Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
gefiel mir immer weniger. Ich wartete ab.
„Uns interessiert nur eins“, fuhr der Säuerliche fort. „Hat es an Bord der Starpeace eine Panne gegeben - und falls ja: welcher Art?“
Abgesehen davon, daß dieses Verhör einen offenen Rechtsbruch darstellte, gab es an der Frage nichts auszusetzen. Mit Rücksicht auf Ruth, die auf mich wartete, beschloß ich zu antworten.
„Der Hauptsender war explodiert. Danach kam es zum Blackout.“
„Sie haben den Schaden behoben?“
„Nur zum Teil. Der Hauptsender ließ sich an Ort und Stelle nicht reparieren.“
„Und die Ursache des Blackouts?“
„Feuchtigkeit als Folge einer Brandbekämpfung mit den falschen Mitteln.“
Der Säuerliche nickte und ließ mich los.
„Ein Blackout also. Gut, gut, mehr wollte ich nicht wissen. Das deckt sich mit dem, was wir annehmen. Sie haben uns sehr geholfen, Commander. Lassen Sie Ihre Frau nicht länger warten. Aber bewahren Sie Stillschweigen über dieses Gespräch.“
Ich ließ ihn stehen und begab mich zu Ruth, und wir fielen einander in die Arme. Sie war noch immer so schön wie damals, als wir uns kennenlernten. Damals war sie die Privatsekretärin eines längst verstorbenen Präsidenten der EAAU gewesen, inzwischen leitete sie bei der VEGA die Abteilung für Public Relations. Statt ihre Schönheit zu zerstören, hatten die Jahre sie lediglich fraulicher werden lassen -und sanfter.
Auf dem Weg zum Parkdeck, wo Ruth ihre Libelle abgestellt hatte, fragte sie:
„Was ist das für ein Mann?“ Ich winkte ab.
„Niemand von Bedeutung. Er wollte ein paar Auskünfte, mehr nicht.“
Möglicherweise war dem wirklich so. Der Umstand freilich, daß sich neuerdings der MSD für die Starpeace interessierte, hinterließ in mir ein ungutes Gefühl: eine böse Vorahnung.
Am Abend erfuhr ich, daß mich mein Gefühl nicht getäuscht hatte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich den unliebsamen Zwischenfall bereits aus meinen Gedanken verdrängt. Anderes war vordringlicher geworden.
Ich visiofonierte mit der flugmedizinischen Abteilung der VEGA und ließ mir bestätigen, daß ich dort am Montag erwartet wurde.
Doktor Parkinson, der selbst am Apparat war, scherzte: „Richtig, der Vargo-Faktor! Seien Sie unbesorgt, Commander, wir werden unseren besten Zollstock nehmen und Sie neu vermessen. Und sollte Ihnen etwas fehlen, flicken wir es an.“
Die Vargo-Sache steckte mir noch im Blut. Ich haßte es, an meine Liliputanerzeit erinnert zu werden. Doch welchen Wert hatte es, einen alten Freund, der es nur gut meinte, vor den Kopf zu stoßen? Ich ging auf den scherzhaften Ton ein:
„Machen Sie sich darauf gefaßt, daß Sie eine solide Nadel benötigen werden, Doktor. Unter Kollegen bin ich als zäher Hund verschrieen.“
Doktor Parkinson lachte noch, als ich auflegte.
Danach rief ich bei Martin Seebeck an und bekam wieder einmal die Null für: keine Verbindung. Im Laufe des Vormittags versuchte ich es noch etliche Male, ihn zu erreichen, doch die Null blieb alles, was ich auf den Schirm bekam.
Ich rief bei der TOTAL-Film an, für die er neuerdings die Propagandatrommel rührte. Dort war nur eine vergrämte Dramaturgin anwesend. Sie bedauerte.
„So viel ich weiß“, sagte sie, „hat Mr. Seebeck gekündigt und arbeitet wieder als freier Autor und Journalist. Er hat sich bei uns wohl nicht recht einleben können. Ich könnte Ihnen allenfalls seine Privatnummer raussuchen.“
Ich verschwieg, daß ich angesichts von so viel Grämlichkeit für Martin Seebecks Entschluß, der TOTAL-Film den Rücken zu kehren, volles Verständnis hatte, sagte, daß mir die Privatnummer bekannt sei, und legte auf.
Nach dem Mittagessen bestiegen wir erneut die Libelle und flogen hinaus zum Strand. Während wir dort, müde vom Schwimmen in der Brandung, im warmen Sand lagen und uns die Sonne auf die Haut brennen ließen, geschah es, daß Ruth plötzlich die Stirn krauszog.
„Mark, was ist eigentlich los? Du bist so abwesend. Hat es etwas mit deiner Arbeit zu tun?“
„Eigentlich nicht.“
„Dann mit Seebeck?“
„Er hat mir seinen Besuch in Las Lunas angekündigt und ist dann nicht erschienen. Seitdem versuche ich vergeblich, ihn zu erreichen.“ „Er wird wieder mal auf Achse sein. Du weiß ja, wie er ist. Sobald er eine Story wittert…“
Ruth gelang es, mich abzulenken. Wahrscheinlich verhielt es sich so, wie sie sagte. Seebeck war am Recherchieren, und dafür mochte er unsere Verabredung vergessen haben.
Als es kühl zu werden begann, kehrten wir
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