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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Pflegerinnen eilten an mir vorüber. Sie musterten mich mit unfreundlichen Augen. Ich kannte sie bereits.

10.
    Ruth O’Hara kam am Freitag mit der Astoria, um nach mir zu sehen, und kehrte am Sonntagabend mit einem Kurierschiff der VEGA nach Metropolis zurück. Das ganze Wochenende über gab sie sich Mühe, mich ihre Beunruhigung nicht spüren zu lassen, doch als wir uns verabschiedeten, hielt sie ihre Tränen nicht zurück.
    „Mark, ich habe Angst“, sagte sie. „Paß auf dich auf!“ Ich beruhigte sie. Mit der ganzen schmutzigen Angelegenheit, sagte ich, hätte ich nichts mehr zu schaffen. Das waren keine leeren Worte. Um diese Zeit glaubte ich selbst daran.
    Am Montag wurde ich mit der Auflage, mich in den nächsten Wochen zu schonen, aus dem Krankenhaus entlassen. Der Arzt nahm eine letzte Untersuchung vor und klopfte mir im Anschluß daran aufmunternd auf die Schulter.
    „Bei mir, Commander, haben Sie nichts mehr verloren“, sagte er, „aber wenn ich Sie wäre, würde ich Arbeit Arbeit sein lassen und meinen Urlaub nehmen. Was halten Sie von Tahiti? Die kaffeebraunen Mädchen sind nicht zu verachten.“
    Ich sagte, ich würde es mir überlegen. Wahrscheinlich hatte der Arzt sogar recht. Aber an einen Urlaub war vorerst nicht zu denken. Dieser wurde erst fällig, sobald die Henri Dunant den ihren nahm: für eine gründliche Werftüberholung.
    Lieutenant Stroganow kam mit McKims Hover, um mich abzuholen. Er brachte mir einen neuen Helm mit.
    „Alles wieder in Ordnung, Sir?“ forschte er.
    Ich kontrollierte meinen Schritt: linkes Bein, rechtes Bein; linkes Bein, rechtes Bein. Ich kam mir vor wie beim Ballett. Wahrscheinlich jedoch sah ich eher aus wie der Storch im Salat.
    „Alles wieder in Ordnung, Lieutenant“, behauptete ich. Gleichwohl beeilte ich mich, das Thema zu wechseln. „Was gibt es Neues auf dem Gelände?“
    Der grauköpfige Sibiriak hob die breiten Schultern.
    „Der alte Staub, der alte Trott, Sir. Wir mußten zusehen, wie die Elsa Brandstroem unsere Arbeit tat. Kein guter Zustand.“
    Der Hover nahm Kurs auf die Henri Dunant. Ich dirigierte ihn um. Ruth hatte für Mike Berger und Hua McKim die Post mitgebracht, und ich wollte diese los werden. Im alten Tower war der Champagner bereits kaltgestellt. Es war wie die Heimkehr des verlorenen Sohnes.
    Nachdem ich ein halbes Hundert Mal versichert hatte, daß es mir gutginge, ließ ich mir eine Verbindung zur Elsa Brandstroem herstellen, die sich auf einem Kontrollflug befand. Ich dankte Commander Busch dafür, daß er anstandslos für mich eingesprungen war, und entließ ihn zu seiner Stammposition UCO im Schnittpunkt der Uranus-Erde- und Uranus-Venus-Routen. Im Bordjargon war das die Raumposition Oberon.
    Commander Busch ergriff die Gelegenheit beim Schopf, um sich zu informieren:
    „Und in Ihrer Sache, Brandis - hat sich da schon was getan? Hat man den Täter?“
    „Bis jetzt noch nicht“, erwiderte ich, ohne mich festzulegen. „Solche Ermittlungen brauchen ihre Zeit.“
    Commander Busch ließ einen Seufzer hören.
    „Man ist wirklich bald nirgends mehr seines Lebens sicher…“
    Als ich das Gespräch beendet hatte, winkte mich Hua McKim zu sich an eines der Fenster. Ich stellte mich neben ihn, und er reichte mir ein Glas.
    „In der Verlängerung des Fahnenmastes, Sir.“
    Ich hob das Glas. Die weiße Flagge mit dem roten Johanniterkreuz im gelben Sonnenball war auf einmal zum Greifen nahe. Mein Blick wanderte höher, und das Goldgeflimmer auf dem schwarzen Samt der Unendlichkeit verwandelte sich in einen stummen Reigen ferner Welten, die meisten davon nie betreten. Ein Abgrund aus Lichtjahren tat sich auf.
    McKim stieß mich an.
    „Können Sie ihn sehen?“
    „Wen?“
    „Vor vier Tagen, durch Zufall, habe ich ihn entdeckt. Er steht stur über unserem Gelände. Ich weiß nicht, was er damit bezweckt. Auf jeden Fall beobachtet er uns.“
    „Wer: er?“
    McKim hob die Schultern.
    „Er hat sich nicht vorgestellt, Sir. Haben Sie ihn jetzt?“
    Ich hatte ihn. Viel war nicht zu sehen. Er verstand sein Handwerk und hielt sich aus der Lichtbahn der Sterne heraus. Ich erkannte ihn als einen undeutlichen Schatten. Auch als ich das Glas schärfer stellte, wurde der Schatten nicht deutlicher. Unbeweglich stand er über unserem Gelände. Ich ließ das Glas sinken.
    „Haben Sie noch nicht versucht, ihn zu identifizieren, McKim?“ McKim schüttelte den Buddhakopf.
    „Das ist es ja, Sir. Ich komm ihm nicht auf die Schliche. Anfangs hielt ich

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