Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
selbst. Während sie die langen, kalten Gänge entlanglief, schoß sie jeden, der ihr begegnete, mit präziser Treffsicherheit an, eine Reihe bewußtloser Körper in ihrem Kielwasser hinter sich lassend.
Die rechtmäßige Herrscherin über Vesa lag in ihrem enormen üppigen Bett und vertilgte eine Mahlzeit, die für sie wahrscheinlich einen kleinen Imbiß darstellte – einen kleinen Kapaun, eine Gemüseplatte und einen Pokal Weißwein. Yvette war so rasch und leise durch den Palast geeilt, daß die Markgräfin von ihrem Kommen völlig überrascht wurde. Sie sah erschrocken auf und erkannte mit einiger Verzögerung in Yvette jene Frau, mit der sie kurz vorher konferiert hatte. »Sie da!« rief sie aus. »Was wollen Sie hier? Wie können Sie sich erdreisten ...?«
Yvette beachtete die Dicke zunächst nicht weiter. Dies hier war der letzte Raum des Palastes, und bis jetzt hatte sie noch keine Spur von Garst entdecken können – und hier war er auch nicht. Sie wandte sich mit schußbereiter Waffe an Markgräfin Gindri und unterbrach deren Tirade. »Wo ist Garst?« fragte sie.
Die Markgräfin war aufs höchste verwirrt, als sie eine Waffe auf sich gerichtet sah. Das war ihr noch nie im Leben passiert.
»Warum sollte ich Ihnen das sagen?«
»Wenn Sie es nicht sagen, kriegen Sie einen Schuß Nitrobarb ab, der Sie töten kann – und sagen werden Sie es mir sowieso. Es hat keinen Zweck, um Hilfe zu rufen, ich habe alle im Palast ausgeschaltet. Wir sind die einzigen hier.« Sie fuchtelte bedrohlich mit dem Stürmer. »Und jetzt los – reden Sie!«
»Er ... er war bis vor kurzem da«, stammelte Gindri nervös. »Dann kam ein Anruf, und er mußte fort.«
»Und was für ein Anruf war das?«
»Ich ... ich weiß es nicht genau. Irgendwas wegen eines Spions von DesPlaines, den man gefaßt hat. Garst mußte weg – zu seinem Verhör.«
Yvettes Herzschlag setzte einen Moment aus. Spion von DesPlaines? Das konnte nur Jules sein. Vor einer Woche hatte sie in der Zeitung seine Nachricht gefunden, daß er nach Chandakha fahre. Wann war er zurückgekehrt, und wie wurde er gefangen? Das mußte sie in Erfahrung bringen. Sie packte die fette, häßliche Frau an den Schultern und grub die Finger tief in das weiche Fleisch: »Wo wollte er hin?«
»Ich weiß nicht... warten Sie ... ich glaube, er sagte etwas von der Recycling-Anlage. Auf diese Weise könnten sie sich nachher ganz leicht des Toten entledigen, sagte er.«
»Wann war das?«
»Vor fünfzehn, vielleicht auch zwanzig Minuten.«
Vielleicht ist es noch Zeit, dachte Yvette. Sie sah auf die Uhr -noch mehr als eine Stunde, bis Kantana mit ihren Leuten eintraf. So lange kann ich nicht warten, entschied sie. Das Leben von Jules steht auf dem Spiel.
»Danke für Ihre Mithilfe«, sagte Yvette, »auch wenn sie unfreiwillig geleistet wurde!« Sie betäubte die Markgräfin mit einer Ladung Stärke vier, wie sie es auch bei allen anderen getan hatte.
Sie entnahm ihrer Tasche Stift und Papier und schrieb hastig eine verschlüsselte Nachricht nieder, welche die Situation erläuterte und angab, wo sie anzutreffen sei. Dann hinterlegte sie diese Nachricht so, daß sie von Kantana beim Eindringen in den Palast nicht übersehen werden konnte.
Hoffentlich komme ich nicht zu spät, dachte sie verzweifelt, während sie ungeduldig auf ein Jit wartete, das sie zur Recycling-Ardage bringen sollte.
13. KAPITEL
Der Kampf in der Recycling-Anlage
Jules erlangte nur langsam das Bewußtsein wieder. Als erstes wurde ihm ein Druck auf der Brust bewußt, das Atmen bereitete ihm Schwierigkeiten. Er begann zu keuchen, war aber durch irgend etwas daran gehindert, seinen Brustkorb so weit auszudehnen, um sich wirklich Erleichterung verschaffen zu können. Sein Mund war trocken, als hätte er ihn mit Wüstensand ausgespült. Die Kehle war wund, er konnte kaum schlucken. Schmerzhaft verzog er sein Gesicht, als er versuchte, eine kleine Speichelmenge zu schlucken, die seine Drüsen mühsam produziert hatten.
Er war vollkommen benommen, in seinem Kopf dröhnte es. Er fühlte sich körperlich schwerelos, als schwebe er auf den Wogen eines gallertigen Meeres dahin. Das Bewußtsein kam und schwand abwechselnd, allmählich nahm er wahr, daß er sich entweder draußen im Weltraum oder wieder auf Vesa befinden mußte, wo die Schwerkraft viel geringer war als auf Chandakha. Aber im Moment waren die Fragen rein akademischer Natur. Sein Denken war noch zu ungeordnet, um sich über diese Dinge Gedanken zu
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