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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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viel mehr einzusetzen. Zu viele kalte hungrige Tage lagen hinter ihr, zu viele kalte schlaflose Nächte. Und jetzt gab es für sie nur noch eine Zuflucht. Sie hatte keinen Beweis mehr in der Hand, und ihre Handtasche war im Wachlokal geblieben. Sie besaß nichts mehr, um sich auszuweisen. Und sie war ohne Geld.
    Das wütende Gesicht der Pflegerin pflügte sich durch die Menge. Ein Arm griff nach ihr. Ruth tauchte darunter hindurch.
    »Sie! Bleiben Sie stehen! Sie …!«
    Ruth rannte durch das Portal, das sich vor ihr öffnete, hinaus in die frische kühle Luft, die aus den unsichtbaren Ozonerien über die einst viel zu heiße Oberfläche der Venus geflossen kam.
    Ruth schlug einen Bogen um das Denkmal, das die Ankömmlinge an die Kolonisatoren erinnern sollte, die unter dem Einsatz von Blut, Schweiß und Tränen aus einem lebensfeindlichen Planeten eine neue Heimstatt geschaffen hatten – die Venus mit ihren Towns, die sich am Fuß der Sierra Alpina hinzogen wie eine Silberspur. Und jede dieser Towns war ein Metropolis in klein, eine pulsierende Stadtwelt.
    Ruth hetzte über den Platz.
    Die Raumnotwache lag auf der anderen Seite – ein runder Turm am Rande der Rampen. Über dem Turm wehte, ein heller Fleck vor dem goldbestickten Schwarz des Himmels, die weiße Flagge mit dem roten Johanniterkreuz im gelben Sonnenball – die Flagge einer Institution, der man zur besseren Erfüllung ihres humanitären Auftrages unter den Sternen die Rechte eines souveränen Staates zugestanden hatte. Ruth rannte auf die Flagge zu. Es war die Flagge, der Mark sein Leben geweiht hatte – die Flagge der Retter in der kosmischen Leere.
    Ruth stolperte und fiel. Ein chromglänzendes Citycab konnte ihr gerade noch ausweichen.
    Der Schlag des Citycab wurde aufgestoßen.
    Ein Herr im grauen Mantel, der ausstieg, half ihr beim Aufstehen.
    »Ich bitte um Verzeihung«, sagte Mr. Meier mit vollendeter Höflichkeit. »Die Schuld liegt natürlich bei mir. Hoffentlich haben Sie sich nicht verletzt. Ich bin sehr in Eile. Ich muß noch die Astoria erreichen.«
    Er lüftete den Hut, und Ruth sah ihm fassungslos nach, wie er davonschritt.
    Sie war wie gelähmt. Als die Pflegerinnen ihr die Arme auf den Rücken drehten, leistete sie keinen Widerstand mehr.
    Sie war am Ende. Eine Nadel stach in ihr Fleisch.
     
    Eine Weile später betrat Inspektor Ford das Wachlokal, in dem Kommissar Santos damit beschäftigt war, das elektronische Tagebuch abzuzeichnen.
    Santos unterbrach seine Arbeit und sah sich um. »Nun?«
    Ford machte ein unbehagliches Gesicht.
    »Die Personalien stimmen, Sir. Und Commander Brandis ist ein einflußreicher Mann – im Augenblick mehr denn je.«
    Santos hob die Schultern.
    »Sie ist unter der Obhut erfahrener Ärzte. Wir haben nichts mehr damit zu tun. Noch was?«
    Ford runzelte die Stirn.
    »Hat vielleicht nichts zu bedeuten, Sir – aber Mr. Meier ist schon wieder auf dem Flug zur Erde. Vorhin ist er gekommen – jetzt reist er schon wieder ab. Ein bißchen sonderbar. Er hat mir übrigens die Hand geschüttelt. Ich fand nichts Besonderes dran – normale Körpertemperatur. Wenn er nicht gerade einen Doppelgänger hat …«
    Santos wischte den Einwand weg. Er tat das so gründlich, daß der Umschlag mit dem sprechenden Staub vom Schreibtisch flog und in den Sog des Lüfters geriet.
    Ford zerrte das zerfetzte Papier aus der Öffnung.
    »Verdammt!« sagte er. »Zumindest hätte das ins Archiv gehört.«
    »Fangen Sie nicht auch an, Gespenster zu sehen, Ford!« sagte Santos. »Eine Irre am Tag ist genug.«

17.
    Auf Intersolar herrschte hektischer Betrieb. Im Sektor 4 detonierten kleine Sprengsätze. Die unbrauchbaren Spiegel wurden entfernt. Das angrenzende Raumgebiet füllte sich mit glitzerndem Schutt. Zwei Scooter , die ein gespreiztes Netz zwischen sich führten, hatten pausenlos damit zu tun, ihn einzusammeln, bevor er zu weit abtrieb und dann in alle Ewigkeit eine Gefahr für die Schiffahrt bildete. Zur gleichen Zeit wurden in der Zentrale unter Morales Anleitung die Vorbereitungen für die Zuschaltung getroffen.
    Von all der Unruhe war in der Messe nichts zu spüren, zumal die Bildwand defekt war, so daß von dem ganzen aufgeregten Hin und Her der Versuchsschaltungen nur der Ton übriggeblieben war.
    Als Brandis eintrat, um sich für ein paar Minuten der Sammlung neben Seebeck zu setzen, der vor einem Glas Bier mit halblauter Stimme seine Eindrücke einem unsichtbaren Aufnahmegerät anvertraute, war der Ton gerade von

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