Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
zu schmuggeln und ihn auf so überzeugende Art wieder herauszubringen. Und wenn diese Gauner auch nur den entferntesten Verdacht schöpften, daß der SOTE hinter ihnen her wäre, würden sie das Weite suchen und der Service müßte sich wieder durch die Finger schauen. Ganz zu schweigen davon, daß Jules augenblicklich ein toter Mann wäre.
Um den Mann von solchen unerwünschten Schlußfolgerungen abzubringen, sagte Jules: »Ach was – das war doch kein Problem. Ihr würdet auch einen schielenden Nangabat aufnehmen, wenn er herbeigeflogen käme und um Aufnahme bäte.«
Der Mann wollte wieder zuschlagen, hielt jedoch mitten in der Bewegung inne. »Nein, das reicht für den Moment. Wir werden uns ein anderes Vergnügen für dich ausdenken müssen ...«
Da ertönte ein Pochen an einer der Türen. »Laßt ihn rein!« rief der Mann einem anderen zu. Dann überlegte er und sagte: »Nein- ich werde selbst öffnen. Es könnte Garst sein.«
Während er sich entfernte, folgten ihm die Blicke der anderen. Alle Blicke, bis auf die eines jungen Mannes, der sich leise von einer Gruppe absonderte, sich zwischen den Bottichen durchzwängte und sich Jules näherte. Dieser erkannte den Jungen als Radapur, den er vor Rasks irrem Angriff auf dem Raumflughafen gerettet hatte.
Keiner bemerkte, daß Radapur sich Jules genähert hatte. Der Junge hielt ein scharfes Messer umklammert. Sein Gesichtsausdruck war undeutbar, denn in dem jungen Mann kämpften einander widersprechende Gefühle. Und Jules fragte sich – kommt er, um mich zu töten oder zu befreien?
Jetzt stand Radapur hinter ihm und zerschnitt mit ein paar hastigen Schnitten Jules' Fesseln. »Die Schuld ist beglichen«, flüsterte der Junge in großer Erregung. »Mehr kann ich nicht tun.«
Und er bewegte sich wieder so schnell weg, daß Jules es gar nicht geglaubt hätte, wären da nicht die zerschnittenen Fesseln gewesen.
Im Moment bot sich ihm leider keine Chance für einen Ausbruchsversuch, denn die Tür wurde rasch geöffnet und geschlossen, und die Aufmerksamkeit wandte sich wieder ihm zu.
Die Fesseln hingen jetzt loser an ihm, und Jules hoffte inständig, daß dies niemandem auffiel, bis er einen Ausbruch wagen konnte.
»Scheußlich«, sagte der Neuankömmling. »Ich hatte den Gestank hier schon völlig vergessen. Bin froh, daß ich hier nicht mehr so oft zu tun habe. Wo ist der Spitzel?«
»Da drüben.« Der große Mann führte den Neuen vor Jules hin. Nach der ehrerbietigen Haltung des Großen gegenüber dem Neuen zu schließen, mußte es sich bei letzterem um einen wichtigen Mann innerhalb der Organisation handeln – vielleicht um den Big Boß persönlich. Jules starrte das Gesicht an. Nein, er hatte diesen Kerl noch nie gesehen. Dieses Gesicht voll Kälte und Skrupellosigkeit. Während Jules das Gesicht studierte, studierte der Boß – man nannte ihn Garst – seinerseits Jules. »Ein DesPlainianer, tatsächlich«, überlegte er laut. »Die Haut natürlich gefärbt, aber trotzdem ... die Ähnlichkeit mit dem Mädchen ist unverkennbar.«
Yvette! Hatte sie mit dem Burschen schon zu tun gehabt? Wenn ja – was war passiert? Warum lief der Kerl noch frei herum? Was war aus seiner Schwester geworden? Diese und tausend andere Fragen jagten durch Jules' Kopf. Nur mit größter Willensanstrengung schob er sie beiseite und konzentrierte sich auf seine gegenwärtige Lage. Später konnte er sich wegen Yvette Sorgen machen, wenn er selbst weniger gefährdet wäre.
Garst gab ihm keine weiteren Fingerzeige in dieser Richtung. Statt dessen wandte er sich an seinen Stellvertreter und fragte: »Na, Lessin – was haben Sie bis jetzt von ihm erfahren?«
»Noch gar nichts. Er ist eben erst aufgewacht. Ich wollte warten, bis Sie kommen, ehe ich ihm das Zeug verpasse. Sie wissen besser, was Sie ihn fragen wollen.«
Garst nickte. »Gut, macht weiter.«
Lessin griff in einen Lederbeutel an seinem Gürtel und holte einen mit einer klaren Flüssigkeit gefüllten Hypospray hervor. Das ›Zeug‹, wie er es genannt hatte, konnte nur Nitrobarb sein, welches sein Opfer für zwanzig Minuten in ein Koma versenken würde. Und nachher würde Jules alle an ihn gestellten Fragen beantworten. Für Jules bedeutete dies das Todesurteil. Auch wenn die Droge ihn selbst nicht tötete, würden Garst und seine Leute ihm den Rest geben, sobald sie erfahren hätten, was sie wissen wollten. Sein Leben stand auf dem Spiel – er mußte sofort handeln.
Während Lessin sich ihm mit der Sprühdose
Weitere Kostenlose Bücher