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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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Arsenal seiner vorübergehenden Konservierung zeugte von seiner Existenz.
    Auf der Pritsche, achtlos hingeworfen, lag der graue Drillichanzug, den er zuletzt getragen hatte. Wogegen hatte der Eismensch ihn eingetauscht?
    Jakoby lehnte sich mutlos gegen den Türrahmen.
    Natürlich war der Homat nicht in die Kammer zurückgekehrt. Was sollte er dort noch? Der operative Eingriff hatte ihn aktiviert. Zur planlosen Energie waren Wille und Absicht hinzugekommen – Elemente mit stark individuellen Spuren.
    Wie empfand der Homat sich selbst?
    Sogar Professor Jakoby wußte nicht zu sagen, was wirklich in einem solchen Computerhirn vorging, sobald man es motivierte. Wo hörte die seelenlose Elektronik auf, wo begann echtes Bewußtsein?
    Der alte Herr nahm sich zusammen.
    Es war höchste Zeit, die Behörden zu verständigen – doch bevor er das tat, mußte er sich davon überzeugen, daß die beiden Männer nicht doch noch irgendwo lauerten.
    Jakoby sorgte sich umsonst. Das Haus war leer. Im Schlafzimmer reichte das aufgewühlte Erdreich fast bis an die Decke, doch dort, wo der Maulwurf gesteckt hatte, gähnte nur noch ein riesiges schwarzes Rattenloch.
    Es bestand keine Gefahr mehr. Nun lag es an den Behörden, den Homaten einzufangen und wieder einzuliefern, bevor er Unheil anrichten konnte. Oder ihn kurzerhand zur Strecke zu bringen. Man mußte ihnen klarmachen, daß sie sich durch sein menschengleiches Aussehen nicht beirren lassen durften. Der Homat war kein Mensch, sondern sah nur so aus. Er war eine raffinierte denkende Maschine.
    Jakoby verspürte Durst. Das Bad war gleich nebenan. Vor der Schwelle machte er plötzlich kehrt. Der Anruf ging vor. Als er die Tür zu seinem Arbeitszimmer öffnete, war er darauf gefaßt, Chaos und Verwüstung vorzufinden. Aber die beiden Männer waren nicht auf Raub und Diebstahl ausgewesen. Nichts war aufgebrochen, nichts beschädigt.
    Jakoby setzte sich vor das Visiofon, schaltete es ein und wählte den Notruf.
    Es war nicht anders als Stunden zuvor im Labor. Die Männer hatten ganze Arbeit geleistet. Das Gerät nahm den Impuls nicht an. Die Verbindung kam nicht zustande. Ein paar Sekunden lang verharrte der alte Herr in regloser Apathie. Schließlich raffte er sich auf. Nun gut, dann würde er eben in den Betrieb fahren, um von dort aus Alarm zu schlagen. Die Flughäfen mußten abgeriegelt werden, die Häfen, alle Hotels und Absteigen unter die Lupe genommen werden. Bei intensiver Fahndung müßte es möglich sein, den Eismenschen aufzuspüren – selbst dann, wenn er sich tarnte.
    »Sie werden ihn daran erkennen«, bereitete Professor Jakoby im stillen seine Aussage vor, »daß er über eine negative Körpertemperatur verfügt …«
    Was war mit dem Wagen? Hatten die Männer ihn gleichfalls unbrauchbar gemacht? Schön, dann würde er eben laufen.
    Professor Jakoby war bei der Treppe angelangt, die hinabführte in die Halle, wo sich bei seinem Erscheinen der schlurfende Türsteher träge in Bewegung setzte, als –
    Hinter Professor Jakoby öffnete sich plötzlich die Tür des Badezimmers, und eine Stimme, die er irgendwann, irgendwo schon einmal gehört hatte – und das in keinem erfreulichen Zusammenhang, erkundigte sich mit höflicher Bestimmtheit: »Wohin so eilig, Professor? Suchen Sie vielleicht mich?«
    Jakoby fuhr herum.
    Im ersten Augenblick ließ er sich bluffen. Er erstarrte. Derjenige, der, umschwebt vom Duft von Jakobys Rasierwasser, aus dem Bad hinaustrat in die Diele, war seit mehr als zwei Monaten tot.
    Im kalten Lampenlicht des Treppenhauses wirkte er auf eine gespenstische Art lebendig. Und nur wenn man mit dem geschulten Auge des Konstrukteurs die programmierte Rhythmik seiner Bewegungen entdeckte, konnte man auf den Mechanismus schließen, der an Stelle eines menschlichen Knochenskeletts in seinem Inneren steckte.
    Er mußte sich selbst geformt haben. Die Ähnlichkeit mit dem hingerichteten Staatsverbrecher war beklemmend. Aussehen, Haltung, Gestik – alles stimmte. Sogar die Stimme glich der des Toten.
    »Wirklich, Professor, Ihr Rasierwasser läßt zu wünschen übrig. Um nicht zu sagen – es ist miserabel. Ich bezog meins zuletzt von einem wahren Künstler, nach eigenem Rezept.«
    Er plauderte ungeniert aus der Schule – ganz so, als ob er derjenige, der zu sein er täuschend vorgab, in Wirklichkeit auch wäre. Oder war er das wirklich?
    Das Experiment hatte sich verselbständigt; es hatte die Fesseln der wissenschaftlichen Überwachung abgeworfen. Der Homat

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