Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
jemanden, den sie liebte, jagte ihr Schauder über den Rücken.
Nach sieben Ewigkeiten blieb der Jit vor dem Hotel stehen. Yvette mußte ihren erstarrten Körper zu aktivem Handeln zwingen. Sie stieg aus, lief in die Empfangshalle und fragte den diensthabenden Empfangschef: »Wohnt hier ein Gospodin Lehman?«
Der Mann sah in seinen Unterlagen nach. »Er hat hier gewohnt. Gestern Anarianer ist er ausgezogen.«
»Dak Lehman?«
»Richtig.«
»Um welche Zeit?«
Der Mann zog wieder seine Unterlagen zu Rate. »Um 1 Uhr 30.«
»Ist das nicht ein seltsamer Zeitpunkt, um ein Zimmer aufzugeben?«
»Nicht auf Vesa«, sagte der Mann mit einem Achselzucken. »Hier ist die Zeit ohne Bedeutung.«
»Hat er eine Adresse hinterlassen, unter der er zu erreichen ist?« fragte Yvette und faßte verzweifelt nach diesem letzten Strohhalm.
»Tut mir leid – nein.«
Als ihr klar wurde, was da geschehen war, traf es sie wie ein Schlag in die Magengrube. Hier handelte es sich nicht mehr um eine nüchterne Statistik aus verstaubten Polizeiakten, hier ging es um einen Menschen aus Fleisch und Blut, den sie zufällig auch noch sehr liebte! Das konnte nicht wahr sein!
Verzweifelt lief sie zu einer öffentlichen Telefonzelle und investierte ein kleines Vermögen an Münzen. Von der Raumfahrtgesellschaft, der die ›Kaiserin Irene‹ angehörte, erfuhr sie, daß Dak Lehman sich den Betrag für die bezahlte Rückfahrt hatte rückerstatten lassen. Nein, eine Umbuchung auf einen anderen Termin habe er nicht vornehmen lassen. Aridere Anrufe bei anderen Gesellschaften erbrachten negative Ergebnisse – Dak Lehman hatte sich nirgends einen Platz reservieren lassen.
So wie viele Tausende vor ihm, war Dak Lehman von der Oberfläche von Vesa verschwunden!
Als die Schlußfolgerung unumstößlich war, setzte sich Yvette in der Zelle auf den Sitz, drehte das Gesicht zur Wand und weinte. Verdammt noch mal, ich hätte eigentlich das Opfer sein sollen, Dak, nicht du! Ich war der Köder. Ich hätte mich wehren können. Warum haben sie dich genommen und nicht mich?
Ihr Kopf wollte zerspringen, und die Wand, die sie anstarrte, hatte für sie keine Antwort. Haltlos schluchzte sie vor sich hin, übermannt von ihren Gefühlen. Als sie ihrem Kummer Luft gemacht hatte, hob sie den Kopf und der Tränenfluß versiegte. Jetzt war sie wieder die kalte, berechnende Geheimagentin der Superklasse, der SOTE treu ergeben. Und das verborgen lodernde Feuer des Zornes in ihren Augen bedeutete ein warnendes Signal für alle, daß mit dieser Frau nicht zu spaßen war.
Sie verließ eben die Telefonzelle, als etwas in der Hotelhalle ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie huschte in die Zelle zurück, duckte sich und lugte durch den Türspalt der Zelle hinaus. Sie sah jenen großen Mann, dem sie den Namen Gaspard gegeben hatte an die Rezeption treten und ein Gespräch mit dem Empfangschef beginnen. An der Art, wie der Empfangschef den Kopf schüttelte, glaubte sie zu erkennen, daß Gaspard dieselben Fragen gestellt hatte wie sie – und dieselbe Antwort erhielt. Yvette hoffte, der Empfangschef würde es nicht erwähnen, daß eine Frau vor wenigen Minuten dieselben Fragen gestellt hatte.
Offenbar sagte er auch nichts davon. Von ihrem eigenen Gespräch her wußte Yvette, daß der Mann von sich aus keine Informationen ausspuckte, wenn es sich vermeiden ließ. Jedenfalls verzog Gaspard auch das Gesicht und wandte sich vom Tresen ab, wodurch er außer Yvettes Blickfeld geriet. Sie ließ ihm fünfzehn Sekunden Vorsprung, dann öffnete sie die Tür und trat aus der Telefonzelle.
Gaspard war nirgends zu sehen, sie nahm an, er wäre durch den Haupteingang weggegangen. Ohne einen Augenblick zu zögern, ging sie ihm nach. Er und seine Freunde waren nunmehr die einzige Spur. Sie wußten mehr über Dak, als sie es hatten verlauten lassen. Vielleicht war ihre Vermutung richtig, daß diese Leute den Voraustrupp der Bande bildeten. Warum aber war dann der Große so außer sich, daß Dak nicht mehr im Hotel war?
Jedenfalls konnte sie sich an keine anderen Spuren halten. Auch wenn diese drei Dunkelmänner nicht persönlich verantwortlich für Daks Schicksal waren (auch jetzt noch brachte Yvette es nicht über sich, an das Wort ›Tod‹ zu denken), so waren sie ihm doch auf den Fersen gewesen und wußten mehr als sie. Die Leute mußten um etwas Bescheid wissen, das ihr bei der weiteren Nachforschung weiterhelfen konnte.
Außerdem mußte sie eine Schuld heimzahlen... und die Schulden eines
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