Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
heranschaffe. Aber ich sollte nicht abreisen, ohne Ihnen zu gestehen, daß …«
Leo Hauschildt wurde von Dr. Kohn daran gehindert, auszusprechen, was ihm auf der Seele brannte, und sich schuldig zu bekennen. Der Arzt schnitt ihm das Wort ab.
»Bitte, Mr. Hauschildt!« sagte Dr. Kohn. »Lassen Sie nicht auf sich warten.«
Hauschildt schluckte, wandte sich um und verschwand im Einstieg der Rapido.
15.
Vor einer guten Weile schon hatte an Bord der Astoria der Gong die Passagiere in den Speisesaal gerufen, doch noch immer konnte sich Ruth O’Hara nicht entschließen, der Aufforderung Folge zu leisten.
Eingewickelt in eine Decke, saß sie in ihrer Kabine am Fenster, und ihr war, als hielte der Mond, während er, ebenso wie er vor etlichen Stunden größer und größer geworden war, jetzt kleiner und kleiner wurde, ihren Blick mit hypnotischer Gewalt fest.
Und dabei registrierte der Blick doch nur immer wieder die eine unumstößliche Tatsache: daß die Astoria ihren Kurs geändert hatte, um den Erdtrabanten, ohne ihn berührt zu haben, hinter sich zurückzulassen.
Die Ankündigung war in der Frühe des Tages erfolgt, in Form einer Durchsage über alle Lautsprecher: »– … erhielten Weisung, aus Gründen der Treibstoffeinsparung die Zwischenlandung in Las Lunas zu streichen, da dort ein Nachbunkern neuerdings nicht möglich ist. Passagiere, die von der Maßnahme betroffen sind, bitten wir um Verständnis. Die Reisekosten werden ihnen nach Landung in …«
Auch in Las Lunas waren die Lichter am Erlöschen. Pietro Anastasia, der zwielichtige Regierende Bürgermeister des lunaren Spieler-Eldorados, das, nachdem sich die beiden rivalisierenden Machtblöcke auf der Erde, EAAU und VOR, auf eine Neutralisierung des Erdtrabanten geeinigt hatten, wie ein giftig-schöner Pilz am Fuß des Monte Cordillera aus dem Staub gewachsen war – Pietro Anastasia hatte angeordnet, an die Astoria keinen Treibstoff abzugeben. Das konnte man verstehen. Las Lunas war ein luxuriöser Parasit, eine Stadt, die vor Reichtum überquoll – und doch mit allem, was für ihre Existenz zur Grundlage gereichte, versorgt werden mußte. Die Energiekrise, von der die Erde heimgesucht wurde, wirkte auf den Pilz wie tödlicher Wurmbefall.
Ruth war auf der Brücke gewesen, um gegen die Abänderung des Flugplanes zu protestieren. Es hatte ihr nichts genutzt – weder ihr, noch den drei oder vier anderen Passagieren, die in Las Lunas hatten aussteigen wollen.
»Mrs. O’Hara, bei allem Verständnis – wir haben strikte Weisung …«
Und die Astoria hatte dem Mond das Heck zugekehrt und direkten Kurs genommen auf die Venus.
Ruth mußte sich ins Unvermeidliche fügen.
Sollte sie den Kommandanten der Astoria ins Vertrauen ziehen? Sie schreckte davor zurück. Er war ein Fremder für sie. Nein, besser nicht. Dann war es schon sicherer, bis zur Landung auf der Venus zu warten und sich an die dortige Abteilung der UGzRR zu wenden, an Leute, die mit ihrem Mann seit Jahren zusammenarbeiteten und die sie kannte.
Ruth war zu einem Entschluß gekommen. Auf einmal war es ihr möglich, sich aus der Hypnose zu lösen, die der Mond auf sie ausübte. Der Homat sollte sie nicht unterschätzen. Mit Hilfe zuverlässiger Verbündeter sollte es ihr gelingen, ihm das Handwerk zu legen, bevor er seinen Mordplan ausführen konnte.
Ruth warf die Decke ab, stand auf, trat kurz vor den Spiegel, um das Haar zu ordnen, und ging endlich zum Mittagessen.
In den schmalen Gängen war es fast noch kühler als in den Kabinen. Die meisten Beleuchtungskörper waren abgeschaltet, der Aufzug zum Oberdeck außer Betrieb. Ruth stieg die Treppe hinauf und betrat den Speisesaal mit seinem imposanten gläsernen Aussichtsdach.
Ein Kellner im Frack schoß auf sie zu.
»Mrs. O’Hara …«
»Ich glaube, ich habe mich verspätet.«
»Macht nichts, Mrs. O’Hara. Darf ich Sie zu Ihrem Tisch begleiten? Eigentlich hätten Sie ihn mit Mr. Meier teilen sollen, aber Mr. Meier zieht es vor, die Mahlzeiten in der Kabine einzunehmen.«
Ruth entsann sich des Herrn im grauen Mantel. Womit hatte er zu tun gehabt? Ach ja, mit der TOTAL-Film-Gesellschaft. Einer von den Vizedirektoren.
»Mir ist es fast lieber so«, sagte Ruth.
Der Kellner blieb um sie besorgt.
»Ich könnte Sie sonst an einem anderen Tisch unterbringen, Mrs. O’Hara. Sie hätten Gesellschaft.«
»Mir ist es recht so«, wiederholte Ruth.
»Selbstverständlich.«
Der Kellner rückte für sie den Stuhl zurecht. Seine Hand
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