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Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Weltraumpartisanen 29: Zeitspule

Titel: Weltraumpartisanen 29: Zeitspule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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noch tiefer in den Glast der Sonne zurück.
    Der Schwere Kreuzer glitt so dicht an uns vorüber, daß ich die goldene Krone sehen konnte, die seine Flanke zierte. Der Asterator verlor keine Zeit, Flagge zu zeigen.
    Der Schlepper hatte verlangsamt. Nun wechselte er den Kurs.
    Lieutenant Stroganow hielt mich auf dem laufenden.
    »Brücke – Kartenhaus. Der Schlepper hat jetzt Kurs genommen auf die Hauptanflugschneise Venus-Centrum , Sir.«
    Ein Sinneswandel des Asterators? Der Kurswechsel kam uns auf jeden Fall gelegen.
    »Danke.«
    Der Schwere Kreuzer hatte mittlerweile seine Fahrt dem des Schleppers angepaßt. Ein seitliches Luk ging auf, ein Dingi schoß daraus hervor und hielt auf einem gelben Feuerstrahl auf die Plattform zu. Ich dachte an den Jetstrahl von Virgo-A. Der Schleppzug blieb weiter in seinem Wirkungsbereich. Sir Oleg fühlte sich sicher. Vielleicht hatten wir doch noch eine Chance.
    Ich verlor keine Zeit und begab mich in das Kartenhaus.

12.
    Als mir das Dingi klar gemeldet wurde, brach ich auf. In einiger Entfernung von der Anflugschneise Venus-Centrum hatte die Henri Dunant beigedreht, und Captain Mboya begleitete mich bis vor das Dingideck.
    Die Ausrüstung lag bereit. Ich zwängte mich in die Raumkombination, und Captain Mboya war mir behilflich, die Verschlüsse zu sichern. Dabei sprachen wir nur das Notwendigste. Es gab nichts mehr, was man sich hätte vormachen können. Der Abschied konnte sehr wohl von Dauer sein. So wie die Dinge standen, hatte ich, falls man mich aufgriff, das Schlimmste zu gegenwärtigen. Sir Oleg hatte den Rubikon überschritten; er konnte es sich nicht mehr leisten, Pardon zu geben.
    Sir Oleg ging über Leichen.
    Mein Plan war einfach. Die Zeit drängte. Der Kurs des Schleppzuges war mir bekannt, ebenso seine Geschwindigkeit.
    »Uhrenvergleich, Captain!«
    »Es ist jetzt …«
    Die Uhren stimmten überein. Danach gab es nichts mehr, was mich zurückhielt. Ich bückte mich und hob den Helm auf.
    »In sechs Stunden, Captain, führen Sie, sollte ich bis dahin nicht zurückgekehrt sein, die Henri Dunant nach Las Lunas zurück.«
    »Und Sie, Sir?«
    »Sie kümmern sich nur um das Schiff, Captain!«
    Er schluckte.
    »Die Frist ist knapp bemessen, Sir. Zu knapp.«
    »Sie muß genügen, Captain.«
    Der Helm rastete ein. Ich überprüfte Luftzufuhr und Heizung. Der Sender mußte außer Betrieb bleiben. Bei Bedarf würde ich mich mittels abgesprochener Lichtsignale verständlich machen.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Sir?«
    »In meiner Kammer liegt ein Brief an meine Frau – für den Fall, daß Sie ohne mich zurückkehren müssen. Der diesbezügliche Befehl ist im Bordbuch vermerkt. Viel Glück!«
    Captain Mboya quetschte meine Hand.
    »Gott befohlen, Sir.«
    Die Lukenklappe fuhr auf. Dahinter funkelte das startklare Dingi. Ich zwängte mich hinein, und Lieutenant Stroganow, der am Steuer saß, verriegelte den Einstieg. Ich reichte ihm ein Kabelende, und er schloß meine Kombination an das Bordnetz an. Solange ich mich im Dingi aufhielt, konnten wir uns unterhalten.
    »Alles klar, Sir?«
    »Alles klar.«
    Es war so weit. Ein Teil der Bordwand setzte sich in Bewegung und klappte auf. Vor uns lag der leere Raum. Die Venus stand irgendwo achteraus. Ich blickte auf das Geflimmer der Plejaden.
    Lieutenant Stroganow bekreuzigte sich und legte den schweren Finger auf den Anlasser. Das Dingi schoß vorwärts.
     
    Eine halbe Stunde später befand es sich auf Position. Der Sibiriak schaltete das Triebwerk ab. Angeschmiegt an einen pulsierenden Jetstrahl von Virgo-A und darum kaum zu orten, trieb das Dingi auf der Stelle. In der Weite des Raumes gab es nur wenige brauchbare Verstecke, aber auf den energetischen Zirkus im Jetstrahlbereich von Virgo-A war Verlaß. Das Radargerät, das es damit aufnehmen konnte, war noch nicht erfunden.
    Ich blickte zurück.
    Die Henri Dunant war nicht mehr zu sehen. Dort, wo ich sie zurückgelassen hatte, drohte ihr keine unmittelbare Gefahr.
    Mein Blick richtete sich auf die Uhr.
    Die Entscheidung stand unmittelbar bevor.
    Lieutenant Stroganow rührte mich an und deutete hinaus.
    »Er kommt, Sir.«
    Wieder einmal hatte der Sibiriak eine navigatorische Glanzleistung vollbracht. Ort und Zeitpunkt des Zusammentreffens unter den Sternen waren exakt ermittelt. Nun lag es an mir, den nächsten Schritt zu tun. Vor der Schwärze des unendlichen Himmels waren die venerischen Schiffe in Sicht gekommen: der bullige Schlepper mit seinem zockelnden

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