Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
gar nicht.
Jules war so in seine Gedanken vertieft, daß Rask ihn überraschend überwältigen konnte. Mit einem Kraftaufwand, den nur ein Irrer aufbringen konnte, versetzte er Jules einen gewaltigen Stoß, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte. Rask rappelte sich auf und lief auf seine Schußwaffe zu. Der SOTE-Agent hatte rasch sein Gleichgewicht erlangt und lief ihm nach – jedoch zu spät, um die Tragödie zu verhindern, die sich zusammenbraute.
Die Chandakhari hatten nämlich inzwischen eine Formation gebildet, die sich zwischen Rask und dessen Waffe postiert hatte. Rask kam wie ein Irrer auf sie zu und schwenkte die Arme wie Dreschflegel. Sie ließen den Angreifer auf sich zukommen, packten ihn an den vier Gliedmaßen und beraubten ihn jeglicher Bewegungsmöglichkeit, indem sie ihm Arme und Beine an den Leib preßten. Dann hoben sie den sich verzweifelt Wehrenden hoch und liefen mit ihm zum Schaufelgerät. Mit kalter Brutalität rammten sie ihn gewaltsam in die Maschine.
Rask heulte auf. Es war ein Schrei, der geschmolzenes Blei zum Erstarren gebracht hätte, als aus seinem Raumanzug ein großes Stück herausgerissen wurde. Jules hielt sich unwillkürlich die Ohren, obwohl sein Kopf fest im Helm steckte. Der Schrei des Sterbenden bohrte sich wie ein Pfeil in Jules' Hirn. Rasks Schrei verstummte und machte einem Geräusch Platz – ein saugendes Geräusch, als die Luft aus Rasks Anzug pfiff.
Dann nichts als Schweigen.
Als Jules zu der Gruppe kam, ließen die Chandakhari Rasks leblosen Körper langsam zu Boden. Jules sah reihum in die Gesichter hinter den Helmscheiben – bei keinem einzigen konnte er auch nur die Andeutung eines Bedauerns erkennen.
6. KAPITEL
Das Lasier auf Vesa
Beim Anlegen der ›Kaiserin Irene‹ auf Vesa war Yvette mit Packen und der Überwachung ihres Gepäcks beim Ausladen viel zu beschäftigt, um nach Dak Lehman Ausschau zu halten. In jener Nacht hatte sie nicht viel Schlaf gefunden, da ihre Gedanken zu intensiv mit dem Überfall in ihrer Suite beschäftigt waren. Sie hatte absolut zu keiner Lösung des Geheimnisses um die drei Männer kommen können, die ihr auf gelauert hatten. Es bestand immerhin die Möglichkeit, daß es sich bei ihnen um einen Spähtrupp der Mörderbande handelte, die aufzuspüren Yvette beauftragt war. Vielleicht sollten sie die Opfer schon aussuchen, noch ehe diese einen Fuß auf Vesa setzten. Falls dies zutraf, dann war diese Organisation noch umfassender, als man zunächst angenommen hatte, und verfügte über galaxienweite Verbindungen. Solche Späher würden vielleicht versuchen, alle zu verscheuchen, die sich mit dem Opfer einließen, da jede zusätzliche Person eine Komplikation der Pläne darstellte – wie jeder, der vielleicht Krach schlagen und die Polizei rufen würde, falls das Opfer dann schließlich verschwand.
Diese Lösung war zwar weit hergeholt, aber möglich. Trotzdem fragte sich Yvette, ob dies alles logisch wäre. Schließlich brachte das Ausschicken von Spähtrupps enorme Unkosten mit sich und lohnte sich kaum. Es kamen ohnedies so viele Reiche auf Vesa an, daß es vernünftiger schien, sich die potentiellen Opfer auszusuchen, wenn sie bereits den Mond betreten hatten.
Wahrscheinlicher erschien es Yvette, daß sie zufällig mitten in eine Situation gestolpert war, die vom Problem Vesa unabhängig war. Diese drei Dunkelmänner hatten sich für sie persönlich überhaupt nicht interessiert, sondern nur für die Tatsache, daß sie mit Dak Lehman in Verbindung stand. Die Verfolgung hatte erst begonnen, als sie sich regelmäßig mit Dak verabredet hatte, und auch da waren die drei erst aktiv geworden, als die Verbindung Ergebnisse zu zeitigen begann. Und in Anbetracht all dessen war die ausgesprochene Warnung ausnehmend milde ausgefallen. Yvette wußte, daß man sie ebensogut hätte aus dem Weg schaffen können. Und das hatte man ihr auch zu verstehen gegeben.
Einen guten Teil der Nacht verbrachte sie mit der Überlegung, wie sie auf diese Warnung reagieren sollte, ihr Stolz als d'Alembert war verletzt worden, und diese Sippe war als besonders halsstarrig bekannt. Ihr gefiel es nicht, wenn man ihr mit Drohungen kam, und es sollte keinesfalls den Anschein haben, als wolle sie klein beigeben. Yvette verachtete von Herzen Frauen mit schwach ausgeprägtem Willen, die so taten, als hingen sie von der Gnade großer, starker Männer ab. Sie lebte den Beweis für die Gleichheit der Geschlechter vor und haßte jegliche Unterordnung.
Dak
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