Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
d'Alembert wurden immer beglichen.
Gaspard stieg in ein Jit und fuhr durch den Tunnel in östlicher Richtung davon. Yvette konnte ein anderes Jit herbeiwinken, dessen Fahrer nur zu gern ihr reichliches Trinkgeld in Empfang nahm und dafür das andere Fahrzeug verfolgte. Yvette setzte sich hinter den Fahrer und beobachtete mit scharfem Blick, ob das Wild etwa merkte, daß es verfolgt wurde, doch dazu war der Mann offensichtlich zu tief in seine eigenen Gedanken versunken.
Die Fahrt war kurz und ohne Umwege – nur einen halben Kilometer bis zur nächsten kuppelüberdachten Kreuzung. Dort stieg Gaspard aus und betrat ein kleines Straßencafe. Kurz darauf kam er mit einer dampfenden Tasse und einem kleinen Tablett mit Speisen heraus, suchte einen Tisch, ließ sich nieder und begann gemächlich seinen Lunch zu verzehren. Dabei ließ er sich ausgiebig Zeit. Yvette war ebenfalls ausgestiegen und beobachtete ihn von der anderen Straßenseite aus durch den Spiegel ihrer Puderdose, wobei sie so tat, als mache sie sich zurecht. Sie gelangte zu der Ansicht, daß er auf jemanden wartete, wahrscheinlich auf einen oder beide seiner Partner.
Ihre Vermutung wurde wenige Minuten darauf bestätigt, als sich Murgatroyd zu ihm gesellte. Nunmehr hatte Yvette ihre Puderdose wieder verstaut und beobachtete die Vorgänge, indem sie in eine Schaufensterscheibe guckte. Die zwei Männer sprachen zunächst nicht, dann aber unterhielten sie sich leise. Während Gaspard seine Informationen weitergab, wurde Murgatroyd immer unruhiger. Als endlich der dritte – ein unauffälliger Bursche mit graubraunem Haar und bleistiftdünnem Schnurrbart – dazukam, waren beide ziemlich außer sich.
Der Neuhinzugekommene machte ein finsteres Gesicht, als er das ihm Mitgeteilte hörte. Abrupt standen die drei auf und verließen das Cafe. Zu Yvettes großer Erleichterung nahmen sie keinen Jit – es war so verdammt umständlich, diese vertrackten Dinger zu verfolgen -, sondern gingen zu Fuß die Straße entlang bis zum Eingang eines kleinen, billigen Hotels mit Namen Vesa Arms.
Yvette folgte ihnen und überquerte die Straße, als die Männer im Hotel verschwunden waren. Sie wartete noch zehn Sekunden vor dem Eingang, dann ging sie hinein.
Sie konnte eben noch sehen, wie die drei in einem Aufzug nach unten fuhren, wahrscheinlich wollten sie sich zur Ruhe begeben. Sie hatte keine Ahnung, auf welchem Stockwerk sie wohnten und welche Zimmernurnmer sie hatten, aber sie kannte Mittel und Wege, um dahinterzukommen.
Jetzt laß dir was einfallen, Mädchen, sagte sie sich. Nachdem sie ihren Hosenanzug oben fast bis zur Mitte freizügig geöffnet hatte und den Mantel verwegen um die Schultern drapiert hatte, ging sie mit eindrucksvollem Hüftschwung an das Empfangspult. Für eine gewöhnliche Dirne, eine Dyevka, war sie vielleicht zu elegant gekleidet, doch bezweifelte sie, ob der Portier für derartige Details jetzt noch Augen haben würde.
»Hast du die drei Knaben gesehen, die da eben durchkamen?« fragte sie in so ordinärem Slang wie möglich.
»Ja, hab' ich«, gab der Portier zurück. »Was soll mit denen sein?«
»Dann rück ihre Zimmernummer raus.«
»Warum?« Der Mann kniff mißtrauisch die Augen zusammen.
»Geschäfte.«
»Was für Geschäfte hast du mit denen?«
»Sehr persönliche«, verriet Yvette mit einem Augenzwinkern. »Falls du weißt, was ich meine.«
Er wußte haargenau, was sie meinte. »Wenn die dich unten haben wollen – warum nahmen sie dich nicht selbst mit?«
Wieder ein Blinzeln Yvettes. »Hm, ja, die wollten wohl mit mir nicht gesehen werden.« Jetzt verfiel sie in einen Jammerton. »Hör mal, Towarisch, du mußt mir da helfen. Gospodin Iwanow und seine Freunde ...«
»Er heißt nicht Iwanow«, erwiderte der Portier knapp.
»Bei mir heißen die alle Iwanow. Na jedenfalls – er und seine zwei Freunde sagten, ich solle mit ihnen runter aufs Zimmer. Bloß vergaßen sie die Nummer zu geben. Richtig dämlich – ich weiß -, aber manche Kunden sind eben so. Wenn ich nicht bald runterkomme, werden sie furchtbar wütend, und wenn sie dann noch erfahren, daß du mir nicht die Nummer geben wolltest...«
Ihr Ton deutete düstere Aussichten an.
»Zwanzig Credits!« sagte der Portier.
»Du bist wohl nicht bei Trost!« rief Yvette aus. »Dabei springt für mich nicht mehr als hundert heraus. Ich werde einem lausigen Portier doch keine dreckigen zwanzig Credits Provision zahlen! Zehn Scheine, mehr nicht, das ist mein letztes Wort!«
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