Weltraumpartisanen 26: Ikarus, Ikarus...
daß die Arbeit daran immer mehr zu einem Wettrennen mit der Zeit geriet. Die Zeit war Gumboldts genügsamer Verbündeter; ihn kostete sie nichts, uns aber richtete sie zugrunde. Die schlecht ventilierte, spärlichst erleuchtete Lagerhalle war nicht dafür bestimmt gewesen, Menschen zu beherbergen. Wir schliefen auf hartem Zement, und für die Notdurft von vierzehn Menschen, Männern und Frauen, gab es nichts als einen stinkenden Eimer, der von den Kübelschleppern einmal am Tage geleert wurde.
Der Hunger zehrte uns aus. Die Aufgabe der wässrigen Suppe war keinesfalls die, uns lange am Leben zu halten. Dem Realphilosophen Gumboldt diente sie als bequemes Mittel, sich seiner Widersacher zu entledigen, ohne sich noch einmal die Finger schmutzig machen zu müssen. Am siebenten Tag gab es einen Selbstmordversuch, als sich Dr. Hamiltons Sekretärin, Miss Thompson, mit einer Glasscherbe die Pulsadern aufschnitt. Wir mußten aus diesem elenden Gefängnis heraus, bevor die Lage endgültig hoffnungslos wurde.
Bevor wir mit dem Tunnelbau begannen, waren Lieutenant Stroganow und ich mit Dr. Hamilton zu Rate gegangen, doch die Skizze dieser untersten Sohle, die er aus dem Gedächtnis entwarf, blieb reichlich ungenau. Offenbar hatte er nie Anlaß gesehen, sich intensiver mit diesem stillgelegten Seitenflügel seines Betriebes zu befassen. Für die Kartographie hatte bis zuletzt die technische Abteilung verantwortlich gezeichnet, in der Regel Ivan Addams.
Wir legten den Winkel fest und begannen zu graben: mit Hilfe eines rostigen Spatens und einer stumpfen Spitzhacke, deren Fund uns überhaupt erst auf den Gedanken gebracht hatte. Den ausrangierten Blechschimpansen mit der Nummer Elf, den wir in der Gerümpelecke gleichfalls gefunden hatten, setzten wir nur in Ausnahmefällen ein -immer dort, wo bloße Muskelkraft versagte. Sein Energiestand näherte sich der Nullmarke, und seine Programmierung war voller Tücken.
In der dunkelsten Ecke verwahrten wir das geförderte Gestein. Daß es frisch gebrochen war, ließ sich nicht verheimlichen, aber mit etwas Glück sollte es in der feuchten Dunkelheit unentdeckt bleiben. Wie es, sollte uns der Ausbruch gelingen, dann weitergehen sollte, stand nicht fest. Da wir nicht wußten, was außerhalb der Lagerhalle vor sich ging, konnte nichts endgültig geplant werden.
Eine Möglichkeit mochte es sein, unter Ausnutzung des Überraschungsmomentes die Findorff-Banditen zu überwältigen und zu entwaffnen. Sollte sich dies nicht durchführen lassen, würden Lieutenant Stroganow und ich vielleicht den Versuch unternehmen, eines der Schiffe in Besitz zu nehmen, um die nächstgelegene Plattform des STELLANORM-Gürtels anzusteuern und Alarm zu geben. In Erwartung der unausweichlichen Strafexpedition konnte Piet Gumboldt nur noch aufgeben oder das Weite suchen. An eine Massenflucht war nicht zu denken. Ich hatte es Dr. Hamilton und seinen Mitarbeitern auseinandergesetzt. Allein das Beschaffen der für das Aussteigen unbedingt erforderlichen Raumanzüge in so großer Zahl hätte sich als unlösbares Problem erwiesen.
Wie immer wir uns auch entscheiden würden - zunächst einmal mußten wir aus der Lagerhalle heraus.
Der Tag, der uns den ersehnten Durchbruch in das benachbarte Gewölbe bringen sollte, machte schon in aller Frühe den Einsatz des Arbeitsroboters erforderlich. Eine ungewöhnlich harte Gesteinsschicht widerstand allen unseren Anstrengungen. Das Hammerwerk des Blechschimpansen begann zu dröhnen. In einer Arbeitspause stieg Lieutenant Stroganow in den Tunnel, um sich vom Stand der Grabung zu überzeugen, und als er wieder zum Vorschein kam, hielt er einen taubeneigroßen Diamanten in der Hand. Sogar im diffusen Funzellicht der schwächlichen Deckenbeleuchtung funkelte und sprühte der Stein wie eine kleine Sonne.
Lieutenant Stroganow betrachtete ihn kopfschüttelnd.
„Anderswo“, sagte er in seiner bedächtigen Art, „gilt dieser Klunker als Symbol des Reichtums. Hier jedoch stellt man plötzlich fest, daß man ihn nicht einmal essen kann… “
Niemand von uns hatte auf den Blechschimpansen geachtet, der in einer Ecke stand und mit gedämpftem Sirren verschnaufte. Von Mal zu Mal wurden die Zeiträume, die er für das Regenerieren benötigte, länger. Wenn wir wollten, daß er uns nicht im Stich ließ, mußten wir davon Abstand nehmen, ihn zu hetzen. Das Gleißen des Diamanten mochte in seinem elektronischen Gedächtnis eine Erinnerung wachgerufen haben. Plötzlich war der
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