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Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi

Titel: Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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entsetzlich leeren Räume durchstreifte auf der Suche nach Nahrung, den hungernden Bruder in seiner Verzweiflung zu sehen? Der Bruder war zum reißenden Wolf geworden.
    Und doch – die Hölle unter den Sternen war fast leichter zu ertragen gewesen als der Anblick dieser erloschenen Stadt. Ich war auf Schlimmes gefaßt gewesen – aber nun mußte ich erfahren, daß der Phantasie Grenzen gesetzt sind. Ich hatte mir eingebildet, vorbereitet zu sein.
    Die Wirklichkeit war anders. Darauf, wie Metropolis uns empfing, war ich nicht gefaßt.
    Als ich noch einmal ansetzte, um den Tower zu rufen, versagte mir die Stimme.
    Kamen die fünfzehn beladenen Schiffe zu spät? War alles umsonst gewesen? Schiffe waren zerstört worden, Besatzungen hatten ihr Leben gegeben, aber der Konvoi war endlich am Ziel. War niemand mehr da, ihn in Empfang zu nehmen?
    Etwas mußte geschehen. Ich rief den Maschinenraum.
    »Landescheinwerfer!«
    »Landescheinwerfer!« bestätigte Lieutenant Xuma. »Aye, aye, Sir.«
    Das gleißende Licht flammte auf. Der Kegel des Scheinwerfers wanderte über das Gelände: hinweg über die Hangars, hinweg über den stummen Tower und das geschwungene Dach der Abfertigungshalle. Der Rampenkomplex Mitte war besetzt. Eine ganze Flotte war hier abgestellt, ein Sammelsurium aller erdenklichen Schiffstypen. Wozu? War Harris nicht mehr dazu gekommen, die Flotte in Marsch zu setzen?
    Der Lichtkegel huschte über die Kräne und Gerüste der Werft und richtete sich auf den Rampenkomplex Nord. Dort waren die Rampen frei.
    Noch einmal rief ich den Maschinenraum.
    »Gut so!«
    Der Scheinwerfer rührte sich nicht mehr. In seinem kalkigen Licht warf der Beton der Rampen gespenstische Schatten.
    Als erstes Schiff rief ich die Najade zur Landung auf. Eine Minute später zog sie rüttelnd an uns vorüber und setzte dann unbeholfen auf der Rampe Nord Unaone auf.
    Ich trat hinaus auf die Gangway, nachdem auch die Henri Dunant schließlich gelandet war: als letztes Schiff des Konvois. Wie überladen sie war, zeigte sich beim Aufsetzen. Mit lautem Dröhnen knallte sie auf den harten Beton.
    »Metropolis, Sir.«
    Captain Mboyas Stimme klang heiser.
    »Ja, Metropolis, Captain.«
    Vor der Schleuse blieb ich stehen.
    Auch dieser Schritt hatte sonst immer zu den Höhepunkten einer Heimkehr aus dem Reich der Sterne gehört: festen Boden unter den Füßen zu spüren und sich endlich die Lungen vollzutanken mit der köstlichen, prickelnden Luft von Metropolis.
    Die Luft über dem Platz war kalt, trocken und bitter. Sie hinterließ auf der Zunge einen quälenden Belag. Sie schmeckte nach verdorrter Erde.
    Ich lehnte mich gegen das Süll. Ich fühlte mich mutlos.
    Es hatte unmöglich geschienen – aber wir waren da: fünfzehn schwerbeladene Schiffe. In Form von konzentrierter Nahrung lagerte in ihren Rümpfen ein ganzer Monat Leben für die riesige Stadt.
    War denn keiner mehr da, um die Fracht in Empfang zu nehmen?
    »Sir, sehen Sie?«
    Captain Mboya war neben mich getreten. Er wies hinüber zu den Garagen. Dort war ein Licht angegangen.
    Eine trockene Bö fegte über den Platz: kalt wie der Atem des Todes.
    Mitten im Frösteln horchte ich auf. Mit dem Wind kam das Geräusch eines anspringenden Motors. Eine zweite, eine dritte Maschine wurden gestartet.
    »Laderaupen, Sir.«
    »Und schwere Transporter!«
    Die Lichter wurden zahlreicher. Und dann begann auf einmal die Erde zu dröhnen, als sich hundert Raupen und Transporter gleichzeitig in Bewegung setzten. Die Mannschaften zum Entladen der Schiffe rückten an.
    Sirenengeheul mischte sich in den Lärm. Eine Limousine mit dem Emblem der VEGA-Platzgarde kam hinter einem Hangar hervorgekurvt und hielt auf die Henri Dunant zu. Vor der Gangway kam sie in einer Staubwolke zum Stehen.
    Ein alter Mann stieg hastig und unbeholfen aus. Mein Herz krampfte sich zusammen. Auf einmal ermaß ich, was diese Stadt durchgemacht hatte. Ich rannte die Gangway hinab.
    Harris blinzelte.
    »Commander Danilow?«
    »Nein, Sir.«
    Harris starrte mich an wie eine Erscheinung.
    »Brandis?«
    »Ja, Sir.«
    »Ich erwarte einen Konvoi vom Mars.«
    »Dieser kommt vom Uranus, Sir.«
    »Mit wievielen Schiffen?«
    »Fünfzehn, Sir.«
    Harris schluckte. Dann sagte er.
    »Das ist … das ist wie Weihnachten.«
    In Metropolis war die Zeit stehengeblieben. Ich mußte John Harris helfen, sie wieder in Gang zu bringen.
    »Heute ist Weihnachten«, sagte ich. »Heiliger Abend.« Und dann fragte ich: »Was ist mit Ruth?«
    Harris bewegte

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