Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
Ach und Krach noch einmal in Gang, die andere können wir vergessen.“
Der Befund war alles andere als erbaulich. Vor uns lag eine lange Reise, und von Stunde zu Stunde wurde der Abgrund, der uns von der Erde trennte, größer und größer. Ich vertraute die Entscheidung Stroganows Urteil an.
„Und wie weit würden wir mit dieser einen Phase kommen?“
Eine halbe Minute lang blieb mein Navigator stumm, dann gab er Auskunft:
„Nun, Sir, wenn wir alle anderen Räume abschotten und nur das Cockpit belüften - tja, dann schaffen wir es wohl auch bis zu Muttern nach Hause.“
Daß ich dies in dieser Ausführlichkeit berichte, hat seinen gewichtigen Grund. Einmal geht es mir darum, den Zustand der SM 1 klarzustellen. Auch nach vorgenommener Reparatur wurde daraus kein voll funktionsfähiges Schiff. Und zum andern geht es mir darum, den Augenblick und die Situation zu umreißen, die sich der Lautsprecher aussuchte, um mich ans Mikrofon zu rufen.
Als der Lautsprecher anschlug, steckten wir bis über die Ohren in der Arbeit, und unsere ganze Aufmerksamkeit war darauf gerichtet, sie so rasch wie möglich abzuschließen. Und zudem gab es aus unserer Sicht nicht den mindesten Anlaß, um Verdacht zu schöpfen und hinter dem Defekt unseres Senders so etwas zu vermuten wie Sabotage.
Mike Berger in der Raumnotwache Las Lunas verlangte nach mir. „Testflug Siegfried Martha Eins, Testflug Siegfried Martha Eins -Raumnotwache Las Lunas!“
Ich legte den Schraubenschlüssel, den ich soeben zur Hand genommen hatte, wieder beiseite, wischte mir die Finger an einem Büschel Putzwolle ab, quetschte mich zum Sendepult hinüber, verlagerte den Luftschlauch, der mich behinderte, schaltete auf LT und drückte die Taste.
„Ja, Mike, hier bin ich. Was liegt an?“
Das Frequenzlicht blieb starr. Es brannte, aber anstatt auf meine Stimme mit dem gewohnten Wechselspiel von Hell und Dunkel zu reagieren, zeigte es konstant Grün. Ich sprach zu einem toten Mikrofon. Mike Berger konnte es nicht ahnen. Mike Berger fuhr fort, uns zu rufen.
„Testflug Siegfried Martha Eins, Testflug Siegfried Martha Eins -Raumnotwache Las Lunas!“
Ich überprüfte Sicherung und Kontakt. Alles war in Ordnung. Ich stülpte den Helm wieder auf, rief Lieutenant Stroganow und bat ihn um eine Kontrolle der Antenne.
„Ich weiß, Lieutenant, Sie haben alle Hände voll zu tun - aber nun sind Sie schon mal draußen. Tun Sie mir den Gefallen.“
Lieutenant Stroganow gab sich knapp.
„Antennenkontrolle. Aye, aye, Sir.“
Der Lautsprecher drängelte weiter. Ich konnte mir leicht vorstellen, wie Mike Berger mit besorgtem Bernhardinergesicht im fernen Las Lunas hinter seinem Gerät saß. Es stand nicht in meiner Macht, ihn zu beruhigen. Einstweilen konnte ich nur warten.
Lieutenant Stroganow erschien selbst, um mir die Diagnose zu überbringen.
„Nichts, Sir. Die Antenne ist völlig in Ordnung.“
Ich hob die Schultern.
„Erinnern Sie mich nachher, daß ich vom Funkraum des Ikarus zurückrufe.“
„Aye, aye, Sir.“
Der Sibiriak hob den Luftschlauch an, um sein verschwitztes Gesicht im belebenden Strom zu baden, und vom Gehäuse des Senders trieb etwas davon, das aussah wie Zigarrenasche.
10. Rekonstruktion des Tatbestandes
Bevor Dr. Zacharias Hamilton die Verbundtaste der grubeninternen Sprechanlage niederdrückte, warf er einen Blick auf den Bildschirm des Monitors Charly.
Jenseits der Krümmung des Horizontes schien sich ein Vulkan zu entladen. Eine rotglühende Lavafontäne stieg den Sternen entgegen, überstrahlte deren ruhigen Glanz mit schmerzhafter Grellheit und fiel dann wieder in sich zusammen: ein Bild von atemberaubender Wildheit. Die Quelle der Eruption selbst, die Sonne, war nicht zu sehen. Eine automatische Sperre hinderte die Kamera daran, das Objektiv zu beschädigen.
Anderswo im Raum mochte sich die Zivilisation ausbreiten. Hier waren noch die alten Zeiten der Entdecker und Pioniere lebendig - mit all ihrer Härte und bizarren Romantik.
An dem plumpen Versuchskreuzer der UGzRR, der neben der Barrakuda stand, wurde gearbeitet. Ein Teil der Verkleidung war abgedeckt; man konnte das angestrahlte Eingeweide sehen und den sich bewegenden Schatten des breitschultrigen Navigators, der in den Schacht gestiegen war.
Bilder wie diese, dachte Hamilton mit plötzlichem Bedauern, würden bald schon der Vergangenheit angehören. In seiner neuen, terrestrischen Umlaufbahn würde der Ikarus ein Leben ohne Romantik führen: als ein bequem
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