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Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung

Titel: Weltraumpartisanen 30: Die Eismensch-Verschwörung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Brandis
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aufzustoßen in die Zukunft: »Intersolar – schalten Sie zu!«
    Im Leitstand – Ruth spürte es mit allen ihren Sinnen – schlug die Stimmung um. Die Zukunft verlangte ihr Recht. Die Arbeit mußte zu Ende geführt werden.
    Morales’ Blick war auf Brandis gerichtet. Und als dieser nickte, schwang Morales auf seinem Drehsessel herum.
    »Mr. Hauschildt – Countdown.«
    »Countdown, Mr. Morales.«
    Es war so weit.
    Hauschildt schaltete den Sekundenzähler zu, und der Countdown lief an – sowohl in den Transformern auf der Erde als auch in der Zentrale von Intersolar, diese letzten Sekunden gegenseitiger Abstimmung.
    Die blecherne Computerstimme zerhackte die Zeit zu monotonen Durchsagen:
    »Zehn –«
    »Neun –«
    »Acht –«
    »Sieben –«
    »Sechs –«
    »Fünf –«
    »Vier –«
    »Drei –«
    »Zwei –«
    »Eins –«
    Brandis fuhr herum.
    Leo Hauschildt saß steif wie ein Klettergerüst auf seinem Sessel. Sein Arm, der über dem Auslöser schwebte, war mitten in der Bewegung erstarrt. Und am Ende des Armes hing eine Hand, der es nicht gelingen wollte, sich zu schließen.
    »Mr. Hauschildt!« sagte Brandis scharf. »Was –«
    Brandis verstummte plötzlich.
    Das Gesicht, das ihn anstarrte, war das einer ihm unbekannten Frau mit eckigen Gesichtszügen. Auf keinen Fall war es das von Leo Hauschildt.
    Ruth kannte es: Das Gesicht der Schwester Josephine. Morales begriff vorerst nur, daß etwas nicht nach Plan verlief.
    Er sprang auf.
    »Was zum Teufel –?«
    Die Hand über dem Auslöser hörte auf zu krampfen. Sie wurde steif. Morales brachte sein Donnerwetter nicht zu Ende. Von der erstarrten Hand wanderte sein verständnisloser Blick hoch zum Gesicht eines wildfremden Mannes.
    Ruth kannte den Mann. Er hatte sich Mr. Meier genannt.
    Morales wischte sich die Augen. Sein verständnisloser Blick irrte in die Runde und wurde plötzlich starr. Morales’ Stimme überschlug sich: »Schafft die Verrückte weg!«
    Brandis fuhr herum.
    Und später wußte er nicht zu sagen, was er bei diesem Anblick empfand.
    Das Modell von Intersolar war wie zum Schuß auf eine Münze auf Leo Hauschildts Nacken gerichtet, und diejenige, die diese unprogrammgemäße Demonstration vornahm, war niemand anders als seine eigene Frau, während Gregor Chesterfield die beiden Techniker abwehrt, die sie zurückzureißen trachteten.
    Aus Hauschildts Mund ertönten Verwünschungen der schlimmsten Art und verrieselten, als versagte ihm nun auch die Zunge, zu einem schwerfälligen Gebrabbel. Und um den Mund, aus dem diese grässliche Gebrabbel kam, formten sich mehr und mehr für Brandis vertraute Züge.
    »Boris Stroganow! Boris«
    Das Gesicht von Boris Stroganow spie einen Fluch aus: »Geh zur Hölle!«
    Und Ruth klammerte sich an das Modell und fuhr fort, auf den Nacken des Homaten zu zielen, der nun nicht länger Boris Stroganow mehr war und auch kein metropolitanischer Taxifahrer – und schon gar nicht der, vor dem sie in panischen Entsetzen geflohen war –, sondern sich verwandelt hatte in Captain Goldmund. Ruth spürte, wie ihre Hand sich verkrampfte, während sie die geballte Glut der Sonne auf den Homaten entlud, bis ihm der Dampf aus den Poren brach.
    Der Eismensch befand sich im Zustand der Auflösung. Aus amorphem Eis war kristallines Eis geworden; das hatte ihn gelähmt. Und nun taute er innerlich weg, bestand er mehr und mehr aus siedendem Wasser. Er brachte seine letzte Verwünschung über die Lippen – aber es waren nicht länger die von Captain Goldmund, sondern schon die jenes Mannes, als der er sich auf seinem langen Weg zur Rache immer gefühlt hatte – die bleichen, schmalen Lippen von Friedrich Chemnitzer: »Ich bringe euch um!«
    Der Haß riß ihn aus dem Sessel. Für den Bruchteil einer Sekunde stand er als Friedrich Chemnitzer mitten im Raum – dann platzte seine Haut, und das dampfende Schmelzwasser lief aus.
    Und was danach noch dastand, war ein gewöhnliches Robotergerüst der biomechanischen Bauweise.
    Ruth fiel erschöpft auf den Drehstuhl zurück. Mochte nun mit ihr geschehen, was wollte – es war ihr gleich. Ihre Lippen bewegten sich wie im Krampf: »Leo Hauschildt ist der Homat. Er muß es sein. Sein Sohn ist tot, aber er hat nicht geweint. Leo Hauschildt hat als einziger nicht geweint.«
    Die Stimme ihres Mannes vernahm sie wie aus weiter Ferne.
    »Mr. Morales«, sagte Brandis, »wir brechen ab und überprüfen die Anlage!« Und er sagte: »Martin, worauf wartest du? Wir haben eine Panne. Sieh zu, daß

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