Weltraumpartisanen 25: Planetaktion Z
Ich mußte mich darauf verlassen, daß er trotz aller kosmischen Störungen meine Stimme erkannte.
„Hallo, Mike!“
Im fernen Las Lunas schnappte Mike Berger nach Luft. Dann faßte er sich und spielte mit.
„Roger.“
Ein Wort nur. Aber das war genug. Er hatte mich erkannt und bestätigte.
„Gib mir den Wetterbericht, Mike!“
„Du siehst bald die Sterne nicht mehr. Sehr ungesund.“
Sie lagen also schon auf der Lauer. Und sie waren zahlreich. Wenigstens ein Geschwader.
„Mike, mein Schuh drückt.“
„Roger. Du brauchst einen neuen Schuh. Frage: Welche Schuhgröße?“
„Einssiebenundfünfzig.“
„Gelb?“
„Roger. Dringend.“
„Roger. Frage: wo?“
Ich überlegte. Um ein Treffen mit der Mahatma Gandhi herbeizuführen, mußte ich eine Raumposition vorschlagen. Aber der Himmel war voller Ohren. Mein Blick suchte die Raumkarte. Für Thai Giap durfte es kein allzu langer Weg sein - und auch nicht für die Hedwig. Und der Ort mußte abseits der überwachten Routen liegen und dennoch leicht zu beschreiben sein. November India Romeo kam in Frage. Aus zwei Gründen. Einmal konnten wir in weniger als achtundvierzig Stunden dort sein. Und zum anderen war das das Raumgebiet, in dem Giap drei Jahre zuvor sein erstes Schiff verloren hatte, die Mahatma Gandhi I.
Ich drückte die Taste.
„Sag dem Schuh, ich erwarte ihn dort, wo er sich seine ersten Löcher geholt hat!“
Das Knistern im Lautsprecher schwoll an. Hatte Mike Berger mich gehört und verstanden?
„Mike!“ sagte ich.
Das Knistern gab Mike Bergers Stimme wieder frei.
„Roger“, bestätigte Mike Berger im fernen Las Lunas. „Wo er sich seine ersten Löcher geholt hat. Der Schuh wird zur Stelle sein.“
Ich schaltete ab und nickte Lieutenant Stroganow zu.
„November India Romeo, Lieutenant! Kurs und Distanz!“
Captain Romen zwängte sich wieder in den windschiefen Pilotensitz
15.
Bevor sich der alte Gaul auf der Raumposition NIR 222 auf den Hintern setzte, gab es den üblichen Ärger mit dem Vorschaltkreisel. Die Bremsdüsen weigerten sich, die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen. Schließlich erlagen sie Lieutenant Xumas schlagenden Argumenten.
Die Hedwig trieb im Lichterspiel der Nördlichen Krone in einer leichten astralen Dünung. Seit einem halben Tag warteten wir auf das Eintreffen der Mahatma Gandhi. Daß sie kommen würde, stand fest. Auf Mike Berger war Verlaß. Und Thai Giap würde sich eher einen Arm abhacken lassen, als einen Freund im Stich zu lassen.
Lieutenant O’Brien bat mich an das Radar. Vor der Leonis-Lupis-Achse waren die Umrisse eines treibenden Meteorfeldes aufgetaucht. Ich studierte die Anzeige durch meinen dampfenden Atem. Das Feld war von erheblicher Dichte, aber so wie es trieb, konnte es uns kaum zu nahe kommen. Lieutenant O’Brien mochte es im Auge behalten. Mehr war dazu nicht zu sagen.
Ich machte einen Kontrollgang durch das Schiff.
Allmählich spürte ich so etwas wie Zuneigung zu dem alten Schoner. Sein Herz war schwach, seine Nervenstränge verschlissen -aber bis zum Treffpunkt hatte er uns gebracht. Ich ertappte mich dabei, wie ich eine rostige Strebe tätschelte. Sobald die Mahatma Gandhi erschien, gingen wir von Bord. Und der alte Zossen würde fortfahren, um die Sonne zu kreisen: bis an den jüngsten Tag. Der Schrottplatz blieb ihm erspart.
Ich kehrte in die Messe ein. Lieutenant Stroganow und Lieutenant Xuma hatten für Kaffee gesorgt. An den Bechern wärmten wir uns die erstarrten Hände. Die Unterhaltung blieb einsilbig. Jeder hing seinen Gedanken nach. Der Plan war uns aus den Händen gefallen. Statt um diese Zeit in Las Lunas zu sein, im Schutz unserer Flagge - Pietro Anastasia hin, Pietro Anastasia her -, befanden wir uns auf der Flucht. Wir hatten das Gesetz der EAAU herausgefordert und, noch schlimmer, die Strategische Raumflotte blamiert. Und jetzt schlugen Gesetz und Strategische Raumflotte Hand in Hand zurück. Ich dachte an Ruth O’Hara. Der Weg von Berlin nach Astropolis war weit.
Captain Romen trat ein, legte mir kurz eine Hand auf die Schulter und setzte sich neben mich.
„Es kann nicht mehr lange dauern“, sagte er.
Er sagte es zu uns allen.
Die Bordsprechanlage der Hedwig war eine launische alte Dame. Mal tat sie’s, mal tat sie’s nicht. Diesmal tat sie es nicht. Lieutenant O’Brien erschien in Person.
„Sir!“
Ich sah auf.
„Kontakt?“
„Kontakt, Sir.“
„Identifiziert?“
„Nicht nötig, Sir.“ Lieutenant O’Brien legte eine Kunstpause ein.
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