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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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vergrößern.
    Es war, als ob die Wölfe witterten, daß sie es diesmal mit beladenen Schiffen zu tun hatten. Die Glühwürmchen auf dem Radarschirm folgten uns mit zäher Beharrlichkeit: ganz so, als hätte man es mit echten Wölfen zu tun, die einer Herde Elche auf den Fersen war – wohl wissend, daß sie sich im Fall eines offenen Angriffs blutige Köpfe holen würden, doch immer in der lauernden Hoffnung auf einen erschöpften Nachzügler, der eine leichte Beute abgäbe.
    In unserem Fall trug der Nachzügler den Namen Lesmona.
    Am siebenten Tag der Reise traf über die Signalkette die Meldung ein, daß sich der Frachter mit dem altertümlichen Doppelstocktriebwerk nicht auf seinem Platz im Verband befand.
    Die Florence Nightingale hatte sich schräg hinter die Henri Dunant gesetzt und ließ ihren Morsescheinwerfer flackern.
    »… ersuche Erlaubnis, nach dem Rechten zu sehen!«
    Captain Romen erachtete es als seine Aufgabe, sich um den Bummelanten zu kümmern.
    Aber das zu tun, war meine Aufgabe – nicht zuletzt deshalb, weil die Henri Dunant mit ihrem RBB-Triebwerk um einiges schneller war als die Florence Nightingale.
    Ko-Lieutenant Levy harrte meiner Entscheidung. Ich traf sie.
    »Abgelehnt. Übernehme Suche nach Nachzügler selbst.«
    Danach kehrte ich auf die Brücke zurück, verständigte dort Captain Mboya von der neuen Situation und rettete mich, bevor das Triebwerk ansprang, in die Gurte. Die Henri Dunant schor aus dem Geleit aus und ging mit vollem Schub auf Gegenkurs.
    Die Lesmona hatte noch einmal Glück im Unglück. Eine knappe Viertelstunde dauerte es, bis wir sie aufgespürt hatten, und eine weitere Viertelstunde, bis wir neben ihr längsseits gingen.
    Doch nun hatten auch die Wölfe den fetten Brocken entdeckt, der mit der Herde nicht Schritt halten konnte. Die Glühwürmchen auf dem Radarschirm formierten sich zu einem keilförmigen Pulk.
    Wie ein plumper Wal lag die Lesmona mit aufgeklapptem Triebwerkschacht vor dem fernen Geflimmer der himmlischen Jungfrau – aber die Vorstellung von Einsamkeit und Verlorenheit, die sich für mich mit dem Anblick eines unter den Sternen havariert treibenden Schiffes verband, war diesmal unzutreffend.
    Das Geschmeiß auf dem Radarschirm sprach dagegen. Der Raum war alles andere als leer.
    Ich enterte hoch ins FK und wies Lieutenant Levy an, sich nach der Ursache des Halts zu erkundigen.
    Die Anfrage ging hinaus, und nach einer Weile begann der Signalscheinwerfer der Lesmona zu blinzeln: stockend und unbeholfen.
    Lieutenant Levy las die Botschaft mit: »M-u-s-t-e k-a-p-u-t-e T-r-e-i-b-s-t-o-f-f-p-u-m-p-e w-ä-c-h-s-e-1-n. S-e-t-z-e R-e-i-s-e v-o-r-t!« Lieutenant Levy wandte sich mir zu. »Vier Fehler in einer einzigen Durchsage, Sir. Wahrhaftig – ein Rekord!«
    Auf jeden Fall meldete sich der Frachter wieder reiseklar.
    »Geben Sie: Höchste Eile geboten!«
    »Höchste Eile geboten! Aye, aye, Sir.«
    Lieutenant Levy klemmte sich hinter die Lichtorgel, und zugleich fuhr die Lesmona ihren Schacht zu und stieß eine fette Rauchwolke aus.
    Danach ging alles sehr schnell.
    Wahrscheinlich hatte die Lesmona -Crew beim erforderlich gewordenen Nachpumpen des Guten zu viel getan: Das Triebwerk sprang auf Schub, noch bevor das Ruder gestellt war; und der ganze mächtige Kasten machte einen Satz auf uns zu.
    Captain Mboya war geistesgegenwärtig genug, nicht erst auf meinen Befehl zu warten. Auch er gab Schub, und zugleich zog er die Henri Dunant mit der Nase in die Höhe, als hätte er seinerseits vor, die himmlische Jungfrau zu rammen.
    Vollends war die Kollision trotzdem nicht zu vermeiden, aber sie fiel einigermaßen glimpflich aus. Mit Donnergetöse schrammte der riesige Frachter an unserer Bordwand entlang.
    Die Innenbeleuchtung erlosch und ging sofort wieder an, als das Notstromaggregat ansprang.
    »Uff!« sagte Captain Mboya und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Die Lesmona rannte hinter der Herde her, und wir achteten darauf, daß sie nicht noch einmal zurückblieb.
    Die Henri Dunant war ein robustes Schiff und konnte einen gehörigen Puff vertragen, doch diesmal hatte sie wohl einiges zu viel einstecken müssen. Wir bemerkten es erst, nachdem wir längst schon wieder unsere Führungsposition im Konvoi eingenommen hatten.
    Lieutenant Xuma bat mich in den Maschinenraum.
    »Trabbel, Sir.«
    »Schlimm?«
    »Schlimm genug.«
    Was Lieutenant Xuma als Trabbel bezeichnete, war ein Defekt des computergesteuerten elektromechanischen Verbunds der

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