Weltraumroboter
die – äh, hätte fast gesagt, Wunde. Aber hier sollte es wohl Montageluke heißen.« Dr. Ehrick paßte die Titaniumsbrustplatte auf die Öffnung und ließ von den Technikern die Halteschrauben festdrehen. Dann wurde die bis zur Hüftgegend hinabgerollte Plastikhaut über ADAMs Oberkörper gezogen und am Rücken durch Spezialreißverschlüsse gesichert. Die lange Operation war beendet.
Der alte Doktor zog die Gummihandschuhe aus und berührte mit fast ehrfurchtsvoller Geste die Stirn der reglosen Gestalt auf dem Operationstisch. »Nun, ADAM M-1, ab in den Erholungsraum mit Ihnen. Wenn Ihre Anästhesie nachläßt, werden wir Ihr Nervenzentrum einschalten. Erst dann wird sich zeigen, ob die Operation ein Erfolg war. Was immer wir getan haben – zum Guten oder zum Bösen –, wir taten es im Namen der Wissenschaft. Sollten wir uns versündigt haben, so möge Gott – in seiner unendlichen Weisheit – uns vergeben und unsere irregeleiteten Schritte auf den rechten Weg zurückführen.« Im Operationssaal war es totenstill. Einen Augenblick später fügte der Doktor hinzu: »Captain McDermott, bitte bringen Sie ADAM in den Erholungsraum.«
Als McDermott und eine Schwester den Tisch mit der reglosen Gestalt aus dem Operationssaal rollten, räusperte sich C. C. Callaghan und murmelte: »Bis nachher, ADAM. Dann werden wir wissen, ob du eine Figur der Zeitgeschichte bist oder auf den Schrotthaufen gehörst. Aber wie es auch kommen mag – Gott sei deiner Seele gnädig.«
»Amen«, raunte General Fletcher.
Eine Stunde später. In erwartungsvollem Schweigen umringte die Schar weißbekittelter Männer die reglose Gestalt auf dem Operationstisch. Dr. Ehrick schlug die Decke zurück, so daß ADAMs Kopf und Oberkörper enthüllt wurden, und sagte zu einem Assistenten: »Kontrollieren Sie die Gehirnfunktionen.«
Der Assistent legte ein zangenförmiges Meßgerät an ADAMs Schädel, beobachtete sekundenlang die Skala des Geräts und erwiderte: »Die Gehirnfunktionen scheinen normal zu sein. Allerdings sind sie sehr ruhig.«
»Das liegt an der schweren Betäubung und wird bald vergehen. Entfernen Sie die Elektroden.«
Der Assistent zog die langen Nadeln aus ADAMs Schädeldecke. »Elektroden entfernt.«
»Kontrollieren Sie die Gehirnpumpe.«
Der Assistent tat es und meldete: »Fünfzig Umdrehungen in der Minute, gleichbleibend.«
»Ausgezeichnet! Die Gehirnpumpe arbeitet präzise«, sagte der Doktor, diesesmal an alle Umstehenden gewandt. »Das Gehirn ist noch nicht voll erwacht. Falls der Patient jetzt überhaupt schon sprechen kann, wird es zusammenhanglos sein. Sind Sie bereit, Gentlemen?« Die Köpfe hinter den Gazemasken nickten.
»Gut!« Dr. Ehrick tastete unterhalb von ADAMs Brustkasten nach einer kaum wahrnehmbaren, in die Plastikhaut geschnittenen Klappe und öffnete sie, wodurch eine kleine Kontrollplatte freigelegt wurde. »Ich werde jetzt«, sagte er, nachdem er die Spitze seines rechten Zeigefingers auf einen winzigen Schaltknopf gelegt hatte, »den Stromkreis zwischen der Batterie und dem Nervenzentrum schließen. Dies soll den ersten astro-dynamisch adjustierten Weltraummann, Mr. ADAM M-1, zum Leben erwecken.« Er drückte den Schaltknopf.
Die Augen aller Anwesenden waren auf ADAMs Gesicht gerichtet. Atemlos suchte jeder nach dem ersten sichtbaren Lebenszeichen. Das Gesicht blieb still, die Augen geschlossen. Nur das leise Schnurren der Gehirnpumpe tönte durch die bleierne Stille.
»Jeden Moment wird sich offenbaren«, sagte Dr. Ehrick, »ob es möglich ist, ein menschliches Gehirn zu verpflanzen.« Er sagte es so leise, als spräche er zu sich selbst. »Bald werden wir wissen, ob man ein menschliches Gehirn in eine fremde Umgebung bringen kann, ohne die Charaktereigenheiten, die Erinnerungen, kurzum die Persönlichkeit des früheren Eigentümers auszulöschen. Jede Sekunde nun kann der Moment kommen, auf den wir alle warten ...«
ADAM blieb reglos. Er lag da wie eine Schaufensterpuppe. Das Warten begann unerträglich zu werden. Dr. Ehrick drückte den Schaltknopf abermals. Noch keine Reaktion. Schweißtröpfchen standen auf der Stirn des Doktors, als er eine neue Überprüfung aller Systeme anordnete. Seine Assistenten setzten die Kontrollgeräte an und meldeten einer nach dem anderen, daß alles normal funktioniere. Dr. Ehrick begann eine gründliche Inspektion von ADAMs Oberkörper und wurde von Minute zu Minute unruhiger.
»Ich verstehe es nicht«, sagte er kopfschüttelnd. »Alles funktioniert
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