Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
der Situation zu halten hatte.
Der Sergeant hatte Haltung angenommen. Sein Blick war wachsam und fragend.
„Major?“
Major Tuomi legte mit nachlässiger Eleganz die Hand an die Mütze. Mein Herz machte einen Sprung. Das war sie, die Entscheidung. Noch war alles offen. Nun hing alles davon ab, ob der TOTAL-Film, der zwischen den beiden Gruppen ablief, ohne Fehler war, ob die Fonografie, die Luis Godal über Nacht zusammengestellt hatte, keine verräterischen Elemente enthielt, die Major Tuomi als das entlarvten, was er war: eine Erscheinung aus der Trickkiste. Nur keine langen Diskussionen! Kein Palaver! Eine rasche Übergabe des Gefangenen: militärisch knapp!
Major Tuomi öffnete den Mund.
„Übergabe!“ sagte er. „Ich übernehme.“ Der Sergeant war unschlüssig.
„Herr Major“, protestierte er, „mein Befehl lautet, ich soll den Gefangenen bis zur Gangway schaffen. Dort erfolgt dann erst die Übergabe.“
Major Tuomi wippte auf den Zehenspitzen. Ich atmete auf. Zoll um Zoll war er der selbstbewußte hohe Offizier der Strategischen Raumflotte, dem widersprochen wurde durch einen subalternen Polizeibeamten. Seine Stimme klang schneidend und bestimmt.
„Militärsache, Sergeant! Wir übernehmen den Gefangenen schon hier. Sie sind entlassen. Klar?“
Der alte Sergeant schluckte und stand stramm.
Jawohl, Herr Major!“ brachte er hervor. „Zu Befehl, Herr Major! Ich übergebe Ihnen den Gefangenen, Herr Major!“ Und dann sagte er zu den beiden Gendarmen, an die Captain Romen gekettet war, tatsächlich das erlösende Wort, auf das es ankam. Der Sergeant sagte:“ Losmachen!“
Die Ketten fielen. Captain Romen massierte seine Handgelenke. Sein Blick suchte die Buchstabengruppe BACH über dem stählernen Wald der Kräne und Gerüste und entdeckte die davor abgestellte Henri Dunant. Dann kehrte sein Blick zu Major Tuomi zurück. In Captain Romens Augen leuchtete es auf. Er hatte begriffen.
Ich tippte ihn an.
„Keine Dummheiten, Freund!“ sagte ich barsch. „Vorwärts marsch!“
Neben mir legte die Fonografie zum Abschied flüchtig die Hand an die Mütze, machte kehrt und marschierte zielstrebig los. Die Lieutenants, Captain Romen und ich folgten.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Alles war gut gegangen. Eine Uniform hatte Wunder gewirkt. Die Gendarmen hatten keine überflüssigen Fragen gestellt. Sie hatten ihren Gefangenen der Obhut des nun dafür zuständigen Militärs übergeben, und damit durfte ihre Pflicht getan sein. Man konnte sie vergessen. Nun kam es nur noch darauf an, die nächsten hundert Meter ohne unangemessene Eile zurückzulegen -um dann, sobald wir auf freies Gelände gerieten, loszulaufen, an Bord zu stürzen und mit der Henri Dunant abzuheben. Das Schiff war klar zum Start. Binnen zwanzig Sekunden konnte es vom Platz sein.
„Herr Major!“
Ich sah mich um. Mir war, als gerönne mein Blut. Der Sergeant eilte hinter uns her. Er schwenkte einen roten Umschlag.
„Herr Major!“
Major Tuomi marschierte ungerührt weiter. Er sah und hörte nichts. Wie konnte er auch? Das Spiel lief plötzlich gegen die Regeln.
Der Sergeant schwenkte den roten Umschlag.
„Herr Major, Sie haben die Papiere vergessen!“ rief er. „Die Papiere, Herr Major!“
Eine Katastrophe zeichnete sich ab. Vielleicht ließ sie sich aufhalten. Ich streckte die Hand aus.
„Geben Sie sie mir, Sergeant!“
Der Sergeant ließ sich auf nichts ein. Er wußte, was die Pflicht von ihm verlangte. Er stürmte an mir vorüber.
„Die Papiere, Herr Major!“
Nun erkannte auch Lieutenant Levy die Gefahr. Er verstellte dem Sergeanten den Weg. Doch der Sergeant ließ sich nicht aufhalten. Die Überreichung der Papiere war eine heilige Handlung. Da gab es Richtlinien. Die Aushändigung der Dokumente hatte zu erfolgen von Kommandant zu Kommandant. Der Sergeant stieß Lieutenant Levy beiseite, holte Major Tuomi ein und drückte ihm den roten Umschlag in die Hand.
Was geschehen mußte, geschah. Der Sergeant griff ins Leere. Der rote Umschlag flatterte zu Boden. Und das Verhängnis war da. Das sah auch Luis Godal in seinem Hotelzimmer. Godal verlor die Nerven. Er schaltete ab. Die Erscheinung war fort: kein Major Tuomi mehr. Der Sergeant schnappte nach Luft. Er sah uns an. Und mochte es ihm auch nicht klar sein, mit welchen Mitteln man ihn zum Narren gehalten hatte - er durchschaute, daß man ihn aufs Kreuz gelegt hatte. Er reagierte mit der Behendigkeit und Kaltblütigkeit des altgedienten Polizisten. Er griff zur
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