Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
Start treulich das Geleit gegeben hatte, abdrehte, um zum Uranus zurückzukehren.
Als Ersatz für Lieutenant Levy, der auf der Fridtjof Nansen Dienst tat – auf einem Schiff, dessen Vormann ich mißtraute und dessen Besatzung ich kaum kannte –, hatte ich Lieutenant Stroganow, meinen Navigator, aus dem Kartenhaus vorübergehend ins FK gebeten.
Der Morsescheinwerfer des Leichten Kreuzers Thor war in Aktion getreten. Das Flaggschiff hatte sich vor uns geschoben und zeigte uns nun seinen schimmernden gepanzerten Unterleib.
Der Konvoi hatte sich in Schweigen gehüllt. Vor dem Start waren die Senderanlagen der Frachter auf mein Geheiß hin plombiert worden. Die Wahrung absoluter Funkstille war oberstes Gebot. Nicht einmal der Tower hatte den Konvoi verabschieden dürfen. Schiff für Schiff war gestartet ohne ein Wort.
Der Sibiriak übersetzte die stumme Botschaft der Thor:
»K-o-m-m-a-n-d-a-n-t-a-n — a-n — K-o-m-m-a-n-d-a-n-t: B-e-d-au-r-e — S-i-e — j-e-t-z-t — v-e-r-l-a-s-s-e-n — z-u — m-ü-s-s-e-n.«
Bis zu diesem Punkt hatte uns die Thor mit den ihr unterstellten acht Taurus -Zerstörern Schutz und Sicherheit gewährt. Nun mußte sie uns unserem Schicksal überlassen. Die Gefahr für die Siedlungen auf dem Uranus war zu groß.
Ich nickte mit trockenem Mund.
»Bestätigen. Und richten Sie dem Kommandanten der Thor unseren aufrichtigen Dank aus.«
»Aye, aye, Sir.«
Lieutenant Stroganow zwängte sich hinter den Scheinwerfer. Seine Hände legten sich auf die Klaviatur. Meinem Ansehen als Commander hätte es keinen Abbruch getan, wenn ich den Lichtspruch eigenhändig abgesetzt hätte, doch mit der Flinkheit meiner Männer konnte ich nicht konkurrieren.
Der Leichte Kreuzer meldete sich noch einmal.
»Viel Glück!« buchstabierte Lieutenant Stroganow. »Gott mit Ihnen!«
Wir würden beides nötig haben – das Glück als auch Gottes Hilfe. Nie zuvor waren die Aussichten für einen Konvoi, seinen Bestimmungshafen zu erreichen, geringer gewesen.
»Bestätigen!« sagte ich.
Gleich darauf bog die Thor ab, und ich konnte sehen, wie sie sich in einen Lichtpunkt verwandelte. Und dann wurde aus ihr so etwas wie ein Kometenkopf, als die acht Lichtpunkte der Taurus -Zerstörer aufschlossen und der ganze Pulk Kurs nahm auf den Uranus.
Lieutenant Stroganow wandte mir sein Gesicht zu. Auf seinen breiten Wangenknochen lag das flimmernde Licht des Oberons. Das Licht war fahl. Vor einer Weile noch war es von einem kräftigen Rot gewesen. Nun war es ausgelaugt. Der Oberon war hinter uns zurückgeblieben. Vor uns lag der leere Raum, grenzenlos und feindlich.
»Also dann!« sagte der Sibiriak.
»Also dann!« erwiderte ich.
Und eigentlich war damit alles gesagt. Ich nickte ihm zu.
»Danke, Lieutenant.«
Danach wechselte ich hinüber in das RC, wo Lieutenant Tom O’Brien hinter dem Pult saß. Von der achteren Kanzel aus hatte man einen freien Ausblick nach hinten.
Das Bikolar war eingeschaltet. Ich stellte es ein und überblickte den Konvoi.
Die elf Frachter – ein chaotischer Haufen – schwammen in der Mitte. Die beiden Lichtpunkte an Steuerbord waren die Fridtjof Nansen und die Rabindranath Tagore. Auf der anderen Seite, an Backbord, patrouillierten die Florence Nightingale und die Albert Schweitzer. Und die beiden Schlußlichter in weiter Ferne trugen die Namen Mahatma Gandhi und Elsa Brandstroem. Sie hatten dafür zu sorgen, daß keiner von den Frachtern zurückblieb. Mehr ließ sich nicht tun.
Meine Henri Dunant führte den Konvoi an. Ob sie auf die Dauer auch das Tempo bestimmen würde, war fraglich. Ein paar von den Frachtern waren lahme Zossen.
Ich warf einen Blick auf den Sammelschirm: Nirgendwo eine zusätzliche Anzeige.
»Liegt etwas vor, Lieutenant?«
O’Brien schüttelte den Kopf.
»Nichts, Sir. Alles ruhig.«
Für den Augenblick drohte keine Gefahr. Es mochte durchaus sein, daß unser Aufbruch nicht bemerkt worden war. Noch hatte sich kein hungriger Wolf an unsere Spur geheftet.
Ich warf einen Blick auf die Uhr und ließ den Sekundenzeiger gewähren, bis er die volle Minute zeigte. Dann war es so weit. Ich rief die Brücke. Und als Captain Mboya sich meldete, sagte ich: »Kurs Orion!«
»Kurs Orion. Aye, aye, Sir.«
Und dann verfolgte ich von der achteren Kanzel aus, wie der gesamte Konvoi herumschwang, um der Henri Dunant zu folgen. Ein paar der Frachter gerieten aus dem Tritt und fuhrwerkten unbeholfen hin und her, bis sie endlich wieder eingereiht waren in den großen
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