Weltraumpartisanen 29: Zeitspule
kein Schah, kein irdischer Diktator hat je ein solches Angebot machen können. Ein Federstrich – und die finanzschwache UGzRR mauserte sich zu einer Superfeuerwehr unter den Sternen: mit den besten Schiffen, mit auserlesenen Besatzungen. Und, falls ich das zur Bedingung machte, mit einem weniger weltfremden Vorstand.
Was hinderte mich daran, Sir Oleg, den zweiten Mann in der EAAU, mit Smirnoffs Position vertraut zu machen? Dieses Pochen im Hinterkopf, hervorgerufen durch einen Gedanken, der zu kraftlos war, sich durchzusetzen? Oder die Erinnerung an Sir Olegs rüde Methoden, als ich den ersten Konvoi nach Metropolis führte? Wenn es damals nach Sir Oleg gegangen wäre, hätten sich die Schiffsfrachten in seine eigenen Vorratskammern ergossen, obwohl diese immer noch gut gefüllt waren. Auf die Venus hatte der Knochenmann namens Hunger seinen Fuß bislang nicht gesetzt.
Irgend etwas war nicht in Ordnung, aber es wollte mir nicht gelingen, den Finger darauf zu legen.
Was wird hier gespielt?
Der Gouverneur der Venus war offenbar im Besitz neuer Erkenntnisse. Gewiß verfügte er über Möglichkeiten, sich zu informieren, die mir verschlossen blieben. Wußte er bereits mehr über P-kop, als er andeutete? Auf jeden Fall wußte er noch immer nicht genug.
Es war höchste Zeit, das Gespräch abzubrechen.
»Sir Oleg«, erwiderte ich, »ich bin nur der erste Vormann der UGzRR. Für geschäftliche Angelegenheiten ist der Vorstand zuständig. Bitte, erlauben Sie mir jetzt, mich zu verabschieden. Die Pflicht ruft.«
Als ich, bevor ich mich dem Ausgang zuwandte, die Hand an die Mütze legte, verzog Sir Oleg keine Miene.
Er traf auch nicht, wie ich befürchtete, Anstalten, mich gewaltsam zurückzuhalten. Noch einmal zeigte er sich von seiner leutseligen Seite.
»Es war mir eine Freude, Commander!« sagte er.
Der Wagen, der mich zum Hotel gebracht hatte, stand nicht vor dem Aufzug, und ein Platztaxi war weit und breit nicht zu sehen. Es blieb mir nur übrig zu warten oder zu Fuß zur Henri Dunant zurückzukehren, deren gedrungenes Cockpit vor dem dunklen Gewirr der Kräne gerade noch zu erkennen war.
Ich marschierte los – vorüber am Terminal mit seinen in den Planeten hineingesprengten riesigen Gewölben, die mittlerweile der reinen Passagierfahrt vorbehalten waren, quer über das labyrinthartige Rampengelände, auf dem in normalen Zeiten ein Betrieb herrschte, der dem in Metropolis kaum nachstand. Mittlerweile hatte die Große Katastrophe ihren Schatten auch über dieses Gelände geworfen. Passagier- und Frachtverkehr waren fast zum Erliegen gekommen. Auf abgestellten Schiffen sammelte sich Staub.
Weshalb war nun auch Sir Oleg an Spinni interessiert? Auf der Venus war mit dem Gregorius-Weizen nichts anzufangen. Außerhalb des klimatischen Gürtels, den die Ozonerien lieferten, herrschten die grausamen Bedingungen des Weltraumes. Und in den Treibhäusern der Towns war es gleichbleibend feucht und hell. Auch dort bestand keine Nachfrage nach dem Gregorius-Weizen.
Nun, Sir Oleg würde sich anderweitig umtun müssen. Auf keinen Fall würde ich Hastings; den Präsidenten der EAAU, übergehen, sobald es etwas Konkretes vorzuzeigen gab.
Mit diesem Entschluß stieg ich die Gangway hinauf.
An Bord der Henri Dunant herrschte die übliche Ruhe, die auf eine anstrengende Reise folgt. Die Männer lagen in den Kojen. Lediglich Lieutenant Xuma hatte sich die wohlverdiente Mütze voll Schlaf nicht gegönnt. Über einen Schaltplan gebeugt, saß er im beleuchteten Maschinenraum.
Der Reparaturtrupp, berichtete er, war dagewesen, doch nur, um den Schaden in Augenschein zu nehmen. Mit der eigentlichen Arbeit sollte erst anderntags begonnen werden. Jetzt überlegte er, ob er nicht vielleicht doch selbst …
Ich überließ das seiner Entscheidung und ging die leeren Stationen ab.
Ich warf einen Blick in das Kartenhaus und wollte schon hinabentern zur Brücke, als ich den süßlichen Geruch bemerkte. Ich machte kehrt und sah mich um. Alles war in Ordnung – bis auf eine Winzigkeit. Die Verriegelung des Kursschreibers zeigte Rot, und das war ungewöhnlich.
Als ich das Gehäuse öffnete, wußte ich Bescheid: Das Magnetband mit der kompletten Aufzeichnung unserer Reise fehlte.
Das Band war eine amtliche Ergänzung des Bordbuchs. Alle Funksprüche, Morsesignale, Maschinenmanöver und gesteuerten Kurse waren darauf gespeichert.
Worum ging es? Auch diesmal wieder um die Position von P-kop?
Ich bückte mich und hob mit angefeuchteter
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