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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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kein Computer! Von einem VEGA-Piloten wird erwartet, daß sein Kopf schneller, exakter und vor allem intelligenter arbeitet als jeder lausige Computer.“), später, nicht ohne Lehrgeld zu zahlen, in der Praxis. Hinter mir lagen risikoreiche Testflüge und gefahrvolle Expeditionen, lagen Zusammenstöße mit allerlei Raumgesindel und Piraten, lag vor allem die bittere Erfahrung des Bürgerkrieges.
    Ich dachte nicht daran, eine jener voreiligen Entscheidungen zu treffen, die sich der Sperber von mir erhoffte. Ich stieg ihm gerade so weit entgegen, daß er nervös zu werden begann und sich den Kopf über meinen nächsten Schritt zerbrach.
    Von meiner Höhe aus übersah ich so ziemlich das ganze in Frage kommende Gelände: die pockennarbigen Wüsten des sogenannten lunaren Unlands; am Horizont die atmosphärische Glocke über Las Lunas; und über der Kimm das schmutzige Gelbbraun der Steilhänge des Montes Cordillera.
    Ich würde es dem Sperber nicht leicht machen. Er mußte schon an mich herankommen, wenn er Erfolg haben wollte; er würde sein Triebwerk strapazieren müssen. Falls er in seiner Kunststoffausführung der gleiche Kurzstreckenrenner war wie in der anderen, der handelsüblichen Version, konnte es nicht viel länger als eine Stunde dauern, bis er auf Sparflamme schalten mußte. Das Dingi mochte langsamer sein als er - aber es besaß im Ausgleich die Ausdauer eines astralen Mulis.
    Meine Rechnung ging auf. Ihn trieb die Ungeduld, eine Entscheidung herbeizuführen. Er drehte ein und setzte an zum Sturz.
    Ich wich aus, und er hatte alle Mühe, seinen Sturz zu bremsen, um nicht an mir vorüberzustürzen ins Leere. Er schien zu befürchten, daß ich mein Heil in der Höhe suchen würde. Ich tauchte nach unten weg und gab Schub. Die Wahrnehmungen verschmolzen zu einem in atemberaubenden Tempo abrollenden Film.
    Die Ebene mit ihren Trichtern und Kratern raste auf das Cockpit zu. Die Versuchung, vorzeitig aufzugeben, war gewaltig. Ich widerstand ihr.
    Erst als der Aufprall unvermeidlich erschien, fing ich das Dingi ab, zwanzig Meter über dem Grund.
    Ich sah in den Spiegel. Was ich mit meiner Himmelsakrobatik gewonnen hatte, war lediglich Distanz. Als glutroter Punkt saß er hinter mir, das Triebwerk auf vollen Touren, die Spürnase in der von mir zurückgelassenen Hitzespur. Man hätte ihm getrost die Augen verbinden können, die Hitzespur war alles, was er benötigte, um mir zu folgen. Ich sah, wie er aufholte.
    Ich hatte mir vorgenommen, es ihm nicht leicht zu machen.
    Las Lunas mit seinen Türmen und falschen Pagoden raste auf das Cockpit zu. Das Dingi schüttelte sich wie unter einem Keulenschlag, als es mit unverminderter Fahrt hineinstieß in die künstliche Atmosphäre und sich mit heulendem Triebwerk in die enge Schlucht der Mainstreet stürzte.
    Falls der Sperber mit einem kurzen Katz- und Mausspiel gerechnet hatte, sah er sich getäuscht. Im Gewirr der Fünf-Millionen-Stadt wurde aus dem ungleichen Rennen, das wir uns lieferten, ein Duell um die besseren Nerven. Ein Schiffsabsturz hätte die gleiche Panik bewirkt. In der Mainstreet brach der Verkehr zusammen. Das Dingi pflügte durch die heilige Straße der Spieler und hinterließ Bruch und Verwüstung. Im Teleskopspiegel konnte ich sehen, wie die roten Laternen der berüchtigten Komet-Bar zerplatzten und wie vom Spielkasino Nr. 1, der Himmelspagode, die imitierte Marmorfassade abbröckelte und davontrieb.
    Die Schlucht gab mich frei. Vor dem Cockpit lag der Raumhafen von Las Lunas. Das Dingi übersprang die Halle und schoß um Haaresbreite an einem startenden Versorger vorüber.
    Ich nahm Kurs auf den Montes Cordillera.
    Im Teleskopspiegel sah ich einen gleißenden Feuerball. Der Sperber hatte die Witterungen durcheinandergebracht, war der langsameren Hitzespur gefolgt und gegen den Versorger gekracht.

13.
    Doktor Tschernidse, Stationsarzt auf der Plattform Interplanar III, von dem das Gerücht ging, er wäre der letzte Sproß eines georgischen Fürstengeschlechts, kam mit der neuen Mahatma Gandhi. Das Dingi brachte ihn zu uns an Bord. Als es vor etlichen Monaten auf der Plattform zu einer Explosion gekommen war, hatte er den Beistand der Henri Dunant in Anspruch nehmen müssen; seitdem war er mir in gewisser Weise zu Dank verpflichtet. Ich schätzte ihn sowohl als Arzt wie auch als Menschen mit lauterem Charakter und aufrichtigem Wesen.
    Er stellte sein schweres Köfferchen ab und schüttelte mir die Hand. „Hier bin ich, Commander“, sagte er, „und

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