Weltraumzirkus d'Alembert - 1-5 - Die Geheim-Agenten des Imperiums
kannte.
»Wieder muß ich euch beiden zu eurer hervorragenden Arbeit gratulieren«, sagte der Großherzog, nachdem alle gemütlich Platz genommen hatten. »Das Gratulieren wird ja nun allmählich zu einer Gewohnheit – natürlich eine höchst angenehme Gewohnheit, in Anbetracht von Alternativen.
Ihr wollt sicher wissen, wie die Liquidierungsarbeiten auf Vesa vonstatten gingen. Erst gestern traf ein Bericht von Kantana ein. Sie hat tadellose Arbeit geleistet. Die Aktenrolle, die Yvette gefunden hat, enthielt tatsächlich Aufzeichnungen über Garsts schmutzige Geschäfte und ergab Hinweise auf weitere derartige Unterlagen. An Hand deren konnte man die Tätigkeit der Organisation bis in ihre Anfänge zurückverfolgen, bis in die Zeit vor mehr als zwei Jahrzehnten. Das Geld, das durch die Hände dieser Bande floß, betrug mehr als das Gesamt-Währungspotential mancher kleiner Welten! Ein unglaubliches System! Garst war ein Organisationsgenie, ich bin froh, daß er tot ist. Der Gedanke, daß er immer noch irgendwo seine Ränke schmieden könnte, wäre mir unerträglich. Wir sind schließlich nur durch einen Zufall auf ihn gestoßen.
Die meisten Verbrecher begehen einen Fehler und werden zu habgierig – Garst hingegen hielt sich diesbezüglich im Zaum. Er war jeweils immer nur hinter einer kleineren Anzahl von Touristen her – ein weniger kluger Mann als er hätte nach mehr gegiert. Und indem er die verhältnismäßig geringe Anzahl ständig beibehielt, kam er längere Zeit ungeschoren davon.«
Geistesabwesend verschob der Chef Papiere von einem Stapel zum anderen. »Als wir die Unterlagen zur Hand hatten, war es für Kantana ein leichtes, alle Bandenmitglieder auf Vesa festzunehmen, dazu Korrupte bei der Polizei, im Hotel und bei der Recycling-Anlage. Und nach Ihren Angaben, lieber Jules, konnten sie auch das Mörder-Schulungslager ausheben. Viel war davon allerdings nicht mehr übrig – Jakherdi hatte es in Brand gesetzt und die Leute weggeschickt, als er von Garsts Tod erfuhr- aber an Hand von Garsts Unterlagen konnten viele von ihnen noch festgenommen werden. Einigen der untersten Funktionsränge glückte es, im Gewimmel von Chandakha unterzutauchen, aber die führenden Köpfe wurden verhaftet.«
Jules rutschte ungeduldig auf seinem Sessel hin und her, nahm einen Schluck aus seinem Glas und machte ein nachdenkliches Gesicht. Als er sicher sein konnte, daß sein Chef zu Ende gesprochen hatte, begann er: »Auf der Fahrt zur Erde hatte ich Zeit zum Nachdenken. Für den Augenblick haben wir die Verschwörung auf Vesa zwar ausgelöscht, doch glaube ich nicht, daß wir damit das Problem vollständig lösen konnten.«
Der Chef zog fragend die Brauen hoch. »So? Wie meinen Sie das?«
»Nun, die eigentliche Bedrohung ist Chandakha selbst. Garst hätte nie sein System aufbauen können, hätte er nicht von dort ständigen Nachschub an Mördern gehabt. Er brauchte Hunderte, die so geldgierig waren, daß sie automatisch töteten, den Wert menschlichen Lebens völlig mißachtend. Chandakha ist der ideale Nährboden für diesen Menschentyp. Leben ist das Billigste, was es dort gibt. Die Menschen vegetieren in aneinandergedrängten Massen, das Verbrechen ist so weit verbreitet, daß die Anwerbung einer Würgergilde ein einfaches Unternehmen darstellt. Man braucht nur einen Menschen aus den Slums von Bhangora in die luxuriösen Kasinos auf Vesa zu bringen – es werden sich in ihm Haßgefühle gegen die Reichen aufstauen.
Warum soll er sich nicht nehmen, was sie besitzen, wenn sich ihm dazu die Möglichkeit bietet? Die haben ja mehr als genug, und seine eigene Familie ist am Verhungern.«
Der Chef nickte bedächtig. »Was Sie sagen, stimmt natürlich. Und was schlagen Sie vor?«
»Man muß die Zusammenballungen der Menschen lockern, die Menschen mehr streuen«, sagte Jules mit Entschiedenheit. »Sie können nicht ewig so zusammengepfercht dahinvegetieren. Garst stellte für Chandakha so etwas wie ein Sicherheitsventil dar, obwohl ich bezweifle, daß ihm diese Zusammenhänge bewußt waren. Indem er jedoch den Abschaum der Gesellschaft von dort abzog, bewahrte er den Planeten davor, in unkontrollierbare Gewalttätigkeit zu verfallen. Jetzt fehlt ein solches Ventil. Wenn wir vermeiden wollen, daß Chandakha aus allen Nähten platzt, müssen wir die Bevölkerung verteilen, die Dichte vermindern.«
»Aber die anderen Kontinente des Planeten Chandakha sind unbewohnbar.«
Yvette fühlte, daß es nun an ihr lag, dazu etwas zu
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