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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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seinen Zeigefinger in den Silberglanz. Der schwarze Punkt, der darauflag, war ohne Lupe kaum zu sehen.
    „Ein ausgezeichnetes Versteck, Commander“, bemerkte Doktor Tschernidse. „Ich wette, jeder Laie hätte das für ein Bellsches Symptom gehalten - und gewiß auch so mancher Arzt, falls er nur flüchtig untersucht hätte.“
    Ich hielt ihm eine hohle Hand hin, und er legte den schwarzen Punkt behutsam hinein. Vielleicht erwartete Doktor Tschernidse eine Erklärung. Ich blieb sie ihm schuldig. Ich starrte auf den Mikrofilm.
    „Danke, Doktor“, sagte ich nur.
    Danach enterte ich hoch in das Kartenhaus. Lieutenant Stroganow war damit beschäftigt, unsere Position zu überprüfen. Er empfing mich mit fragendem Blick.
    „Überprüfen Sie das, Lieutenant!“ sagte ich. „Die Positionskontrolle kann warten.“
    „Aye, aye, Sir. Was ist das?“ Der Sibiriak beugte sich vor. „Fliegendreck?“
    „Schön wär’s“, erwiderte ich. „Dann wären wir aus allem heraus und könnten unsere Hände in Unschuld waschen.“
    „Wir würden eine Menge Seife benötigen, Sir“, knurrte Lieutenant Stroganow und machte sich an die Arbeit.
    Er benutzte eines seiner Elektronenmikroskope. Für die Henri Dunant stellten diese etwa das Gleiche dar wie für ein Seeschiff das Lot. Wenn alle elektronischen Navigationsmittel versagten, mußte man zur Not seine Position dadurch ermitteln, daß man die Materie eines Himmelskörpers bestimmte. Im Besitz der Werte, brauchte man dann nur noch im Register nachzuschlagen, um Genaueres über den Ort der Landung zu erfahren.
    Auf dem Bildschirm des Analysators erschien erst undeutlich, dann aber, nachdem Lieutenant Stroganow die Schärfe nachgestellt hatte, in gestochener Kleinheit die fotokopierte Skizze eines blaugelbroten Kabelgewirrs.
    Lieutenant Stroganow wiegte den Kopf.
    „Steht nicht drauf, was es sein soll, Sir. Ich würde es für einen Schaltplan halten.“
    Ich schwieg. Ich wollte mir mein Entsetzen nicht anmerken lassen. Falls ich mich nicht irrte, war das, was ich auf dem Bildschirm sah, das Herzstück eines Unternehmens, das ich vor kurzem noch für die bedeutendste technische Pioniertat des Jahrhunderts gehalten hatte, für ein neues Kapitel in der Geschichte des Universums. Die blaugelbroten Stränge waren hochsensible Impulsübermittler und bildeten in gewisser Weise das elektronische Bindeglied zwischen dem trägen Brennstoff Vulkanit und der kritischen Masse. Eine ganze Armee hochqualifizierter Ingenieure im Dienst von Kosmos-Trust hatte an diesem komplizierten Auslöser der Versonnung gearbeitet.
    Seebeck war offenbar so sehr schon ein gebranntes Kind gewesen, daß er selbst mich, einen alten Freund, nicht ins uneingeschränkte Vertrauen gezogen hatte. Dieser Mikrofilm war unerwähnt geblieben.
    Auf einmal sah ich klar. Weniger hinter dem vergrabenen Material waren SIE hergewesen, sondern hinter diesem verdammten Stück Fliegendreck.
    „Lieutenant“, brach ich endlich das Schweigen, „ich fürchte, Sie haben mehr recht, als Sie wissen. Das ist ein ganz besonderer Schaltplan.“
    Er verzog das Gesicht.
    „Bis jetzt, Sir, sehe ich davon nur die Hälfte.“
    Er hatte recht. Beim genaueren Betrachten entdeckte ich es auch. Der Schaltplan war unvollständig. Was ich auf dem Bildschirm sah, war lediglich seine linke Hälfte. Die andere Hälfte fehlte.
    Ich stürzte zurück ins Cockpit. Doktor Tschernidse war nicht da. Ich eilte weiter in die Messe. Dort saß er, trank Kaffee und rauchte eine dicke Zigarre. Ich scheuchte ihn aus seiner Gemütlichkeit.
    „Doktor, wie genau haben Sie ihn untersucht?“
    Er wedelte den Rauch fort, der sich zwischen uns drängen wollte.
    „Sehr genau. Warum?“
    „Sie haben bei ihm einen Mikrofilm gefunden. Es muß noch einen zweiten geben.“
    „Nicht bei ihm.“
    Das klang bestimmt. Ich glaubte ihm. Andererseits konnte ich mich mit diesem Sachverhalt nicht einfach abfinden. Aber nur Seebeck konnte mir weiterhelfen.
    „Doktor“, sagte ich, „bringen Sie ihn zu sich, egal wie. Ich muß mit ihm sprechen.“
    Doktor Tschernidse runzelte die Stirn.
    „Sie verlangen viel. Man sollte ihn in Ruhe lassen. Wie wichtig ist es, Commander?“
    „Sehr wichtig, Doktor“, erwiderte ich.
    Er drückte die Zigarre aus und stand seufzend auf.
    „Es ist gefährlich“, sagte er, „und ich garantiere für nichts - nicht einmal dafür, daß er Sie versteht. Aber ich bringe ihn zu sich.“
    Doktor Tschernidse hielt Seebecks Hand, fühlte ihm den Puls und

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