Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung
Richtung. Der Herr im grauen Anzug schien ihre Blicke zu spüren, denn er hob plötzlich den Kopf. Danach lüftete er den Hut und verließ die Halle.
»Mr. Meier«, sagte Santos, »ist einer der Vizedirektoren der TOTAL-Film-Gesellschaft. Und die unterhält hier auf der Venus ein Studio. Soll ich ihn deswegen festnehmen?«
Ruth schüttelte unwillig den Kopf.
»Das, Kommissar, ist nicht Mr. Meier. Das ist ein von Professor Jakoby in Metropolis illegal konstruierter Eismensch, ein Homat.«
»Ein was?«
»Ein mit amorphem Eis gefüllter Homo automaticus auf Roboterbasis«, sagte Ruth geduldig. »Und wenn Sie ihn nicht aufhalten, Kommissar, wird er im Auftrag der Reinigenden Flamme Joffrey Hastings ermorden, den Präsidenten der EAAU.«
Kommissar Santos und Inspektor Ford tauschten einen raschen Blick.
»Aufhalten?« sagte Santos.
»Aufhalten!« bestätigte Ford und verließ den Raum, um anderswo zu telefonieren.
Santos schaltete die Aufnahme ein.
»Also«, sagte er, »dann wollen wir die Anzeige mal entgegennehmen. Fangen wir an mit den Personalien.« Seine Stimme änderte den Klang. »Name?«
»Ruth O’Hara.«
»Wo geboren?«
»Alpha-Centauri.«
Und so ging das Punkt für Punkt. Kommissar Santos ließ keinen aus.
»Verheiratet?«
»Ja.«
»Mit wem?«
»Mit Commander Mark Brandis.«
»Dem von der UGzRR?«
»Dem.«
»Zur Zeit Projektleiter bei Intersolar?«
»Es gibt nur den einen.«
»Ach. Und wie kommen Sie darauf, Mrs. O’Hara, daß der Vizedirektor der TOTAL-Film-Gesellschaft ein Ho-was ist?«
»Ein Homat.«
»Von mir aus ein Homat. Wie kommen Sie darauf?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Ich habe Zeit.«
Ruth sammelte sich. Damals in Metropolis, als sie gemeint hatte, eben diese Geschichte einem hochgestellten Mitarbeiter des MSD zu erzählen, war sie lediglich in eine Falle gelaufen.
Dies würde es anders sein. Endlich konnte sie aufhören, sich wie eine Geheimagentin aufzuführen. Sobald der Kommissar begriff, womit man es zu tun hatte, würde er Alarm schlagen und die polizeilichen Maßnahmen anlaufen lassen, die getroffen werden mußten, um den Homaten rechtzeitig unschädlich zu machen und die Reinigende Flamme im Keim zu ersticken, bevor sie sich zum Flächenbrand ausweiten konnte.
»Es begann in Metropolis – mit einem Besuch bei Professor Jakoby, der ein paar Stunden darauf ermordet wurde.« Ruth suchte nach einem besseren Anfang. »Ich sollte Ihnen wohl erst einmal sagen, womit sich Professor Jakoby beschäftigte …«
Santos nickte und lehnte sich mit einem unterdrückten Seufzen zurück.
Ruth schilderte die Ereignisse, die an jenem Nachmittag ihren Lauf genommen hatten, sachlich und emotionslos, ohne dramatische Ausschmückungen. Sie erwähnte ihre Begegnungen mit dem Homaten, und sie machte deutlich, aus welcher Erwägung heraus sie beschlossen hatte, Metropolis zu verlassen.
»Aber dann«, schloß sie, »wurde die Landung in Las Lunas gestrichen, und jetzt bin ich hier.«
Kommissar Santos räusperte sich unbehaglich.
Eigentlich, stellte er für sich fest, sah diese Mrs. Ruth O’Hara gar nicht aus wie eine Irre. Doch was sie da berichtete, ging zu weit. Die Dame litt an Verfolgungswahn.
»So«, sagte er, »und jetzt soll ich Mr. Meier verhaften.«
»Mr. Meier ist nichts als Tarnung, Kommissar. Dahinter verbirgt sich der Eismensch. Er hat sich auf der Venus eingeschlichen.«
Ruth hielt erschöpft inne. Santos stöhnte in sich hinein. Inspektor Ford hatte doch hoffentlich begriffen, was es in dieser Angelegenheit zu tun galt, bevor Fernsehen und Presse sich ihrer bemächtigten und eine allgemeine Panik hervorriefen. Auf jeden Fall mußte man die Frau noch eine Weile hinhalten und daran hindern, den Terror, den sie auf der Astoria gemacht hatte, hier zu wiederholen.
»Mein Inspektor hat die Sache in die Hand genommen, Mrs. O’Hara«, sagte er. »Er ist ein erfahrener Mann.«
»Er wird Verstärkung brauchen, Kommissar.«
»Ich bin überzeugt, daß er die sofort angefordert hat.«
Aber wo zum Teufel blieb sie? Santos zerbrach sich den Kopf darüber, wie er das Gespräch unauffällig in die Länge ziehen konnte.
»Aber wenn wir Mr. Meier festnehmen und seine Untersuchung ergibt, daß er wirklich der Ho-was ist …«
»Der Homat!«
»… der Homat ist, was dann? Homat zu sein ist nicht verboten. Wenn er kein Geständnis ablegt …«
Ruth schüttelte den Kopf.
»Das wird er nicht tun. Nicht freiwillig. In seinem Programmschema ist der Faktor der
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