, entschied sich unser ganzes weiteres Schicksal. Der Anker schwirrte in die Höhe, krachte gegen den Handläufer und fiel zurück.
    „Um ein Haar!" sagte Brandis. „Noch einmal, Lieutenant!"
    Levy fuhr sich mit dem Ärmel über das Gesicht, bückte sich, hob den Anker auf und entließ ihn erneut auf die Reise.
    Das Eisen stieg, schlug klirrend gegen die Säule und fiel hinter den Handläufer. Levy zog am Seil. Der Anker hielt.
    O'Brien stand schon bereit. Ein zusammengerolltes zweites Seil hing ihm über der Schulter.
    „Los!" sagte Brandis.
    O'Brien bekreuzigte sich, spuckte in die Hände, faßte das herabhängende Seil und machte sich an den Aufstieg. Nach einer Weile wurde sein Atem laut und keuchend. Ich war zeitlebens ein guter Turner gewesen, doch was O'Brien leistete, wäre über meine Kräfte gegangen. Armlänge um Armlänge arbeitete er sich in die Höhe. Stumm sahen wir ihm dabei zu. O'Brien langte oben an, stemmte seinen
    Oberkörper auf den Sims und zog die Beine nach. Eine Minute lang blieb er so liegen, zu Tode erschöpft, und sammelte Kraft.
    Als er sich schließlich aufrichtete, zeigte es sich, wozu er das zweite Seil benötigte. Ein Ende davon behielt er in der Hand, das andere warf er uns zu, und Lieutenant Stroganow ergriff es und verknotete es um einen Schreibstift. Danach trat er zurück, und der Schreibstift schwebte aufwärts. Oben knüpfte O'Brien ihn los, stemmte ihn hoch und nahm ihn in beide Hände.
    „Jetzt oder nie, Sir!" sagte er.
    In schwindelnder Höhe vollführte er einen letzten Kraftakt. Er stand aufrecht auf dem Handläufer und benutzte den Schreibstift als Verlängerung seines Armes. Der Schreibstift überbrückte den klaffenden Spalt, der O'Brien immer noch von

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