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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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schlagartig wach und auf den Beinen.
    Ich versuchte es noch einmal.
    „Henri Dunant, Henri Dunant, Henri Dunant, Over!“
    Ich vergeudete lediglich kostbare Luft. Lieutenant Levy an Bord der Henri Dunant konnte mich ebensowenig hören wie Mike Berger im alten Versorgerturm. Schuld daran war ich selbst. In der Eile des Aufbruchs, wohl auch aus Nachlässigkeit, hatte ich versäumt, den Sender im Helm einzuschalten. Und nun war der Helm ebenso taub wie stumm. Das bedeutete: wenn ich die Angelegenheit nicht auf sich beruhen lassen wollte, war ich auf mich allein gestellt. Und falls ich Ruth noch sprechen wollte, bevor sie die Geduld verlor, mußte ich mich beeilen.
    Ich schlug die Richtung ein zur Rampe Delta.
    Ich hätte besser daran getan, bis zum Tower zu gehen und von dort aus den betonierten Weg zu benutzen, statt einfach querfeldein zu stapfen. Stellenweise reichte mir der Staub bis über die Knie. Als ich bei der Rampe anlangte, war ich außer Atem. Und ich war so sehr verschwitzt, daß die Entlüftungen der Kombination streikten. Die Helmscheibe beschlug von innen. Zu allem Übel war ich nun auch fast blind.
    Ich schalt mich einen Narren und rüttelte am Helm. Einmal war es mir auf diese Weise gelungen, den Sender in Betrieb zu setzen. Diesmal gelang es mir nicht. Ich sah mich um. Die Rampe lag wie im Nebel. Sie war uralt, ein mehrgeschossiger Betonkoloß mit barock auswuchernden Energie- und Versorgungskabinen, die längst nicht mehr in Betrieb waren, und einem wahren Labyrinth von unterirdischen Lagerhallen, Irgendwann mochten sie dazu gedient haben, Treibstoffe, Schmieröle, Kisten mit Ersatzteilen und Batterien von Sauerstoffflaschen zu stapeln: in jener Epoche, als Lieutenant Stroganow, mein Navigator, seine erste große Reise angetreten hatte.
    Mein Lufthunger wurde geringer. Ich setzte mich wieder in Bewegung. Die Sicht war etwas besser geworden, doch noch immer machten mir die Hell-Dunkel-Kontraste zu schaffen. Sobald ich ins Licht blickte, begann die beschlagene Helmscheibe zu flimmern; und die Dunkelzonen erschienen mir in undurchdringlichem Schwarz.
    Ein paar Schritte nur von der Straße herab - und ich hatte es nicht mehr mit jenem Las Lunas zu tun, dessen bizarre Türme und Pagoden vor mir in den Himmel ragten, sondern mit dem Mond in seiner ursprünglichen Gestalt. Dort, wo die Kunstmittel der Zivilisation fehlten, war er noch immer so, wie Armstrong ihn vorgefunden hatte, als er ihn im vergangenen, Jahrhundert zögernden Schrittes betrat.
    Auf meine Zunge legte sich ein bitterer Geschmack. Ich kannte und respektierte ihn. Im Laufe eines langen Lebens unter den Sternen hatte ich gelernt, die Gefahr zu schmecken: noch bevor sie sich zeigte. Es ist nur zum Teil wahr, daß das moderne Leben die Sinne des Menschen stumpf werden läßt. Unter den Sternen trifft das nicht zu; dort gelten noch die alten Gesetze des Überlebens: wie auf dem Ozean, wie im Dschungel. Wer sich als Astronaut nur auf seine Instrumente verläßt, wird selten alt.
    Ich schmeckte die Gefahr und war auf der Hut. Und dennoch ließ ich mich überrumpeln.
    Am Fuß der Rampe war nichts Verdächtiges zu bemerken. Ich umrundete sie, stieg zur eigentlichen Plattform hoch und nahm Kurs auf die Steigleiter des Raumkutters.
    Wäre auch er ein alter Hase unter den Sternen gewesen: er hätte mich erwischt. So jedoch warnte mich sein Schatten, und ich fuhr herum.
    Der Raumanzug, den er trug, machte ihn unkenntlich. Auf jeden Fall war er ein großer Bursche. Er hatte hinter dem ehemaligen Treibstoffbunker gestanden, und als er nun hervorkam, geriet er vor die Sonne. Wahrscheinlich war er der zweite Mann, und der Pilot befand sich bereits an Bord. Ich glaube nicht, daß sie mit meinem Auftauchen gerechnet hatten; auf jeden Fall jedoch waren sie auf Zwischenfälle vorbereitet. Der pulsierende Lauf einer großkalibrigen Bell schwenkte auf mich ein - und ich duckte mich und schlug zu. Ich versuchte, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen.
    Mein Kopf explodierte.
    In einem weißen Bett kam ich zu mir. Mein Kopf schmerzte, meine Augen brannten. Die Luft roch nach Krankenhaus. Mir war übel.
    Ich war nicht allein. Lieutenant Stroganow und Mike Berger waren im Zimmer. Ich wollte mich aufrichten, doch die energische Hand einer Krankenschwester drückte mich zurück.
    „Nichts da, Commander! Es hat uns siebenundvierzig Stunden gekostet, Sie wachzubekommen. Jetzt bleiben Sie liegen und ruhen sich aus!“
    Ich schluckte und versuchte zu antworten. Es

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