Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
Natürlich hätte Yvette den Pappenstiel von zwanzig Credits bezahlen können, aber sie durfte nicht aus der Rolle fallen.
Der Mann nickte nach kurzem Überlegen. »Na schön, also zehn – im voraus!«
Seine Handfläche kam auf sie zugeschnellt. Während sie etwas von ›dreckiger Erpressen murmelte, angelte Yvette tief in ihre Tasche und zog einen Schein hervor. Der Portier nahm die Banknote mit einem öligen Grinsen in Empfang und sagte: »Zimmer 4-12. Und viel Spaß.«
»Spar dir das«, gab Yvette schnippisch zurück und ging hüftenschwenkend zum Aufzug. Während sie in die vierte Etage hinunterglitt, erlaubte sie sich ein kleines Lächeln wegen ihrer schauspielerischen Leistung.
Der Professional in ihr war stolz auf sich, während die Frau in ihr weniger Grund dazu hatte.
Der Gang im vierten Stock war schmal und leer. Die trübe Deckenbeleuchtung trug auch wenig dazu bei, den verblaßten, roten Teppich oder den in großen Stücken abblätternden Wandanstrich zu beleuchten. Der abgestandene Geruch verbrauchter Drogenstengel hing über dem Raum. Yvette rümpfte angewidert die Nase. Die Umgebung paßte haarscharf zu den drei Typen, hinter denen sie her war.
Zimmer 4-12 lag links vom Lift aus gesehen. Sie schlich sich leise an und legte das Ohr an die Tür. Drei männliche Stimmen waren zu unterscheiden, aber die einzelnen Worte konnte sie nicht verstehen. Jedenfalls war aber ein Streit im Gange, soviel war ihr klar.
Nachdem sie ihren Mantel auf dem Boden abgelegt und so viel Abstand von der Tür genommen hatte, wie bei dem kleinen Gang möglich, nahm Yvette einen Anlauf in Höchstgeschwindigkeit.
Mit der vollen Wucht ihrer siebzig Kilo trat sie auf die Tür auf, die nur aus einem dünnen, billigen Holz bestand und sofort nachgab. Yvette d'Alembert fegte wie ein Wirbelwind durch den Raum.
Die drei Männer hatten überhaupt keine Chance. Gaspard und Murgatroyd saßen auf dem Bett, während der dritte – offenbar ihr Boß – ihnen gegenüber auf einem Stuhl saß. Sie waren von Yvettes Eindringen so überrascht, daß sie keine Bewegung machten. Murgatroyd wurde mit einem harten Schlag auf den Halsansatz außer Gefecht gesetzt. Gaspard wandte ihr eben den Kopf zu, als er schon ihr Knie mitten ins Gesicht bekam. Er brach vor Schmerz zusammen, Yvette packte ihn hinten am Hemdkragen und schleuderte ihn gegen die Wand, wo er bewußtlos zu Boden glitt.
Dem Dritten blieb ein Augenblick Zeit, um sich zu erheben und in die Jacke nach seiner Waffe zu greifen. Wie der Blitz war Yvette über ihm, packte sein Handgelenk und ließ es hart gegen ihr Knie knallen. Der Mann schrie vor Schmerz auf, aber Yvette hatte ihren Vorrat an Mitgefühl aufgebraucht. Sie packte ihren Gegner an den Jackenaufschlägen, schleppte ihn in das winzige Bad und schloß die Tür hinter sich.
»Heute sieht die Sache ein wenig anders aus als bei unserer letzten Begegnung«, sagte sie grimmig und zog ihm die Betäubungswaffe aus der Tasche. »Diesmal kann ich auch ein paar Worte äußern, und da Sie sich so gern reden hören, glaube ich gut daran zu tun, Sie recht viel plaudern zu lassen!«
Sie zog den linken Schuh aus, schraubte den Absatz herunter und entnahm einem Geheimfach eine kleine Dose Hypospray. »Ich werde Ihnen nun ein paar Fragen stellen«, fuhr Yvette eiskalt fort, »und bin heute nicht in der Stimmung für komische Antworten. Ich nehme an, Sie wissen, was ich in dieser Dose habe?«
Der Mann geriet ins Zittern, als er die klare Flüssigkeit sah. »N-nitrobarb«, riet er. Das mußte es sein. Nitrobarb war das wirksamste den Menschen bekannte Wahrheitsserum. Unter seinem Einfluß war niemand imstande zu lügen. Leider wies das Präparat in seinen Folgen eine Todesrate von fünf Prozent auf und stand aus diesem Grund auf der Verbotsliste. Allein der Besitz der Droge galt als Kapitalverbrechen.
Yvette sah ihn mit erstarrtem Lächeln an. »Ich bin froh, daß Sie das sagen. Ich lasse mich nämlich nicht gern auf Verbotenes ein. Also, wie steht es – soll ich Ihnen die Ladung verpassen, oder reden Sie freiwillig? Es liegt bei Ihnen. Wie entscheiden Sie sich?«
»Stecken Sie das Ding weg. Ich rede«, sagte der Mann und faßte vorsichtig nach der verletzten Hand. »Ehrlich, ich war nicht auf Schwierigkeiten aus, ich möchte nur meinen Job ausführen.«
»Es gehört also zu Ihrem Job, harmlosen Frauen aufzulauern?« höhnte Yvette. »Los jetzt – ich will alles wissen. Wer sind Sie und worin besteht Ihre Verbindung zu Dak
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