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Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne

Titel: Weltraumpartisanen 24: Astronautensonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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wenn mich nicht alles täuscht, stelle ich besser keine Fragen.“
    „Es reicht, wenn Sie nach dem Kranken sehen, Doktor.“ erwiderte ich. „Sein Zustand macht mir Sorge.“
    „Hat er inzwischen das Bewußtsein wiedererlangt?“
    „Leider nicht.“
    „Das ist in der Tat bedenklich. Welcher Art ist seine Verletzung?“ „Verstrahlung im linken Bein.“
    „Wieso und warum geht mich wohl nichts an.“ Doktor Tschernidse zog die Jacke aus und krempelte die Ärmel auf. „Wenn es möglich ist, wasche ich mir gerade noch mal die Hände.“
    Während er sich von Lieutenant O’Brien den Waschraum zeigen ließ, wechselte ich ein paar Worte mit Thai Giap auf der Mahatma Ghandi. Der kleine zähe Vietnamese war einer der VORs in den Reihen der UGzRR. Ich bat ihn, in der Nähe zu bleiben und den Arzt zu gegebener Zeit zu seiner Plattform zurückzubringen. Giap sagte, er würde sich solange aufs Ohr legen.
    Danach wies ich Doktor Tschernidse den Weg zum Hospital. An Bord der Henri Dunant war das der feudalste Raum. Martin Seebeck lag angeschnallt auf der kardanisch aufgehängten Mittelkoje. Seitdem er vor dem Stollen zusammengeklappt war, zehrte ihn das Fieber aus. Er hatte die Augen nicht ein einziges Mal wieder aufgeschlagen.
    Doktor Tschernidse fühlte seinen Puls, löste die Gurte, schlug die Aluminiumdecke zurück und besah sich das verletzte Bein. Oberhalb des Knies war die Haut in der typischen Weise gerötet, doch mehr als dies hatte mein unkundiges Auge nicht zu entdecken vermocht. Doktor Tschernidse machte mich auf ein schwarzes Gesprenkel an der Außenseite des Oberschenkels aufmerksam.
    „Übel“, knurrte er.
    „Wie übel?“ fragte ich.
    Er wies auf das Gesprenkel.
    „Bellsche Symptome.“
    „Wie übel?“ wiederholte ich. Er hob die Schultern.
    „Schwer zu sagen. Es war doch eine Bell?“
    „Vermutlich.“
    „Die Dinger sollten verboten werden. Scheußliche Wirkung. Hinterhältig.“
    „Sie sind verboten, Doktor.“
    „So? Auf jeden Fall - ich muß ihn untersuchen, von Kopf bis Fuß. Wenn er sonst keine Symptome aufweist, hat er eine Chance. Wer ist er - ein Mann aus Ihrer Crew?“
    Ich überhörte die Frage. Er wiederholte sie nicht.
    „Es wird eine Weile dauern“, sagte er. „Sie können mich mit ihm allein lassen. Von diesem Job verstehe ich mehr als Sie.“
    Mit zwei Bechern Kaffee in den Händen stieg ich hoch in das RC. Lieutenant O’Brien war wieder auf seinem Posten. Die Monitoren zeigten einen leeren Himmel. Im Augenblick bestand keine Gefahr. Der Mond war weit fort.
    „Kommt er durch, Sir?
    „Doktor Tschernidse wird tun, was er kann.“
    Die Besatzung wußte mittlerweile Bescheid. Die Besprechung hatte in der winzig kleinen Messe stattgefunden, in der wir uns drängten wie die Heringe. Ich hatte berichtet, was ich wußte, nicht mehr und nicht weniger, und meinen Vortrag mit den Worten beendet: „Stellen Sie mir bitte weiter keine Fragen. Ich wüßte die Antwort nicht.“
    Seitdem waren mehr als vierundzwanzig Stunden vergangen, man schrieb den 25. März, und ich wußte die Antwort noch immer nicht.
    Was konnte, was mußte ich unternehmen? Ich war ratlos. An den Generalstaatsanwalt Pilsudski konnte ich mich nicht mehr wenden. Man hatte ihm beizeiten den Machtapparat aus den Händen gewunden. Und der Nachfolger im Amt, Dr. Mildrich, war einer ihrer Kreaturen.
    Darüber hinaus stand ich auch diesmal ohne jeden handfesten Beweis da. Mit einem ohnmächtigen Reporter und Schriftsteller war kein Staat zu machen. Und Material, das irgendwo vergraben lag und sich nicht auftreiben ließ, hatte ebensoviel Sprengkraft wie ein Blindgänger. Ich kippte den Kaffee hinunter, warf den Becher in den Müllschlucker und ging einen überflüssigen Kontrollgang durch das Schiff.
    Doktor Tschernidse fand mich im leeren Cockpit vor. Ich hatte die Lichter gelöscht und mich in den Silberglanz der Sterne gestellt. Manchmal bedurfte ich dieser Zwiesprache mit den Lichtjahren, um wieder das rechte Maß zu finden. Diese Medizin war ebenso gut gegen Überheblichkeit wie gegen Resignation.
    Der Arzt stellte sich neben mich.
    „Wir dürfen hoffen, Commander“, sagte er. „Wenn Sie ihn mir überlassen, bin ich ziemlich sicher, daß ich ihn durchbringe.“
    Ich atmete auf.
    „Sie haben ihn untersucht, Doktor?“ Doktor Tschernidse nickte.
    „Keine weiteren Bellschen Symptome. Nur einmal war ich im Zweifel, hinter seinem rechten Ohr. Aber dann war es zum Glück nur dies… “
    Doktor Tschernidse streckte

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