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Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z

Titel: Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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gab es noch einen zusätzlichen Grund.
    Kurz zuvor hatten wir uns die neuesten Nachrichten der Stella-TV aus Metropolis angesehen. Sie erreichten die Plattform auf dem Umweg über den Uranus. Die Farbqualität war miserabel, aber damit fand man sich ab. Zumindest blieb man auf dem laufenden.
    Der Mordanschlag auf den Präsidenten zog Kreise. Weitere sieben Offiziere der Garde waren festgenommen worden. Alle sieben waren Zigeuner.
    Der Nachrichtensprecher zog mit dürren Worten Bilanz:
    „Mit dieser Maßnahme ist die Präsidentengarde vollständig von Zigeunern gesäubert. Unklar ist vorläufig noch, ob es sich bei dieser Säuberung um eine Vorsichtsmaßnahme handelt oder ob gegen die sieben Gardeoffiziere konkrete Verdachtsmomente vorliegen. “
    Als Captain Romen aufstand, um sich zu verabschieden, taten wir andern es ihm nach. Auch Lieutenant O’Brien war einsichtig genug, sich dem Aufbruch nicht zu widersetzen. Uns blieben vor dem Start gerade noch fünf Stunden Ruhe.
    Doktor Heim, als höflicher Gastgeber, begleitete uns bis zur Schleuse.
    „Meine Herren“, sagte er, „wir alle sind Ihnen zu unendlichem Dank verpflichtet. Ich bin gewiß, daß sich ICS Ihrer Gesellschaft gegenüber in der einen oder anderen Weise erkenntlich zeigen wird.“
    „Spenden sind der UGzRR jederzeit willkommen, Doktor“, erwiderte ich. „Bezahlen kann man uns nicht.“
    Doktor Heim zeigte uns sein säuerliches Lächeln und kehrte zu den Seinen zurück. Wieder hatte er es vermieden, Captain Romen die Hand zu geben.
    Auf der Henri Dunant kehrte ich unter einem Vorwand noch einmal in Captain Romens Kammer ein. Sein wortkarges Wesen machte mir Sorgen. Doktor Heim hatte ihn zweimal beleidigt, und er hatte das zweimal geschluckt. Aber ich spürte, wie es in ihm arbeitete. Er holte eine Flasche Whisky aus dem Schapp, füllte zwei Gläser und trank mir schweigend zu. Seine Augen sahen mich an - doch die Blicke gingen durch mich hindurch. Mit seinen Gedanken war er nicht bei der Sache.
    Ich beschloß, den Stier bei den Hörnern zu packen. Was vor uns lag, erforderte den ganzen Mann. Wir waren unter uns.
    „Was ist los, Grischa?“
    Er zeigte mir ein schiefes Lächeln.
    „Was los ist, Mark, fragst du? Du bist doch sonst nicht begriffsstutzig.“
    „Grischa, mach um Himmels willen aus einer Mücke keinen Elefanten!“
    „Ich mach’ das?“
    „Wer sonst?“
    Captain Romen sah mich an. Diesmal hatte er mich im Visier.
    „Also gut, Mark, wann schmeißt du mich raus?“
    „Grischa, was soll der Quatsch!“
    Captain Romen schüttelte den Kopf. Er war sehr nüchtern. Den ganzen Abend schon hatte er kaum einen Tropfen angerührt.
    „Die Zeichen der neuen Zeit, Mark! Du weigerst dich, sie zu begreifen. Wie lange noch? Entweder du akzeptierst sie, oder sie werden dir aufgebrannt. Nimm dir ein Beispiel an diesem Doktor Heim. Es war ihm peinlich, mit mir die gleiche Luft zu atmen.“ Captain Romen schwieg. Dann sagte er: „Mark, machen wir uns nichts vor! Wir waren immer aufrichtig zueinander. Das ganze Gerede von der Vielvölkergemeinschaft ist für die Katz!“
    Sein Ausbruch machte mich hilflos. Dahinter, spürte ich, stand mehr als persönliches Gekränktsein. Dahinter stand die Erfahrung eines in der EAAU verbrachten Lebens, standen Verbitterung und Beunruhigung. Die Nomadenzeit seines Volkes lag weit zurück. Viele Zigeuner hatten blendende Karrieren gemacht: beim Militär, in der Wissenschaft, in der Kunst. Aber auch in diesem bürgerlichen Leben hatten sie sich die eigenen Riten und alten Traditionen bewahrt, waren sie eine in sich geschlossene Gesellschaft geblieben. Noch immer zogen sie es vor, untereinander zu heiraten und neue Zigeuner in die Welt zu setzen, statt sich anzupassen und sich von der Umgebung aufsaugen zu lassen. Und die Umgebung kramte die alten, zählebigen Vorurteile hervor. In den sogenannten besseren Kreisen tat man das schamhaft: hinter vorgehaltener Hand.
    Und auch auf der anderen Seite verhärteten sich die Fronten. Indem Captain Romen eine Eurasierin zur Frau nahm, hatte er das ungeschriebene Gesetz gebrochen. Er hatte einen schweren Stand unter seinesgleichen. Ich wußte es, obwohl er nie darüber klagte.
    Ich schüttelte die Beklemmung ab, in die mich seine Worte geführt hatten.
    „Grischa“, sagte ich, „mach einen Punkt! Doktor Heim ist nicht das einzige Arschloch, das einen weißen Kittel trägt.“
    Mir war elend. Was erwartete er von mir? Ein Treuebekenntnis? Er besaß es längst.
    Captain Romen

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