Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
Vom Netzwerk:
Bremsdüsen.
    Ein Wort der Erklärung: Aufgabe der Bremsdüsen war es, bei Bedarf unter Weltraumbedingungen die Fahrt aus dem Schiff zu nehmen, daneben aber auch, beim Landen, wenn das Schiff in der letzten Phase des Aufsetzens »auf dem Feuerstrahl ritt«, die erforderlichen Seitenstabilität zu wahren.
    Hydrauliköl strömte aus. Die Henri Dunant hinterließ im Raum einen haarfeinen Faden aus gefrorenem Fett.
    Eine Reparatur mit Bordmitteln schloß Lieutenant Xuma aus.
    »Kein Rankommen, Sir.«
    »Und falls wir beidrehen?«
    »Wäre auch nichts gewonnen, Sir. Praktisch muß der ganze Block auseinandergenommen werden. Das geht nur, wenn man festen Boden unter den Füßen hat.«
    Was auf den ersten Blick als Bagatellschaden erschien, war auf den zweiten eine üble Sache. Fielen die Bremsdüsen aus, war die Bruchlandung vorprogrammiert. Und je mehr Öl ausströmte, desto sicherer durfte man sein, daß es zur Bruchlandung kommen mußte.
    Unter normalen Umständen hätte man sich, um den Schaden zu beheben, der Reparaturvorrichtungen einer der Plattformen des Inneren Ringes bedient, doch die Große Katastrophe war auch auf den Plattformen spürbar. Die Wahrscheinlichkeit sprach dafür, daß sie alle genauso verlassen und geplündert waren wie INTERPLANAR XII, auf der Commander Busch zu Tode gekommen war.
    Die Henri Dunant benötigte einen Nothafen. Las Lunas auf dem Mond war eine Möglichkeit – aber auch die entferntere. Bis zur Venus hingegen war es nur ein kleiner Schlenker.
    Und damit war die Wahl auch schon getroffen.
    Als der Konvoi nach einer sonst ereignislosen Reise den Lima-Sektor erreichte, übergab ich das Kommando an Captain Romen auf der Florence Nightingale.
    Die Scheinwerfer flackerten, dann schor die Henri Dunant aus dem Schiffspulk aus, um ihre Wunde zu verpflastern.
     
    Rund vierundzwanzig Stunden später setzte sie ihr ramponiertes Hinterteil auf standfesten Beton. Sie tat es mit einem Plumps, weil die Bremsdüsen bereits zum Stottern neigten. Die Rampe lag ganz im Südwesten des Platzes. Das angrenzende Gelände gehörte zum Reparaturbetrieb Bach, der durch einen Wartungsvertrag an die UGzRR gebunden war. Vor dem dunklen Himmel standen die Buchstaben seiner Leuchtreklame wie vier lodernde Fackeln.
    Das Triebwerk war schon verstummt, als sich der Tower noch einmal meldete.
    » Henri Dunant Venus-Tower. Frage: Kann ich noch etwas für Sie tun?«
    Ich drückte die Taste.
    »Wir haben hier einen Schaden an der Bremshydraulik. Fragen Sie doch einmal bei Bach an, ob die uns gleich jetzt vornehmen können. Dann brauchen wir nicht erst umständlich Kontakte zu stöpseln.«
    »Können Sie sich sparen, das Stöpseln, Henri Dunant. Ich übermittle das. Sie benötigen dringend einen Reparaturtrupp von Bach. Besser gestern als heute. Korrekt? Over.«
    »Genau so ist es, Venus-Tower.«
    »Bei der Gelegenheit, Commander: Eine Empfehlung von Gouverneur Sir Oleg. Er erwartet Sie in der Prominentenlounge.«
    Mein kurzes Zögern fiel kaum auf.
    »Roger. Ich gehe gleich von Bord.«
    Der große graue Helikopter mit dem EAAU-Emblem und der flammend roten 2, der vor der Abfertigungshalle stand, war mir auf Anhieb aufgefallen. Offenbar war Sir Oleg knapp vor uns eingetroffen.
    Es war das zweite Mal, daß er Interesse bezeugte an meiner Person – doch mochte es auch noch so unklar sein, was hinter diesem Gunstbeweis stand, so war doch nicht daran zu denken, sich das Wohlwollen des Gouverneurs der Venus dadurch zu verscherzen, daß man seiner Einladung nicht nachkam. Die Schiffe unter dem Johanniterkreuz konnten ihrer verantwortungsvollen Arbeit unter den Sternen auf die Dauer nur nachgehen, solange ihnen dieser wichtige Stützpunkt nicht verschlossen war.
    Ich mußte mich beeilen.
    Immerhin nahm ich mir die Zeit, meine verschwitzte Bordgarnitur gegen eine frische Uniform aus dem Spind einzutauschen.
    Bevor ich an Land ging, rief ich in den Maschinenraum. Und als Lieutenant Xuma sich meldete, sagte ich: »Bach weiß Bescheid. Sobald die Leute eintreffen, sollen sie gleich rangehen.«
    »Roger, Sir.«
    »Wenn’s geht, möchte ich heute noch weiter.«
    »Sollte zu machen sein, Sir.«
    »In einer Stunde spätestens bin ich zurück.«
    »Wir kommen zurecht, Sir.«
     
    Sir Oleg war so freundlich gewesen, mir einen Wagen zur Gangway hinauszuschicken; ich hätte sonst den Weg zum Transithotel Venus, dessen gläserne Halbkugel auf schlanken Stelzen den Blick auf die Silberschnur der Towns und die bläulichen Hänge der

Weitere Kostenlose Bücher