Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
sind?“
„Ich kann es mir denken.“
„Mark, das geht zu weit. Auch auf der Venus hat der Sicherheitsdienst zugeschlagen, vor Tagesanbruch: Großrazzia. Es soll schlimm gewesen sein, Mark. Ich hab’s von Vadim Augustiny.“
Vadim Augustiny, der die Raumnotwache Venus leitete, war die Gewissenhaftigkeit in Person. Humor war ihm fremd, Phantasie hatte er nie gehabt. Vadim Augustiny war ein Bürokrat unter den Sternen. Wenn er sagte, es sei schlimm gewesen, brauchte man daran nicht zu zweifeln.
„Mike“, sagte ich, „wir können nichts tun.“
Mike Berger wischte den Einwand mit einer raschen Bewegung seiner behaarten Tatze vom Tisch.
„Verdammt“, sagte er, „wir sollten zumindest bemüht sein, normal zu bleiben. Grischa Romen zum Beispiel. Wir alle wissen, daß er mit der Schweinerei in Metropolis und mit der in New York nichts zu tun hat. Und sogar gegen ihn wird neuerdings gestänkert - in den eigenen Reihen.“
Ich blickte auf.
„Wer stänkert?“
„Wer wohl? Busch. Harding. Busch am meisten. Er ist auf ein festes Kommando aus, auf die Florence Nightingale. Er sagt, die Zeiten, in denen ein verdienstvoller Commander zurückstehen mußte hinter einem Zigeuner, seien auch in der UGzRR wohl vorüber.“
„Da hat er sich aber geschnitten.“
„Mark, Busch steht nicht allein. Er…“
Das Visiofon schlug an. Die Verbindung nach Berlin war hergestellt. Auf dem Bildschirm erschien Ruth O’Haras Gesicht. Es ginge ihr gut, sagte sie, aber die Ereignisse gäben ihr zu denken. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht. Ich spürte, daß sie mir etwas mitzuteilen versuchte, was nicht für andere Ohren bestimmt war. Sie erwähnte den Namen Olga. Auch Olga, sagte sie, ließe grüßen.
Die einzige Olga, die mir auf Anhieb einfiel, war Captain Romens in Berlin lebende Schwester. Mich überlief es kalt.
„Ruth“, sagte ich, „um Himmels willen, mach keine Dummheiten!“ In Berlin schüttelte Ruth O’Hara den Kopf.
„Mark“, sagte sie, „es muß sein. Wie hast du einmal gesagt? Der Mensch, hast du gesagt, hat nur ein Vaterland: sein Gewissen. Sieh dir die Nachrichten an.“
Das Bild erlosch. Ich schaltete mich aus. Mike Berger sah mich beunruhigt an.
„Stimmt etwas nicht, Mark?“
„Zum Teufel“, sagte ich, „Ruth hat Captain Romens Schwester bei sich versteckt. Ich glaube, sie weiß überhaupt nicht, was sie riskiert.“ Mike Berger machte schmale Augen.
„Wenn du das glaubst, Mark, dann kennst du deine Frau nicht.“
Das brachte mich wieder ins Gleichgewicht. Mike Berger hatte recht. Ruth O’Hara war kein Mensch unüberlegter Entschlüsse. In ihr lebte eine geheime Kraft, unbeirrbar und unbestechlich. Und oft genug hatte sie mir davon abgegeben. Ruth hatte in dem Chaos aus Hysterie und Haß ihren Standpunkt gefunden, und indem sie mich selbst zitierte, hatte sie mir einen Appell übermittelt: nüchtern zu bleiben, Mensch zu bleiben - und Captain Romen nicht im Stich zu lassen. Ich schaltete den TV-Monitor an. Die Nachrichten liefen bereits.
Die Sonderaktion Z war zur Planetsache erhoben worden. Um der Massenflucht der Zigeuner Einhalt zu gebieten, hatte man den Volksgarden den Status von Hilfspolizisten verliehen. Vor der Venus war ein Fluchtschiff aufgebracht worden. Die festgenommenen Zigeuner wurden mit gefesselten Händen zur Marsfähre getrieben. Wer nicht schnell genug lief, bekam die elektronische Keule zu spüren. Auf die Nachrichten folgte ein Werbespot von ICS. Ich schaltete ab.
„Schlimm“, sagte Mike Berger.
„Wir sind neutral“, sagte ich. „Daran wird nicht gerüttelt.“
Mike Berger seufzte.
„Wie lange noch, Mark? In dieser Zeit gibt es keine Logenplätze mehr - für neutrale Zuschauer. Entweder du spielst mit - oder sie machen dich fertig.“
Eine halbe Stunde später kam der Notruf der Hedwig.
9.
Der alte Raumschoner war nicht weit gekommen. Was man ihm zugemutet hatte, war zu viel gewesen. Als die Henri Dunant bei ihm eintraf, lag er mit starker Schlagseite und geschwärzten Bullaugen wie ein toter Walfisch vor dem Sternbild des Skorpions. Dort, abseits der beflogenen Routen, hätte er lange liegen können, wenn wir nicht gekommen wären: bis an den jüngsten Tag. Lieutenant Levy stellte die Verbindung her, und ich sprach mit dem Piloten.
„Bevor ich etwas unternehme, möchte ich für klare Verhältnisse sorgen. Die Henri Dunant ist ein Schiff der UGzRR. Sie haben von uns nichts zu befürchten. Frage: mit wem spreche ich? Over!“
Die Antwort der
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