Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne
gelang mir nicht. Die Stimmbänder waren gelähmt. Ich rang nach Luft. Als ich mit der rechten Hand nach meinem Hals greifen wollte, bewegte sich die linke. Ich kam mir vor wie eine falsch zusammengesetzte Marionette.
Mein fragender Blick fand endlich Beantwortung. Lieutenant Stroganow bückte sich, hob meinen Helm auf und ließ mich sehen, was die Bell angerichtet hatte. Es war ein Wunder, daß ich noch lebte. Quer über den Helm zog sich eine verkohlte Delle. Die Entladung hatte ihn nur gestreift.
„Es wird eine Weile dauern, Sir, bis Sie wieder der Alte sind“, sagte Lieutenant Stroganow. „Verdammt auch - warum haben Sie uns nicht benachrichtigt! Wir wurden erst aufmerksam, als der Raumkutter abhob.“
9.
Zwei Tage später durfte ich aufstehen und unter der Aufsicht einer gestrengen Heilgymnastin vorsichtige Bewegungsübungen machen.
„Heben Sie den linken Arm! Den linken! Konzentrieren Sie sich darauf. Der rechte Arm bleibt ganz ruhig. Also, noch einmal von vorn… “
Man hatte mir erklärt, was mit mir geschehen war. Bei kurzläufigen Waffen war die Streuung enorm. Obwohl mich der Schuß im wesentlichen verfehlt hatte, waren ein paar Strahlenspritzer zu mir vorgedrungen. Gehirn und Muskeln arbeiteten nicht mehr Hand in Hand. Die vom Gehirn ausgesandten Impulse verirrten sich im Labyrinth der Nerven, die Befehle wurden mißverstanden und bewirkten oft das Gegenteil dessen, was sie bezweckten. Die Übungen, zu denen mich die Heilgymnastin anhielt, zielten darauf hin, die Störung zu überwinden und die Zusammenarbeit zwischen Kopf und Körper wieder herzustellen. Die Ärzte hatten mir versichert, daß mein Zustand weder lebensgefährlich noch unheilbar war. Der Umstand, daß ich die Sprache wiedererlangt hatte, sagten sie, wäre ein gutes Zeichen.
Nachdem ich drei Tage lang fleißig geübt hatte, war ich soweit, daß ich ohne Aufsicht die ersten Schritte wagen durfte. Einen ganzen Vormittag lang spazierte ich im Gang der Station auf und ab, jeweils hundert Meter in die eine Richtung und dann wieder hundert Meter in die andere. Es war harte Arbeit. Noch immer gab es Momente, in denen ich über meine eigenen Beine stolperte. Mike Berger hatte gehofft, Pietro Anastasias uniformierte Gorillas zu einer Untersuchung des Zwischenfalls bewegen zu können, doch die Las-Lunas-Polizei erklärte, sie sei für das UGzRR-Gelände nicht zuständig. Meine ganze Hoffnung richtete sich auf den Generalstaatsanwalt in Metropolis.
Ich sah Jennifer Jordan nicht eintreten. Als ich wieder einmal kehrtmachte, stand sie in einem weißen Morgenmantel mit dem Aufdruck der Klinik vor mir. Sie hatte sich verändert. Etwas war mit ihrem Gesicht geschehen, von innen heraus. Auch die Augen waren nicht mehr so, wie sie mich an Bord der Starpeace angesehen hatten. Sie wirkten alt und welk. Eigentlich erkannte ich Jennifer Jordan nur an ihrem rabenschwarzen Haar. Das war ihr geblieben.
„Ich habe gehofft, Sie hier zu treffen, Commander“, sagte sie hastig.
„Ich muß mit Ihnen sprechen. Es ist wichtig. Aber man läßt mich nicht zu Ihnen.“
Sie sprach mit leiser Stimme. Man kann sagen: sie flüsterte. Dabei sah sie sich wie ein verfolgtes Reh nach allen Seiten um.
Aus irgendeinem Grunde fühlte ich mich unangenehm berührt. Weniger denn je wollte ich mit der Weltwacht etwas zu tun haben. Meine Arbeit war getan; der Fall lag in den unbestechlichen Händen des Generalstaatsanwaltes.
„Miss Jordan“, erwiderte ich, nicht eben freundlich, „ich würde sagen, Sie sehen Gespenster.“
Irgendwo ging zischend eine automatische Tür. Jennifer Jordan zuckte zusammen.
„Sie suchen mich schon!“ sagte sie. „Sie halten mich hier fest, wider meinen Willen. Sie wissen genau, was ihnen blüht, sobald ich hier rauskomme. Ich werde ein neues Schiff finden und bemannen. Glauben Sie mir, Commander, das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Aber ich benötige Hilfe.“
Aus irgend einem Grund gab ich ihr an allem, was geschehen war, die Schuld. Ihre Panik empfand ich als krankhaft, ihre Hysterie als peinlich. Ich wollte mit ihr nichts zu tun haben. Ich wollte in Ruhe gelassen werden, um mich auf das Gesundwerden konzentrieren zu können. Auf der Henri Dunant wurde ich dringend benötigt.
„Falls man Sie hier festhält, Miss Jordan“, gab ich zurück, „dann nur zu ihrem Besten. Auf mich machen sie den Eindruck eines Menschen, der sehr krank ist. Das ist kein Wunder. Als wir Sie hier einlieferten, waren Sie dem Tode nahe.“
Sie
Weitere Kostenlose Bücher