Weltraumschwimmer
er spürte, von Maytig und Pat. Kaum hatten sie das offene Wasser unter dem Eis erreicht, hörten sie einen neuen Aufprall und metallisches Knirschen. Sie sahen Tomi, der mit Geste und Stimme seinen jetzt von Blutlust erregten Mörderwal von einem dritten Angriff auf das Jägerschiff zurückbefahl.
Zerquetscht und zerschmettert sank das rote Schiff jetzt in die Tiefe des Ozeans. Die Magnethülle, die es gegen den gleichmäßigen Druck in einer Tiefe von selbst zehn Kilometer geschützt hätte, hatte bei dem ungleichmäßigen Druck an nur einer Stelle nachgegeben, so wie sie es auch sollte, wenn beispielsweise ein Schwimmer Einlaß begehrte. Der Mörderwal hatte sich lediglich wie ein Rammbock dagegenzuwerfen brauchen.
Das Jägerschiff verschwand allmählich aus ihrer Sicht. Die beiden Männer darin waren vermutlich bereits tot. Es wäre unmöglich, sie zu retten, selbst wenn sie es verdient hätten.
Johnny blickte ihm mit zusammengekniffenen Augen nach. Seit sechs Jahren hörte er von diesen Jägern, den Psychopathen des Landes, die zu ihrem Vergnügen die für gesetzlos erklärten Seegeborenen töteten. Aber heute war es das erstemal gewesen, daß er zwei von ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte.
Doch das war seine Absicht gewesen. Das war der Grund, weshalb er vor dem Tunneleingang auf sie gewartet hatte. Er hatte gesehen, was er vermutete. Die Jäger waren nicht zufällig hierhergekommen. Irgendwie hatten sie Maytigs kleines Boot mit voller Absicht verfolgt. Und es war Johnny Joya gewesen, auf den sie es abgesehen hatten.
Deshalb erschien es ihnen fast zu schön, um wahr zu sein, als sie den Mann vor sich sahen, den sie suchten. Und sie hatten an eine Falle gedacht und waren deshalb vor Schrecken und Unentschlossenheit wie erstarrt gewesen, während Konquistador von unter dem Eisberg auf sie zuschoß und sie rammte.
Irgend jemand an Land hatte sie geschickt, ihn, Johnny zu töten. Der einzige, auf den der Verdacht zweifellos sofort fiel, war Kai Ebberly, der wußte, daß die Seehauptleute sich mit ihrem früheren Führer in Verbindung setzen würden. Aber Ebberly wußte auch, wie notwendig Johnny für Verhandlungen zwischen ihm und dem Seevolk war. Er würde also kaum ein Attentat ausgerechnet auf den Mann verüben lassen, mit dem er sich am besten verständigen konnte.
Dem Analog hatte Johnny ganz deutlich entnommen, daß Ebberly, Triebkraft und größter der Barone, zweifellos eine der beiden Landlunten zu Armageddon in der Hand hielt. Es war ihm jedoch nicht geglückt, zu lesen, wer die andere kontrollierte. Er hatte sich im Labyrinth des Analogs nur als unerkennbarer Schatten abgezeichnet.
Jetzt versuchte Johnny es mit voller Absicht, diese Schattengestalt heranzuziehen. Aber durch seine Verwicklung mit den im Analog gespiegelten Ereignissen war sein Blick in diese selbsterrichtete Struktur getrübt und verzerrt. Er würde die Identität dieses zweiten durch direktere, andere Mittel herausbekommen müssen – es sei denn, dieser andere gab sich selbst zu erkennen, indem er sich ihm näherte.
Geschehnisse würden die Situation formen. Nach dieser entstandenen Form mußte er dann seine Handlungen planen. Als nächstes kam jedenfalls die Angelegenheit, deretwegen Maytig und Pat ihn besucht hatten. Er wußte, worum es ging, aber im Augenblick wagte er es nicht, das Ausmaß seines dem Analog entnommenen Wissens irgend jemandem zu offenbaren. Am wenigsten Maytig – der so plötzlich zwischen ihnen entstandenen emotionellen Bande wegen nicht. Denn jetzt hatte er seine Hand auf das Rad gelegt und konnte es nicht mehr zurückdrehen. Und die Ereignisse mochten sehr leicht dazu führen, daß er hart, ja skrupellos sein mußte – selbst gegen sie –, um sowohl die See als auch das Land zu retten. Deshalb mußte er jetzt so tun, als kenne er den Grund ihres Kommens nicht.
Er wandte sich an Maytig und Pat. „Wollt ihr mir nicht verraten, weshalb ihr die weite Reise zu mir auf euch nahmt?“
„Ebberly will mit dem Seevolk verhandeln“, erwiderte Pat. „Und das Volk will, daß du für sie sprichst. Auch ich persönlich möchte dich darum bitten.“ Er warf einen Blick auf Tomi, der sich immer noch an der hohen Rückenflosse des Wals festhielt. „Sie können sich um Tomi kümmern, während du an Land bist.“
„Ist schon gut“, murmelte Johnny. „Es wird ohnehin Zeit, daß er wieder einmal unter seinen eigenen Leuten ist.“
„Dann kommst du also mit?“ fragte Maytig.
Er blickte
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