Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
Polizeibarkassen hatten abgedreht. Ihre barschen Stimmen schwiegen. Der Schoner Hedwig war nur noch ein flimmernder Punkt am dunklen Firmament. Es gelang mir nicht, seinen Kurs zu bestimmen. Mehr oder minder hielt er auf den Orion-Nebel zu - auf das große, weite, leere NICHTS.
Gegen die Ausweisung ließ sich nichts unternehmen. Es lag kein akuter Notfall vor. Las Lunas, diese aus der Zwietracht der beiden Weltmächte geborene Stadt der Spieler und Spekulanten, war ein unabhängiges Staatswesen: beherrscht von einem zwielichtigen Regierenden Bürgermeister namens Pietro Anastasia. Das Gesetz in der Stadt war Pietro Anastasias Gesetz, und an diesem Status hatten seit langem weder die EAAU noch die VOR gerüttelt. Auch der Pachtvertrag, der der Unabhängigen Gesellschaft zur Rettung Raumschiffbrüchiger für das Betreiben einer Raumnotwache und eines Landeplatzes einen Streifen staubigen lunaren Terrains einräumte, trug Pietro Anastasias Unterschrift.
Mir waren die Hände gebunden.
Nach der Landung erledigte ich den restlichen Verwaltungskram, und als es an der Zeit war, stapfte ich zum Tower hinüber, um von dort aus - der besseren Verbindung wegen - mit Ruth O’Hara in Berlin zu sprechen.
Mike Berger war beschäftigt mit dem Abendappell. In alphabetischer Reihenfolge rief er die Rettungskreuzer der UGzRR auf und verglich ihre Positionsangaben mit denen im Speicher. Auf den Speicher war nicht immer hundertprozentiger Verlaß; kosmische Störungen brachten ihn gelegentlich durcheinander. Ich meldete mein Gespräch nach Berlin an und setzte mich. Vor dem Fenster glommen die Lichtreklamen auf den Talmipalästen von Las Lunas. Die ganze verkommene Stadt wirkte wie eine billige Kulisse. Dahinter ragten in schmuddeligem Gelb die scharfgratigen Steilwände des Monte Cordillera auf. Die Erde war nicht zu sehen. Mike Berger beendete den Appell und drehte sich zu mir herum.
„Wenn es dir recht ist, Mark, übernimmt die Rabindranath Tagore bis auf weiteres die Raumposition Oberon. Du kannst also bleiben, wo du bist.“
Nach Kräften sorgte Mike Berger immer dafür, daß die Rettungskreuzer auf ihren Stammpositionen blieben. Die Henri Dunant, das Flaggschiff der UGzRR, gehörte nach Las Lunas. Dem Schiff, das diese Position besetzt hielt, boten sich allerlei Annehmlichkeiten. Die Möglichkeit, mit den Lieben daheim zu visiofonieren, war eine davon.
„Ich glaube nicht, daß du bei der Crew auf Protest stoßen wirst, Mike“, erwiderte ich. „Was war das vorhin für ein Zigeunerboot?“
„Die Hedwig? Arme Schlucker. Konnten die Visumgebühr nicht entrichten, die Pietro Anastasia seit heute erhebt. Las Lunas soll kein Obdachlosenasyl werden. Andererseits - eine Raumyacht durfte bleiben: mit einem Bankmenschen und seiner Familie an Bord. Der Bankmensch zahlte, Pietro Anastasia kassierte, und jetzt genießt der Bankmensch samt Anhang so viel Asyl, wie er will.“
„Zigeuner?“
„Pietro Anastasia ist ein Mensch ohne Vorurteile. Der ganze Knatsch in der EAAU läßt ihn kalt. Er unterscheidet nur zwischen Arm und Reich. Wer Geld hat, bekommt den roten Teppich ausgerollt, wer keins hat, einen Tritt in den Hintern wie vorhin die Hedwig. “ Mike Berger klopfte gegen den Radarschirm. „Und da ist allerhand unterwegs. Die Strategische Raumflotte tut, was sie kann, um den Flüchtlingsstrom zu stoppen, aber da gibt’s immer ein paar Schiffe, die ihr bei Nacht und Nebel durchs Netz gehen. Unsere Flotte weiß Bescheid und dirigiert sie nach Möglichkeit um.“ „Wohin?“
„Astropolis. Die VOR nehmen keine Zigeuner auf. Die Planeten gehören zur EAAU. In Las Lunas will man Geld sehen. Was also bleibt? Astropolis ist unabhängig und kann Einwanderer brauchen.“
Astropolis, der künstliche Planet, war vor vier Jahren in Dienst gestellt worden. Ich hatte mitgeholfen, ihn auf Position zu bringen.
„Ein weiter Weg, Mike.“
„Ein verdammt weiter Weg, Mark. Und ein Ungewisser. Aber sonst ist der Himmel dicht.“ Mike Berger sah mich an. „Mark, was ist dran an dieser Sache mit der Brunnenvergiftung?“
Ich hob die Schultern.
„Frag ICS. Die Regierung tut das ja auch.“
„Also gut. Ich will die Verschwörung nicht in Frage stellen. Aber was mir gegen den Strich geht, ist die Art und Weise, wie man darauf reagiert. Das ist keine gezielte Fahndung mehr. Mark, das ist Krieg! Sie haben den Zigeunern den Krieg erklärt.“ Mike Bergers Faust krachte auf den Tisch. „Weißt du, wie die Überlebenschancen auf dem Mars
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