Weltraumpartisanen 28: Metropolis-Konvoi
des Triebwerks entgegenstellen.
»Und jetzt wir!«
Captain Mboya stieß den Regler nach vorn. Ich wurde gegen das Polster gepreßt. Die Henri Dunant stürmte hinter der Pampero her.
Ich rief das Kartenhaus.
»Frage: Fahrt?«
»Positiv minus neunundvierzig.«
Der Sog zerrte am Schiff. Obwohl das Triebwerk auf vollen Schub geschaltet war, gingen fast fünfzig Prozent seiner Wirkung verloren.
Immerhin kamen wir vorwärts.
Ich warf einen Blick auf den Radarschirm. Der Kopf der Leuchtspur schwenkte nach Steuerbord ab. Die Fridtjof Nansen, das Führungsschiff, war aus dem Gröbsten heraus. Der Sog des Trichters hatte keine Gewalt mehr über sie. Sie wurde schneller. Die Najade und die ersten drei von den Frachtern folgten.
»Verdammtes Miststück!«
Die Bremsdüsen der Henri Dunant kreischten. Captain Mboya fluchte.
Die Pampero war plötzlich langsamer geworden. Ihr Heck war nur noch eine knappe Kabellänge von uns entfernt. Das Triebwerk spuckte schwarzen Qualm.
Ich drückte die Taste.
»Lichtspruch …«
Es war zu spät. Es hätte auch nichts mehr geändert. Mitten über dem Trichter war das altersschwache Triebwerk des Frachters ausgefallen.
Im Lautsprecher erklang die Stimme des Navigators: »Fahrt fallend. Positiv minus sechsundachtzig … minus neunzig … minus fünfundneunzig … Fahrt negativ«
Der Sog hatte die Henri Dunant erfaßt. Sie trieb mit dem Heck voraus.
Die Pampero stürzte noch schneller. Sie stürzte mit wachsender Geschwindigkeit. Noch einmal flackerte ihr Scheinwerfer: »Habe Maschinenschaden. Benötige dringend …«
Die Botschaft erlosch in der Lichtlosigkeit des Schwarzen Lochs.
Ich bezwang mein Grauen. Der Pampero war nicht zu helfen. Sie hatte aufgehört zu existieren. Und auch wir standen kurz vor dem Untergang.
Die Stimme gehorchte mir wieder.
»Holen Sie uns hier raus!«
Captain Mboya stieß den Regler wieder nach vorn.
»Aye, aye, Sir«, sagte er.
Mein Blick streifte sein Gesicht. Es war aschgrau. Aber auch er hatte sich wieder gefaßt. Die Bodenplatten vibrierten, als das Triebwerk loslegte.
Ich rief das Kartenhaus.
»Frage: Fahrt?«
Gleich darauf hätte ich meinen grauköpfigen Navigator am liebsten umarmt.
»Positiv minus neunundneunzig.«
Die Henri Dunant hatte aufgehört zu stürzen. Sie kroch vorwärts, dem rettenden Ufer entgegen.
15.
24.12.
Die Henri Dunant stand rüttelnd über der Stadt. Kein freundlicher Leitstrahl hatte sie in Empfang genommen. Ich löste den Blick vom Radar, mit dessen Hilfe ich das überladene, plötzlich schwerfällig gewordene Schiff bis auf drei Kabellängen über Grund an Metropolis herangelotst hatte. Neben mir hörte ich Captain Mboyas trockenes Schlucken.
Wie war das immer beglückend gewesen, aus einem fremden, feindlichen Himmel heimzukehren in diese unvergleichliche Stadt im Schaumkranz der atlantischen Brandung. Ob bei Tag, ob bei Nacht – nie hatte ich mich sattsehen können an der Schönheit und der Anmut dieser genialen Schöpfung.
Bilder, die für immer erloschen waren? Schwarz und starr lag die Stadt unter dem Cockpit. Mein Blick verlor sich in pechzäher Finsternis. Es war kurz nach achtzehn Uhr. Über dem Staubgürtel leuchtete der Mond, funkelten die Sterne. Gab es sie wirklich noch? Für die Menschen in dieser Stadt existierten sie nur noch in der Erinnerung.
Captain Mboya deutete backbord voraus.
Wie Soldaten auf verlorenem Posten glommen dort ein paar einsame Lichter. Die VEGA?
Die Henri Dunant nahm Fahrt auf und glitt darauf zu. Der Widerschein ihres Triebwerks huschte über den Tower. Schwarz ragte er in die furchteinflößende Nacht.
Noch einmal drückte ich die Taste.
»VEGA-Tower, VEGA-Tower – Henri Dunant. Over!«
Der Tower blieb stumm. Und diesmal war kein Staub daran schuld, daß die Verbindung nicht zustande kam. Die Henri Dunant hatte den Staubgürtel durchstoßen, sie stand knapp über dem Platz. Ich verspürte ein Frösteln.
»VEGA-Tower, VEGA-Tower – Henri Dunant. Ich benötige dringend Landebeleuchtung für meinen Konvoi!«
Der Konvoi war am Ziel. Achtzehn Schiffe hatte er gezählt, als er den Uranus verließ. Fünfzehn Schiffe waren durchgekommen. Einige Kabellängen höher als die Henri Dunant kreisten sie schwerbeladen über dem Platz und warteten darauf, eingewiesen zu werden.
Auf der Reise hatten sie die Hölle kennengelernt, einen Kosmos bar aller Menschlichkeit. Es war uns nichts erspart geblieben. Wann hatten wir aufgehört, in dem marodierenden Volk, das die
Weitere Kostenlose Bücher