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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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beschäftigt, den Lima-Sektor umzupflügen.
    Dem Hin und Her ihrer Durchsagen ließ sich entnehmen, daß sie Befehl hatten, den Konvoi mit allen Mitteln zur Venus zu dirigieren. Widersetzlichkeit sollte geahndet werden mit einem Kriegsgerichtsverfahren wegen der Entwendung militärischen Eigentums. Sir Oleg war ein vorsichtiger Fuchs. Für den Fall, daß wieder geordnete Verhältnisse eintraten, sicherte er sich eine juristische Rückzugsstraße.
    Die Kursänderung war gerade noch rechtzeitig erfolgt. Der Umweg kostete Zeit, aber eine Verspätung von achtundvierzig Stunden war immer noch besser als der Verlust der Fracht. Die Fahrt betrug um diese Zeit positiv minus 50 . In dem verunreinigten Raumgebiet war das das äußerste, was sich verantworten ließ.
    Als die Florence Nightingale plötzlich Schub gab, hatte sie keine Mühe aufzuschließen. Ihr Scheinwerfer blinzelte. Ich entzifferte das Hört, hört, hört! und enterte hoch ins FK.
    Der Sibiriak saß bereits hinter der Lichtorgel.
    »Anfrage, Sir. Drüben will man wissen, welche Frequenz wir geschaltet haben.«
    »Militärfrequenz Venus.«
    Lieutenant Stroganow gab das durch, und der Scheinwerfer der Florence Nightingale meldete sich erneut zu Wort.
    »Empfehle Frequenz Bissotwo Bissotwo!«
    Die Frequenz 22 wurde im allgemeinen von den Arbeitsschuten der Plattformen benutzt. Lieutenant Levy pflegte sie in der Regel zugeschaltet zu haben. Auf der Brücke hatte ich darauf verzichten müssen. War es ein Fehler gewesen, meinen erfahrenen Kommunikator auf die Fridtjof Nansen zu kommandieren? Mein Mißtrauen gegen deren zwielichtigen Vormann wurzelte tief. Andererseits gab es Situationen wie diese, in denen ich das Fehlen Levys zu spüren bekam.
    Ich klemmte mich hinter den Empfänger und gab die 22 ein. Der Lautsprecher erwachte brüllend zum Leben.
    Es war ein ganzes Rudel von Stimmen, und der Slang, dessen sie sich bedienten, war das primitive Pidgin-Metro, wie es sich im Lauf der Jahrzehnte überall dort herangebildet hatte, wo die Raumkutscher beider Machtblöcke miteinander zu tun hatten.
    Ein Rudel hungriger Wölfe. Eine Flotte kampfstarker Schiffe. Eine Armee von Deserteuren – unter den Sternen unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Auf der Venus hatten sie sich blutige Köpfe geholt. Nun lauerten sie auf leichtere Beute.
    Der Scheinwerfer der Florence Nightingale blinzelte.
    »Die Kacke ist am Dampfen.«
    Captain Romen hatte unser Problem auf einen drastischen Nenner gebracht. Der Ausspruch schien ihm zu gefallen.
    Wahrscheinlich hatte er von seinem FK längst eine Peilung vornehmen lassen und wußte Genaueres.
    »Anfrage, Lieutenant: Raumgebiet?«
    Der Scheinwerfer der Florence Nightingale nahm mir die letzte Hoffnung: »Sektoren Mike, November, Oskar, Papa.«
    Das dicke Ende war da. Der Konvoi war zwischen die Fronten geraten. In den Lima-Sektor durfte er nicht ausweichen, und in fast allen anderen Sektoren sammelten sich die Wölfe. Ein paar Minuten noch, und ihre Echos würden auf unseren Radarschirmen auftauchen.
    Und umgekehrt unsere Echos auf den ihren.
    Mir blieb nicht viel Zeit, eine Entscheidung zu treffen.
    »Signal an alle: Wenden!«
    »Aye, aye, Sir. Signal: Wenden!«
    Lieutenant Stroganows Hände griffen in die Klaviatur. Und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel.
     
    Im Lima-Sektor lagen die achtzehn Schiffe des Metropolis-Konvois beigedreht vor der verlassenen Plattform INTERPLANAR XII. Sie lagen dicht an dicht, so daß ich hoffen konnte, daß ihre Echos mit der massiven Plattform zu einer einzigen Anzeige verschmolzen. In diesem Fall durften wir uns vor Sir Olegs Spürhunden für eine Weile sicher fühlen. Etwas Besseres war mir nicht eingefallen. Auf der Finlay-Straße gab es weit und breit nichts, was uns hätte Deckung verschaffen können.
    Die Lagebesprechung, zu der ich die Vormänner auf die Henri Dunant geladen hatte, war unerläßlich geworden.
    Weygand kam in Begleitung. Lieutenant Levy war bei ihm.
    »Ich wollte nur mal frische Wäsche holen. Wenn es Ihnen lieber ist, Sir, warte ich im Dingi.«
    »Sie stören nicht, Lieutenant«, erwiderte ich. »Im Gegenteil.«
    Weygand machte ein undurchdringliches Gesicht und zündete sich, ohne um Erlaubnis zu fragen, eine Zigarette an.
    Commander Busch erschien als letzter. Steif und hölzern betrat er das FK, das als Ersatz für die mit Proviant vollgestopfte Messe herhalten mußte.
    Ich kam zur Sache.
    »Zu klären«, sagte ich, »ist die grundsätzliche Frage, ob wir, die Situation als

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