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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Intaktes. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes kämpften auf verlorenem Posten gegen die drohende Seuchengefahr. Hier und da wurden die Leichen auf den Plätzen zusammengetragen, mit Benzin übergossen und angezündet.
    Auf ein Wunder warten.
    Ruth bezwang ihre Verzweiflung. Ausharren.
    Harris hatte recht. Man durfte nicht einfach aufgeben. Wer sich auf den Beinen hielt, mußte seine Pflicht tun. Eine neue Aufgabe zeichnete sich ab. Der Direktor der VEGA hatte es angedeutet. Zur Zeit konferierte er mit Captain Bell, der die Kuriermaschine flog, unter vier Augen.
    Ruth stellte das Radio an. Die Nachrichtensendung, die sie schließlich fand, kam aus keinem der üblichen Studios, sondern von einem ihr unbekannten Notsender: » Wie soeben verlautet, hat die Provisorische Regierung, die seit dem zu erwartenden Rücktritt des EAAU-Präsidenten Konstantin Belinski-Hegel im Amt ist, Dr. Egon Mildrich, bislang Kommissar für das Ernährungswesen, zum Kabinettschef gewählt …«
    Der gefährliche Bürokrat, wie Harris seinen alten Widersacher nannte, hatte noch einmal Karriere gemacht.
    Die Libelle setzte auf.
    Das Landedeck war ein Dschungel aus Chrom und Metall. Die abgestellten Helikopter bildeten ein wüstes Durcheinander. Der Wind, der darüber hinwegstrich, hatte den bitteren Geschmack von vertrockneter Erde.
    Das Haus war ohne Strom. Der Aufzug ließ sich nicht benutzen. Ruth tastete sich das dunkle Treppenhaus hinab.
    Die Wohnungstür war aus den Angeln gesprengt. In den Räumen sah es aus, als hätte darin eine Rotte Wildschweine gewühlt. Auf der Suche nach versteckten Nahrungsmitteln hatten die Plünderer die Schränke umgestürzt und die Verkleidungen von den Wänden gerissen.
    Ruth fand eine Reisetasche und stopfte hinein, was die zu benötigen glaubte. Die Wertsachen waren nicht angerührt, Ruth ließ sie, wo sie waren. Auf dem Fußboden lagen die Aufzeichnungen ihres Mannes: Notizen, Berichte, Niederschriften. Ruth bückte sich und sammelte sie auf. Sie stopfte diese Bilanz eines Lebens unter den Sternen in die Reisetasche.
    Im Haus weinte ein Kind.
    Ruth verließ die Wohnung. Das Schluchzen wurde lauter. Ruth stellte die Tasche auf die Treppe und sah sich um.
    Auch in der Wohnung, die sie jetzt betrat, hatten die Plünderer gehaust. Sie hätten sich eigentlich sagen müssen, daß es dort nichts zu holen gab. Beide Eltern waren tot. Aber das Kind lebte.
    Es war eine alltägliche Tragödie. Das Kind war nur deshalb noch am Leben, weil sein Vater und seine Mutter sich selbst nichts gegönnt hatten.
    Der Junge kauerte in einer Ecke: mit entsetzten, verständnislos blickenden Augen. Wie alt mochte er sein? Drei vielleicht.
    Ruth legte ihre Hand aufs Visiofon und zog sie sofort wieder zurück. Die Flugrettung hatte ihre Tätigkeit eingestellt. Und in den Waisenhäusern der Stadt herrschte längst das gleiche Elend wie überall. Wen anrufen? Wozu?
    Sie wandte sich ab. Hier war nicht zu helfen. Fluchtartig verließ sie die Wohnung.
    Nach ein paar Schritten machte sie kehrt und stürzte zurück.
    Natürlich war es Wahnsinn. Natürlich widersprach es jeglicher Vernunft. Natürlich war es klüger, an sich selbst zu denken. Aber hatte nicht all das auch damals gegolten, als Dr. Hudsons Rotkreuz-Helikopter mit achtzehn verletzten Kindern an Bord über dem VEGA-Gelände aufgetaucht war? Ruth hatte die Aufnahme erzwungen.
    Und heute? War sie egoistischer geworden, gleichgültiger? Oder nur mutloser? Soll ich meines Bruders Hüter sein? hatte vor langer, langer Zeit ein gewisser Kain gefragt. Und der Herr – was hatte er geantwortet? Ruth fiel es nicht ein. Vielleicht war es auch nicht so wichtig. Sie bückte sich und hob das Kind auf.
    »Still!« sagte sie. »Du kommst jetzt mit. Es wird alles gut. Still!«
    Und das Kind schlang seine dürren Arme um ihren Nacken und wurde ruhig.
    Im Hort der VEGA war die Aufnahme eines betriebsfremden Kindes zunächst verweigert worden. Ruth hatte sich durchgesetzt. Als sie in ihr Büro zurückkehrte, wußte sie den kleinen Burschen so gut geborgen, wie es die Verhältnisse zuließen. Er stand auf der Liste, und das war zunächst das Wichtigste.
    Im Büro schlug das Visiofon an. Ruth beeilte sich, das Gespräch entgegenzunehmen. Vor Erschöpfung zitterten ihr die Knie.
    Harris selbst war am Apparat.
    »Sie sind lange ausgeblieben, Ruth. Ich war schon besorgt.«
    »Es gab noch etwas zu erledigen, Sir.«
    »Sie werden gleich noch mehr zu tun bekommen«, sagte Harris. »Am besten, Sie kommen

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