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Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...

Titel: Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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seinen Platz dirigieren.
    Danach verstrich eine gute Stunde, bis die Temperatur in den ausgekühlten Schiffsräumen wenigstens zur Nullmarke anstieg. Stroganow nannte den Ikarus den blödesten Steinhaufen unter den Sternen. Während wir uns in unserem Schiff abquälten, um den Frost aus dem Metall zu vertreiben, wo er sich bereits eingenistet hatte, warf draußen die sonnenheiße Rumpfisolierung Blasen. Man hätte auf der Verkleidung Spiegeleier braten können.
    Wunder hatten wir nicht gewirkt. Von beiden Phasen hatte sich in der Tat nur die eine reaktivieren lassen. Die Heimreise versprach, alles andere als eine Spazierfahrt zu werden. Ich wünschte mir, die Damen und Herren des UGzRR-Vorstandes hätten uns bei dieser Schufterei sehen können - oder befänden sich, noch besser, an unserer Stelle. Die Lust am unüberlegten Sparen wäre ihnen augenblicklich vergangen. Auf jeden Fall war die Untauglichkeit der SM 1 für den Rettungsdienst unter den Sternen gründlich erwiesen, und insofern hatte der Testflug meine Erwartungen erfüllt. Die Widrigkeit unserer Situation war dafür kein zu hoher Preis.
    Während wir uns noch mit dem Elektronikblock abplagten, wurde es erneut Nacht, und nachdem ich die letzten Schrauben angezogen hatte, gingen draußen auch schon die Lichter dreimal hintereinander aus und wieder an. Ich benachrichtigte Lieutenant Stroganow, und er zwängte sich aus dem Schacht und kam zu mir an Bord. Wir verriegelten die Schleuse, stärkten uns mit heißem Kaffee und harrten des großen Ereignisses.
    Daran, daß Schiffe unter den Sternen ihre Bahn ziehen, hat man sich gewöhnt. Aber die Verlagerung eines Himmelskörpers in eine ganz neue Raumposition ist immer noch etwas, was einen nicht kaltläßt. Der Sibiriak nahm eine rasche Messung der Polarstern-Sirius-Achse vor.
    „Und?“ erkundigte ich mich.
    „Entweder jetzt oder nie“, erwiderte er. „Eine zweite Chance werden die Jungs nicht haben - jedenfalls nicht in diesem Jahr. Oder sie pfeifen auf Roeder und setzen dementsprechend Power ein.“
    Im Prinzip traf es zu, was Lieutenant Stroganow sagte, aber so einfach lagen die Dinge nicht. Seitdem ich Astropolis auf Location gebracht hatte, war mir sowohl die konventionelle als auch die Roedersehe Methode der astralen Objektverlagerung vertraut.
    „Wer Power einsetzen will“, widersprach ich, „muß in der glücklichen Lage sein, mit dem Treibstoff nicht rechnen zu müssen. Gumboldt muß rechnen.“
    „Wer schreibt ihm das vor, Sir?“
    „Das Tankvolumen, Lieutenant. Gumboldt muß roedern. Er hat keine andere Wahl… “
    Ich wollte dem noch etwas hinzufügen, aber ich kam nicht dazu, weil die Raumnotwache Las Lunas wieder einmal anfing, uns zu rufen.
    Ich sagte: „Den Sender sollten wir uns morgen auch noch vornehmen“, stand auf und schaltete den Empfänger ab.
    Und dann hatte ich plötzlich genug damit zu tun, mich festzuhalten.
    Ein mittelschweres Erdbeben schien zu toben. Der Schiffsboden, auf dem ich stand, vibrierte unruhig. Eine Kabellänge tiefer, weit unter der karstigen Oberfläche, im dumpfen Inneren des Planetoiden war, pünktlich auf die Sekunde, das mächtige Triebwerk angesprungen.
    Das Erdbeben setzte plötzlich aus, und als ich schon glaubte, etwas liefe schief, kam der Energiestoß.
    Ich klammerte mich an den nächstbesten Handläufer. Lieutenant Stroganow machte aus dem, was er von der Sache hielt, keinen Hehl. In mancher Hinsicht ist er kompromißloser als ich. Als junger Mensch hatte er den Mord an seiner geliebten sibirischen Taiga miterlebt. Seitdem lebte er mit geschärften Sinnen.
    „Der Tag wird kommen, Sir“, bemerkte er, „an dem sie das Universum so umgestaltet haben, daß sie den lieben Gott zur Hilfe rufen müssen, damit ihnen der Himmel nicht auf den Kopf fällt.“ Prophetische Worte? Der Himmel selbst gab Antwort.
    Der Merkur, der eben noch vor dem Cockpit gestanden hatte, war plötzlich wie ausgelöscht. Und ausgelöscht war auch das goldene Geflimmer der Sterne und der schwarze Samt des Firmaments. Sogar die Sonne - vor einer Minute noch allgewaltig und viel zu nah -schien nicht mehr zu existieren. Die moderne Technik drückte dem altehrwürdigen Raum, in dem zwanzig Milliarden Jahre lang nur das eigene Gesetz gegolten hatte, ihr flammendes Siegel auf. Was man sah, war ebenso großartig wie erschreckend, ebenso faszinierend schön wie abstoßend.
    Es war, als hätte die Hölle ihre Schleusen aufgetan. Der Ausstoß, der aus dem Triebwerk brach, überzog,

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