Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
wieder in Synthese gebracht. Wer hier hineinfiel, war sofort tot.
Sie starrte in die grünliche Flüssigkeit hinunter und verkrampfte enttäuscht die Hände. Sie war darauf aus gewesen, Garst ihre Wut spüren zu lassen. Doch tröstete sie der Gedanke, daß sein Tod kein besonders angenehmer war. Sie merkte, daß ihr Unterkiefer zitterte und kämpfte mit großer Willensanstrengung dagegen an. »Er ist dahin«, sagte sie schließlich.
Ihr Bruder kam auf sie zugelaufen und umarmte sie. Sämtliche Spannungen der letzten Tage überwältigten plötzlich Yvette wie eine Woge, und sie schmiegte sich zitternd an ihn. Jules hielt sie fest. Und schwieg. Gern hätte er sie gefragt, was es gegeben hatte, aber er kannte seine Schwester zu gut. Sie würde ihm selbst alles sagen, wenn ihr danach zumute war. In der Zwischenzeit tröstete er sie, so gut er konnte.
Yvette riß sich zusammen und lächelte ihm zu. »Das hat mich mehr mitgenommen, als ich dachte.«
Er nickte. »Und ich mußte entdecken, daß mir die Arbeit im Alleingang keinen Spaß macht. Manchmal ist man sehr einsam.«
»Ja.« Sie lächelte unsicher und sah zu Boden. »Ja, das stimmt.« Dann sah sie mit gefaßter Miene zu ihm auf. »Kantana und ihre Agenten müßten bald im Palast der Markgräfin eintreffen. Ich bestellte sie dorthin, weil ich glaubte, Garst würde dort sein. Gindri steckte mit Garst unter einer Decke, aber er war der Kopf. Als ich erfuhr, er wäre hier, hinterließ ich eine Nachricht, sie sollten nachkommen.« Sie sah sich um und begutachtete die Verwüstungen, die der Kampf mit sich gebracht hatte. »Eigentlich haben wir ihnen die Arbeit abgenommen. Warum gehst du nicht zum Palast, Jules, und hilfst ihnen dort weiter?«
»Und du?«
»Ich komme gleich nach. Ich muß hier noch ein kleines Adieu unter vier Augen hinter mich bringen. Mehr nicht. Keine Angst, ich fühle mich tadellos.«
Jules sah sie zweifelnd an, sagte aber nichts. An der Tür drehte er sich um. Yvette stand an der Tür zu dem großen Kessel und starrte hinein. Sie hatte Tränen in den Augen – ob von chemischen Dämpfen verursacht oder von einem geheimen Kummer, konnte er nicht beurteilen. Achselzuckend drehte Jules sich um und überließ es seiner Schwester, mit ihren Gefühlen ins reine zu kommen.
14. KAPITEL
Chandakhas Probleme werden gelöst
Am nächsten Tag sandten sie direkt an den obersten Chef der SOTE einen verschlüsselten Bericht ab und erhielten innerhalb von zwei Stunden Antwort. Sie sollten mit dem nächsten erreichbaren Schiff zurückkommen und die noch durchzuführende Kleinarbeit zur Liquidierung der Bande den bewährten Händen Kantanas überlassen. Es tat ihnen zwar ein wenig leid, die begonnene Arbeit nicht zu Ende führen zu können, sie beugten sich aber der weisen Entscheidung ihres obersten Vorgesetzten.
Schließlich waren sie seine Top-Agenten, und es sollten ihre Talente nicht an Banalitäten verschwendet werden. Für solche Routinearbeiten gab es genügend andere Leute.
Sie sollten sich in Geduld fassen, hatte der oberste Chef gemeint, und sich bei der Heimreise Zeit lassen. Das Schiff, auf dem sie also die Passage buchten, brauchte gemütliche zehn Tage für die Fahrt zur Erde, und sie nutzten die Zeit zu ihrer emotionalen und physischen Erholung. Yvette erzählte ihrem Bruder alles über Dak, ihre Gefühle für ihn, und er tröstete sie nach besten Kräften. Als sie schließlich die Erde erreichten, hatte sich Yvette mit Daks Tod abgefunden. Der Gedanke an ihn lauerte nur mehr als dumpfer Schmerz im Hintergrund ihres Bewußtseins -wenn schon nicht vergessen, so doch um anderer Dinge willen beiseite geschoben.
Sie landeten am Raumflughafen Canaveral in Florida und fuhren im eigenen Jet-Auto zur Staatshalle des Regierungsgebäudes in Miami, wo sich die mit ›Sektion vier‹ benannte Abteilung befand. Nach der Landung auf dem Dach benutzten sie den Privataufzug zum Chefbüro, wo sie von Herzogin Helena in aller Form empfangen wurden.
Großherzog von Wilmenhorst saß hinter seinem großen Schreibtisch, der wie gewöhnlich unter einem Berg von Akten begraben war. Hier, in dieser Umgebung, schien er sich viel wohler zu fühlen als an Bord seines Raumschiffes. Dieses Milieu entsprach seiner ganzen Persönlichkeit am besten. Er bedeutete ihnen mit einladender Handbewegung, sich zu setzen, und Helena begab sich an die Bar und mixte den beiden automatisch eisgekühlte Orangensäfte, da sie die Vorliebe der d'Alemberts für alkoholfreie Getränke
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