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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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benahm sich nicht nur so, als wäre er ein Mensch aus Fleisch und Blut. Er fühlte sich sogar so.
    Jakoby spürte kaltes Entsetzen. Seine rechte Hand fuhr in die Tasche und schloß sich um den darin befindlichen Brandsatz.
    Und dann öffnete sie sich wieder.
    Sollte es nicht doch noch möglich sein, die verlorene Kontrolle zurückzugewinnen? Es wäre einen Versuch wert. Die Wissenschaft wußte wenig über diese Computerphänomene. Das Päckchen in der Tasche mochte warten. Die Zerstörung wäre unwiderruflich. Bevor man als Wissenschaftler einen solchen Schritt unternahm, sollte man das Für und Wider gegeneinander abwägen. Der Eismensch war gesprächig. Bei geschickter Gesprächsführung mochte man zu Einblicken in biotechnische Zusammenhänge gelangen, von denen man bislang nur träumen konnte.
    Was war geschickter? Die Schmeichelei? Die Herausforderung?
    Jakoby beschloß, sein Glück mit der Herausforderung zu versuchen.
    »Nicht das Rasierwasser macht den Mann«, sagte er. »Mir kannst du nichts vormachen. Anderen vielleicht ja – mir nicht. Du bist nicht Friedrich Chemnitzer.«
    »Nicht?« Der Homat setzte eine amüsierte Miene auf. »Wer bin ich dann?«
    Professor Jakoby hielt nicht hinterm Berg.
    »Nicht wer du bist, sollte hier die Frage sein, sondern vielmehr was du bist. Ich will’s dir sagen. Du bist ein ganz gewöhnlicher Homat.«
    »Ein was?«
    »Ein Homat. Ein Eismensch. Du bist ein Roboter in Menschengestalt. Ich selbst habe dich geschaffen. Und wie ich jetzt gerade bemerken muß – nicht einmal zu meiner vollen Zufriedenheit. Du strahlst Kälte aus. Das sollte nicht sein. Es muß an dieser Kunsthaut liegen – sie isoliert zu wenig.«
    Aus irgend einem Grund machte diese Eröffnung dem imitierten Colonel Friedrich Chemnitzer nichts aus. Er nahm sie zur Kenntnis, ohne sich beeindrucken zu lassen.
    »Haben Sie noch mehr auf dem Herzen, Professor?«
    Der alte Herr mußte erkennen, daß er sich auf die Straße des Verlierers begeben hatte. Es mochte ein Fehler sein, sich mit dem Monstrum überhaupt in ein Gespräch eingelassen zu haben. Noch einmal nahm er Zuflucht zu einem Argument der Vernunft.
    »Bleib hier!« sagte er. »In diesem Haus bist du gut aufgehoben. Wie weit würdest du draußen wohl kommen? Der erstbeste Polizist wird dich aufgreifen.«
    Der Homat lachte.
    »Nicht doch, Professor. Sie wissen es doch besser. Man wird mich nicht erkennen. Ich bin doch ein Homat – und das ist mein Vorteil. Ein Vorteil, den ich ausnützen werde. Ein Homat ist formbar. Sie selbst haben dafür gesorgt.«
    Man konnte ihn nicht übertölpeln. Er wußte über sich Bescheid. Er war eine Intelligenzbestie, die Summe einer zwölfköpfigen Erfahrung.
    Jakobys Hand schloß sich erneut um den Brandsatz in der Tasche.
    »Trotzdem. Du hast nicht den geringsten Grund fortzugehen.«
    Der Homat bekam haßerfüllte Augen.
    »Keinen Grund, sagen Sie? Ich bin Friedrich Chemnitzer. Ich wurde gehängt. Und das bedeutet, daß ich zwei gewichtige Gründe habe, um in Ihrem verdammten Haus nicht zu versauern, Professor. Der erste heißt Joffrey Hastings und ist Präsident der EAAU. Ich werde ihn umbringen. Und mein zweiter Grund ist ein neunmalkluger Commander unter den Sternen und hört auf den Namen Mark Brandis. Er wird mein Werkzeug sein – mit allen unangenehmen Folgen für seine Person.«
    Professor Jakoby nahm seinen Mut zusammen.
    »Nein!« sagte er bestimmt. »So weit lasse ich es nicht kommen, Homat.«
    Doch als er die Hand aus der Tasche riß, verspürte er einen Anhauch von eisiger Kälte.

7.
    Der Helikopter verharrte knapp über dem verschneiten Erdboden. Der Scheinwerfer bohrte sich in das Schneegestöber und begegnete dort den blauen Reflexen, die von der rotierenden Alarmleuchte eines Blitztransporters der Gendarmerie herrührten. Der Scheinwerferstrahl wanderte weiter und erleuchtete eine geparkte Hornisse mit amtlichem Kennzeichen. Die Beamten waren schon zur Stelle. Und die Sache, falls sie sich nicht als blinder Alarm herausgestellt hatte, war damit unter Kontrolle. Ruth atmete auf.
    Die Libelle berührte den Grund, und sein pfeifendes Fauchen verstummte. Ruth stieg aus. Der Schein einer Handlampe stach ihr brutal ins Gesicht. Undeutlich erkannte sie hinter der Lampe die Gestalt eines uniformierten Beamten.
    »Wo wollen Sie hin?«
    Ruth überhörte den barschen Ton.
    »Ich habe die Polizei verständigt«, antwortete sie. »Wie geht es dem Professor?«
    Der Gendarm waltete seines Amtes.
    »Sie sind mit dem

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