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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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diesbezüglich sagte ich ihm nichts Neues, er war im Bilde –, und ich berichtete vom Hunger, der die Menschheit zu vernichten drohte, weil die Ernten ausblieben. Danach kam ich auf den Gregorius-Weizen zu sprechen und die unauffindbare genetische Formel. Irgendwann schloß ich mit rauher Stimme: »Aber wenn diese Formel wie alles andere, was wir Vergangenheit nennen, unverlierbar gespeichert ist …«
    Noch während ich sprach, hatte ich Smirnoffs Ablehnung verspürt.
    »Sie hätten sich den Weg hierher sparen können, Brandis!« antwortete er. »Vorhin sagte ich: Das ist kein Wettbüro. Jetzt sage ich: Das ist kein Auskunftsbüro!« Smirnoff schüttelte den Kopf. »Sie sind an der falschen Adresse.«
    Er war schon immer ein schwieriger Mensch gewesen, darum gab ich nicht auf.
    »Professor«, sagte ich, »ich habe mir erzählen lassen, wie unwürdig man Sie behandelt hat. Ich beschwöre Sie: Vergessen Sie das.«
    Smirnoff winkte ab.
    »Es geht um anderes, Brandis. Und ich möchte, daß Sie mich verstehen. Man hat mich ausgelacht, das ist richtig, aber P-kop ist Wirklichkeit geworden. Wissen ist Macht – das gilt heute mehr denn je. Ich habe mit P-kop das absolute Wissen geschaffen. Eines Tages wird es nichts Gewesenes geben, was die Zeitspule nicht abrufen kann. Ein solches Instrument in der Hand einer irdischen Macht …?« Smirnoff schüttelte den Kopf. »Es gibt Geschäfte, auf die ich mich einfach nicht einlassen darf.«
    Noch wollte ich mich nicht geschlagen geben.
    »Ich begreife. Nur geht es in diesem Fall nicht um Politik.«
    Smirnoff seufzte.
    »Machen wir uns nichts vor, Brandis. Heute will man von mir eine genetische Formel. Was will man morgen? Vielleicht die geheimen Vorgänge in den Ministerien der VOR?« Er schob mich zur Treppe. »Es geht nicht, Brandis. Es tut mir aufrichtig leid.«
    Wenn ich nicht ganz verspielt haben wollte, mußte es mir gelingen, ihn zu erschüttern: ob in seiner Selbstgerechtigkeit, ob in seiner Weisheit – ich wußte es selbst nicht zu unterscheiden.
    »Ich werde Roger Hausmann nicht von Ihnen grüßen können«, sagte ich, »weil er inzwischen verhungert ist. Und so wie er wird nach und nach die ganze Menschheit verhungern, während Sie mit Ihrem gleichgültigen Hintern auf diesem Logenplatz unter den Sternen sitzen. Wohl bekomm’s, Professor!«
    Einen Atemzug mußte ich befürchten, zu weit gegangen zu sein. Smirnoff sah aus, als rührte ihn der Schlag. Er flüsterte: »Gehen Sie, Brandis! Schon einmal hat die Schlange der Versuchung Unheil über die Welt gebracht!«
    Das Dingi brachte mich zur Henri Dunant zurück.
     

6.
    »Sir, Ankündigung eines Signalspruchs von der Florence Nightingale !«
    »Roger. Ich komme hoch.«
    Wer konnte schon ahnen, daß der an sich geringfügige Zwischenfall, der sich mit diesen Worten anmeldete, große Wirkung haben würde?
    Auf dem Uranus war die Henri Dunant nach ihrem ergebnislosen Abstecher zur P-kop gerade rechtzeitig genug eingetroffen, um ein drittes Mal die Führung eines für Metropolis bestimmten Konvois zu übernehmen. Arbeit und Verantwortung sorgten ganz von selbst dafür, daß meine Gedanken aufhörten, sich mit dem philosophierenden Eigenbrödler unter den Sternen zu beschäftigen, zumal ich durchaus darüber im Zweifel geblieben war, daß sich hinter der Praeteroskopie eine ernstzunehmende Möglichkeit verbarg, die man Hastings anbieten durfte. So ergötzlich die Robespierre-Nummer auch gewesen war, so sehr war sie zugleich das Produkt eines fehlgeleiteten Abrufs gewesen. Smirnoff selbst hatte das zugegeben.
    Der Konvoi gewann Vorrang in meinen Überlegungen, auch wenn er mit der bitteren Erkenntnis verbunden war, daß der Tropf, an dem Metropolis mit seinen fünfzig Millionen Einwohnern hing, das SOS-Silo, nicht unerschöpflich war.
    Jedoch – auch wenn der zweite Schritt in Frage gestellt war, so mußte doch der erste zumindest gewagt werden. Mit jedem Konvoi, der Metropolis wohlbehalten erreichte, wurde für die Erde Zeit gewonnen, das endgültige Aus wieder einmal ein Stück hinausgezögert. Und für die Wissenschaftler, die dort an der Arbeit waren, war Zeit mehr wert als alles Gold der Welt.
    Zeit bedeutete Leben.
    Auch für diese dritte Reise war Funkstille oberstes Gesetz, denn wenngleich der Konvoi auch über eine achtenswerte Eskorte verfügte, blieb es doch ratsam, seinen gesteuerten Kurs nicht in alle Himmelsrichtungen hinauszuposaunen, um die Zahl der Wölfe, die ihn ohnehin belauerte, nicht noch zu

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