Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
offenbar irre gewordene Fahrer seine Beute zerquetscht hatte.
Der Haken, an dem Jules hing, schwang jetzt so, wie er sollte.
Genau im richtigen Augenblick des Abwärtsschwunges des Pendels ließ Jules los und sauste über den leeren Krater hinweg auf das Fahrzeug zu. Er mußte sein Ziel ganz genau anpeilen, da er sich nicht in einer Atmosphäre bewegte, die ihm gestatten würde, kleine Kurskorrekturen durch Änderung der Körperhaltung und Ausnutzung des Luftwiderstandes vorzunehmen.
Rask hatte inzwischen die Jagd auf Radapur satt. Er hatte angehalten, hatte sich erhoben und eine Schußwaffe aus dem Gürtel gezogen. Er gab ein paar Schüsse auf Radapur ab, die aber weit danebengingen. Die Art, wie Rask herumballerte und sein vorheriges wildes Herumkutschieren erweckten in Jules die Überzeugung, daß der Mann entweder betrunken oder wahnsinnig war.
Da Rask sein Fahrzeug zum Stehen gebracht hatte, wurden Jules' Berechnungen ein wenig über den Haufen geworfen, und er landete eine Spur zu weit vorne. Während er Rasks Kopf überflog, gelang es dem SOTE-Agenten, ihm mit dem rechten Bein einen Tritt zu versetzen und dem Mann damit die Waffe aus der Hand zu schlagen. Die Waffe trudelte durch die luftleere Atmosphäre und landete harmlos am Boden, etwa fünfzehn Meter entfernt.
Jules kam zwei Meter vor dem Schaufelgerät zu Boden und rollte sich ab, wobei er darauf bedacht war, den Aufprall mit den widerstandsfähigsten Teilen seines Anzuges aufzufangen – mit Handschuhen und Stiefeln. Er sprang auf, machte eine leichte Drehung und stand nun seinem Gegner gegenüber.
Das Geschrei ringsum war jetzt verstummt, und Jules konnte Rasks Worte hören. Der Mann brüllte, was die Lungen hergaben: »... allesamt Mörder! Du bist auch einer! Ihr alle habt Brownsend getötet!« Dann warf er sich Jules entgegen.
Der Zirkusartist trat beiseite und packte den vorbeifliegenden Körper. Indem er ihn mit einer Hand wie eine Stoffpuppe schüttelte, holte er mit der anderen aus und landete einen Faustschlag unter Rasks Brustkorb. Dem Mann unter dem Helm quollen die Augen aus dem Kopf, die Luft pfiff aus seinen Lungen, und sein Körper erschlaffte. Sein Kampfgeist war wie weggeblasen.
Jules ließ Rask behutsam zu Boden gleiten und hockte sich rittlings über ihn. »Was ist in dich gefahren?« fragte er wütend. »Ich möchte eine Erklärung – aber rasch!« Der Besiegte schnappte mehrmals wie ein an Land gezogener Fisch, ehe er sprechen konnte. Schließlich hatte er wieder genug Luft, um hervorzustoßen: »Die haben ihn umgelegt! Diese verdammten Chandies haben ihn auf dem Gewissen!«.
»Wen denn?«
»Brownsend! Ich wollte ihn gestern in seinem Quartier aufsuchen. Keine Spur von ihm und seinen Sachen. Der Hausherr sagte, er hätte Nachricht hinterlassen, daß er weg wolle. Aber ich weiß es besser. Diese gottverdammten Chandies haben ihn ermordet und seine Sachen verschwinden lassen. Die konnten ihn nie ausstehen. Und ich werde sie alle töten – jeden einzelnen!« Rask wollte sich hochkämpfen, aber Jules preßte dem Mann die Hände an den Seiten zusammen. Angestrengt überdachte er Rasks Worte.
Rasks Verdacht brachte eine erstaunliche Note in die Angelegenheit. Das, was er da eben beschrieben hatte, war der Modus operandi jener Bande, die Jules ausheben sollte. War es denn möglich, daß er aus reinem Zufall auf die Gauner gestoßen war?
Während er dies überdachte, mußte er sich sagen, daß zu einem Gesamtbild noch manches fehlte. Diese sieben Chandakhari arbeiteten hier in einer Acht-Stunden-Schicht. Angenommen, sie verbrachten weitere acht Stunden mit solchen Notwendigkeiten, wie Essen und Schlafen, so blieben ihnen nur acht Stunden, um Menschen – durchschnittlich fünfunddreißig pro Tag – um die Ecke zu bringen. Eine so auffällige Anzahl solcher Fälle konnte nicht einmal von den Touristen selbst, geschweige denn von der Polizei unbemerkt bleiben. Nein, die sieben hier beschäftigten Chandakhari konnten nicht die gesamte gesuchte Gruppe darstellen.
Andererseits verflüchtigten sich alle Zweifel, die er bezüglich ihrer Beteiligung an den Verbrechen gehegt hatte, sehr rasch. Er dachte an den Kampf, der vor zwei Tagen stattgefunden hatte, bei dem ihn ihr präzises Zusammenspiel so sehr beeindruckt hatte. Daß es sich um eine hervorragend gedrillte Truppe handelte, bezweifelte er nicht mehr. Trotz seiner Geschicklichkeit hätten sie ihn beinahe getötet. Dies waren keine harmlosen Bauern und Dockarbeiter – ganz und
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