Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
Sonnenball. Captain Romen war auf die Plattform übergestiegen, um zu tun, was er für seine Aufgabe hielt. Auf meinem Overall prangte das gleiche Emblem. Und doch gab es einen Unterschied. Ich war der Commander: beladen mit der Verantwortung für alle.
Meine Aufgabe bestand darin, die Henri Dunant jetzt in Sicherheit zu bringen. Ohne zu warten, ohne zu zögern. Wenn nicht alles umsonst gewesen sein sollte, mußte ich abheben. Es gab keine andere Wahl.
Die Schleuse fuhr zu; das gelbe Licht erlosch. Mit dem nächsten Handgriff klinkte ich die Magneten aus. Die Landung auf der Plattform war ein akrobatischer Akt gewesen. Der Start war es gewiß nicht minder. Lösen, Fahrt aufnehmen und in einer steilen Spirale Höhe gewinnen. Sich nicht festhaken an den Drachenzähnen. All das von Hand. Es gab immer noch Fälle, in denen die menschliche Hand der Automatik überlegen blieb. Schub!
Die Nacht verwandelte sich in Feuerschein und Glut. Durch die Henri Dunant lief ein Zittern. Das Schiff löste sich von der Plattform. Scheinwerfer. Da war er, der Oberon! Um ein Haar hätte ich ihn gerammt. Ich riß das Steuer herum. Das Schiff gehorchte. Das Schiff zog auf Armeslänge über den gleißenden und funkelnden Kristalldschungel hinweg, bekam die Nase in die Höhe, richtete sich auf den erstbesten Fixpunkt - es war der Polarstem - und begann zu steigen.
Herr im Himmel, wir haben es geschafft! Die Henri Dunant, beladen mit zusätzlichen zweiundzwanzig Seelen, stieg. Sie stieg aus der Gefahr mit machtvoll röhrendem Triebwerk in die unendliche Freiheit des Raumes.
An Captain Romen erlaubte ich mir erst wieder zu denken, als die Gefahr gebannt war: nachdem ich die Henri Dunant in sichere Höhen geführt hatte, wo sie gefahrlos dümpeln konnte.
Bevor ich die Gurte abwarf, drückte ich Alle Stationen.
„Gentlemen, wir warten auf Captain Romen. Bereiten Sie inzwischen die Schadensmeldungen vor!“
Triebwerk und Steuerdüse waren in Ordnung. Dennoch hatte das Schiff Schaden genommen. Die Wucht des Zusammenstoßes war nicht unerheblich gewesen. Ein modernes Schiff ist ein komplizierter Mechanismus. Kleine Ursachen führen leicht zu großen Folgen. Um sicherzugehen, benötigte ich eine exakte Bestandsaufnahme.
Ich trat ans Fenster, und das leichenfahle rote Licht fiel über mich her.
Wir warten auf Captain Romen, hatte ich gesagt. Es wäre ehrlicher gewesen zu sagen: Wir warten auf seinen Tod. Ehrlicher den anderen gegenüber, ehrlicher gegenüber mir selbst. Wer sich jetzt noch auf der Plattform befand, kam mit dem Leben nicht davon.
Und da kam sie in Sicht. Mit taumelnden, erschöpften Bewegungen, mit den weichen, zittrigen Beinen eines angeschlagenen Boxers, der sich zurückschleppt in den Ring, schob sie sich über die Krümmung des Horizonts.
Ich hatte sie nicht mehr erwartet. Aber irgendwie hatte sie diese eine Umdrehung noch geschafft. War sie irgendwo gegengestoßen? Sie rotierte, was sie bislang nicht getan hatte, um ihre eigene Achse. Mal konnte man den schwarzen Schlund der offenen Schleuse sehen, mal nicht.
Ein schwarzer Schlund. Sonst nichts.
Unter der Plattform lag die flimmernde Ebene aus Quarz. Sie zog so haarscharf darüber hinweg, daß es ein Wunder war, weshalb sie keine Schleifspuren hinterließ. Eine neuerliche Umkreisung würde es für sie nicht mehr geben. Sie war am Ende der langen Spirale angekommen.
Und wieder der schwarze Schlund der Schleuse. Hatte ich mich getäuscht - oder hatte ich darin so etwas wie eine Bewegung gesehen? Einen Mann im Raumanzug, der einen anderen stützte? Es war zu schnell gewesen, zu verwischt.
Und wenn: es war zu spät. Das Ende der Ebene war in Sicht: die hohe Kette der Berge. Kahler Fels. Die oberonischen Drachenzähne.
Der Lautsprecher knackte. Die Baßstimme des Navigators ließ sich vernehmen. Lieutenant Stroganow sagte ein einziges Wort.
„Sir…!“
Und zugleich sah ich sie selbst, die beiden Männer in den silberfarbenen Raumanzügen. Sie mußten sich zu einem Zeitpunkt aus der Plattform katapultiert haben, als ich die Schleuse nicht sehen konnte.
Heraus waren sie aus der vermaledeiten Blechkonserve - aber längst noch nicht aus der Gefahr. Der Rucksack auf Captain Romens Schultern hinterließ eine armdicke Kondensspur. Der andere Mann strampelte mit den Beinen. Captain Romen hatte einen Arm um ihn gelegt und zog ihn hinter sich her.
Der Rucksack protestierte gegen das zusätzliche Gewicht. Einen Mann allein trug er ohne Probleme; mit zweien hatte er
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